Justus Georg Schottelius – Wikipedia

Justus Georg Schottelius (Lateinisiert Justus-Georgius Schottelius;; geboren am 23. Juni 1612 in Einbeck, gestorben am 25. Oktober 1676 in Wolfenbüttel) war eine der führenden Figuren des deutschen Barock, bekannt für seine Veröffentlichungen zur deutschen Grammatik, Sprachtheorie und Poetik.
Justus-Georg Schottelius wurde in Einbeck geboren, das 1612 ein niederdeutschsprachiger Raum war. Er war der Sohn eines lutherischen Pastors; seine Mutter stammte aus einer Kaufmannsfamilie. Justus-Georg hat sich regelmäßig selbst gestylt Schotteliusund dies muss als die richtige Form seines Namens angesehen werden, obwohl nach seinem Tod die de-latinisierte Form Schottel lange in wissenschaftlichen Schriften bestanden und wird immer noch manchmal verwendet.
Schottelius überwand die vielen Umwälzungen des Dreißigjährigen Krieges (1618–48) und den vorzeitigen Tod seines Vaters und erlangte eine gute Ausbildung, insbesondere am Akademischen Gymnasium in Hamburg und an den Universitäten Groningen, Leiden, Leipzig und Wittenberg . 1640 fand er eine Anstellung als Tutor für die Kinder von Herzog August dem Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg (1579–1666), einschließlich Augusts Erbe Anton Ulrich (1633–1714). Schottelius schrieb mehrere Theaterstücke für seine Schüler, einige mit musikalischen Begleitungen, die von Augusts Gemahlin Sophie Elisabeth oder in einem Fall von Heinrich Schütz (1585–1672) komponiert wurden. 1646 heiratete er Anna Margarete Eleonore Cleve, die jedoch im folgenden Jahr starb. Seine zweite Frau, die er 1649 heiratete, war Anna Margarete Sobbe. In den 1640er und 1650er Jahren stieg Schottelius in herausragende Verwaltungspositionen am Hof auf. Er hatte auch Zugang zur prächtigen Herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel und lebte bis zu seinem Tod in dieser Stadt.
Schottelius etablierte sich in den frühen 1640er Jahren schnell als starker Protagonist der deutschen Sprache. 1642 in die führende patriotische Sprachgesellschaft aufgenommen, die Fruchtbringende Gesellschaft oder „Fructifying Society“, nahm Schottelius als seinen Gesellschaftsnamen Der Suchende (‚The Seeker‘), der sich heftig mit seinen Kontroversen über die Grundlagen der Grammatik und der lexikalischen Reinheit befasst. 1645 oder 1646 wurde er Mitglied der Pegnesischer Blumenorden, geleitet in Nürnberg von Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658) und später Sigmund von Birken (1626–1681). 1646 promovierte er an der Universität Helmstedt in Rechtswissenschaften.[1]
Erfolge als Schriftsteller[edit]

Obwohl er sich auch in den Bereichen Poesie, Poetische Theorie und Drama auszeichnete, ist Schottelius vor allem für seine Einsichten und Leistungen als Linguist denkwürdig. Handeln wie viele seiner Zeitgenossen im Geiste des kulturellen und sprachlichen Patriotismus. er versuchte, den niedrigen Status des Deutschen zu erhöhen, sein hohes Altertum zu feiern, es gegen spätere ausländische Einflüsse zu verteidigen, es im Lichte der aktuellen Sprachtheorie zu überprüfen, seine Verfeinerung und Verwendung als Kommunikationsmedium zu fördern, und letztendlich eine neue, prestigeträchtige Epoche in der Sprache einzuleiten. Dieser Prozess war unter Zeitgenossen bekannt als Spracharbeit.
Für sein Debüt als Sprachreformer wählte Schottelius ein poetisches Medium. Seine Lamentatio Germaniae exspirantis (1640) griffen in stattlichen Alexandrinen und grellen Metaphern den korrupten Zustand der Sprache an, insbesondere den aufkeimenden übermäßigen Gebrauch von Fremdwörtern.[4] In einer sterbenden Klage präsentiert sich die einst schöne Nymphe Germania als groteske Hexe. Im Laufe der Jahrhunderte verehrt und verdient sogar die Krone Europas, prostituiert sie sich jetzt selbst und bittet um Worte aus dem Französischen, Spanischen, Italienischen und Englischen.[5] Trotz all seiner starken Rhetorik war Schottelius ’sprachlicher Purismus im Vergleich zu seinem Zeitgenossen Philipp von Zesen (1619–1689) eher moderat. Aber seine Meisterschaft in deutscher Sprache war unübertroffen.
Ausführliche Arbeit Von der Teutschen HaubtSprache[edit]
Schottelius Hauptwerk, seine Ausführliche Arbeit Von der Teutschen HaubtSprache, erschien 1663. Auf über 1.500 Seiten wurden erhebliche Mengen an Material aufgenommen, das zuvor erschienen war, insbesondere in seinem Deutsche Sprachkunst von 1641. Ziel ist eine gelehrte, internationale Leserschaft, die neben Deutsch auch viel Latein verwendet Ausführliche Arbeit ist ein Kompendium von bemerkenswerter Reichweite und Tiefe. Es kombiniert viele Diskurstraditionen und umfasst Sprachgeschichte, Rechtschreibung, Zufall, Wortbildung, Redewendungen, Sprichwörter, Syntax, Versifikation, Onomastik und andere Merkmale, einschließlich eines Wörterbuchs mit mehr als 10.000 deutschen Wurzelwörtern. An der Spitze der Arbeit (S. 1–170) stehen zehn sogenannte Lobreden (Lobreden): Dies sind massiv dokumentierte programmatische Aussagen, die viele Aspekte der deutschen Sprache in Vergangenheit und Gegenwart charakterisieren und dafür den Status einer „Kardinalsprache“ beanspruchen (Hauptsprache) neben Latein, Griechisch und Hebräisch. Ein Hauptargument war hier die reiche lexikalische Produktivität der deutschen Sprache, ihre Fähigkeit, Wurzelwörter zu kombinieren (Wurtzeln, Stammwörter, meist einsilbig) und Affixe (Hauptendungen) auf eine Weise, die ihm einzigartige und unendliche Ausdruckskraft verlieh. Um die Natur in all ihrer Vielfalt darzustellen, hatte sie zum Beispiel die Möglichkeit, Hunderte verschiedener Farben zu benennen, wie Schottelius ausführlich zeigte.
Um zu demonstrieren, dass die deutsche Sprache eine rationale Grundlage hat, stützte Schottelius seine Grammatik teilweise auf das klassische Prinzip der Analogie und identifizierte (und manchmal sogar künstlich erzeugte) Muster der Regelmäßigkeit oder Ähnlichkeit in Rechtschreibung und grammatikalischer Beugung. Als Grammatiker erkannte er aber auch unzählige Anomalien oder Unregelmäßigkeiten in der Sprache an und respektierte den schriftlichen Gebrauch in seiner für ihn vorbildlichsten Form. Im 17. Jahrhundert befand sich Deutsch noch im langen und schwierigen Prozess der Standardisierung oder Kodifizierung. Einflussreich war hier Schottelius ‚eigene Auffassung von Hochdeutsch als einer Sprache, die die vielen Dialekte übersteigt und derzeit von „gelehrten, weisen und erfahrenen Männern“ schriftlich verwendet wird (viri docti, sapientes et periti). Schottelius argumentierte deutlich, dass diese idealisierte, überregionale Form des Deutschen nicht spontan und schon gar nicht aus der Sprache erworben werden könne: Sie müsse „durch viel Fleiß und Mühe gelernt werden“ (durch viel Fleis und Arbeit … erlernet).
Erbe[edit]
Schottelius ‚wahrhaft „umfassendes“ Werk dominierte das deutsche Sprachfeld bis Johann Christoph Gottsched (1700-1766), dessen maßgebliche Grammatik ab 1748 erschien. Schottelius ‚breiteres Erbe wurde unterschiedlich bewertet, aber es liegt hauptsächlich in der Entwicklung sprachlicher Ideen mit messbaren Einflüssen in frühen Grammatiken von Dänisch, Niederländisch, Schwedisch und Russisch sowie in theoretischen Schriften zu diesen und anderen Sprachen.[11]
Hauptarbeiten[edit]
- Lamentatio Germaniae exspirantis. Der numehr hinsterbende Nymphen Germaniae elendeste Todesklage. Braunschweig: Gruber. 1640. Abgerufen 3. Februar 2018.CS1-Wartung: ref = harv (Link)
- Deutsche Sprachkunst. Abgetheilet in Drey Bücher. Braunschweig: Gruber. 1641. Abgerufen 3. Februar 2018.CS1-Wartung: ref = harv (Link)
- Der Teutschen Sprach Einleitung, Zu richtiger gewisheit und grundmeßigem vermügen der Teutschen Haubtsprache, samt beygefügten Beziehungen. Lüneburg. 1643.CS1-Wartung: ref = harv (Link)
- Teutsche Vers- oder ReimKunst darin Unsere Teutsche Muttersprache, so viel dero süßeste Poesis betrift, in einer richtigen Form der Kunst zum ersten mahle geworden worden. Wolfenbüttel. 1645.CS1-Wartung: ref = harv (Link)
- Ausführliche Arbeit von der Teutschen HaubtSprache, Worin enthält Gemelter dieser HaubtSprache Uhrankunft, Uhraltertuhm, Reinlichkeit, Qualität, Unvergleichlichkeit, Grundrichtigkeit, zumahl die SprachKunst und VersKunst Teutsch und guten theils und Teutscher Sprache, von der verteutschung, Item die Stammwörter der Teutschen Sprache samt der Erklärung und derogleichen viel merkwürdige Sachen …. Braunschweig: Christoph Friedrich Zilligern. 1663. Abgerufen 4. Februar 2018.CS1-Wartung: ref = harv (Link)1995 Nachdruck
Verweise[edit]
- ^ Für weitere biografische Details siehe: Hecht (1995); Dünnhaupt (1991), S. 3824ff.; Moulin-Fankhänel (1997), p. 277; McLelland (2011), S. 4ff.
- ^ Zum deutschen puristischen Diskurs des 17. Jahrhunderts siehe zum Beispiel Jones (1999), S. 25-83.
- ^ Schottelius druckte das Gedicht (mit eigenen Anmerkungen) in Ausführliche ArbeitS. 1012-1028.
- ^ McLelland 2011, S. 218–262.
Literaturverzeichnis[edit]
- Dünnhaupt, Gerhard (1991). „Justus Georg Schottelius (1612-1676)“. Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. 5. Stuttgart: Hiersemann. S. 3824–3846. ISBN 3-7772-9133-1.
- Gardt, Andreas (1999). Geschichte der Sprachwissenschaft in Deutschland. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Berlin, New York: de Gruyter. ISBN 3-11-015788-8.CS1-Wartung: ref = harv (Link) (zum kulturellen Patriotismus S. 103–119; zu Schottelius S. 119–127)
- Hecht, Wolfgang (1995). „Biographische Daten“. In Hecht, Wolfgang (Hrsg.). Ausführliche Arbeit von der teutschen HaubtSprache. Tübingen: Niemeyer. S. 20 * f. ISBN 978-3-11-094046-6. (Faksimile der Ausgabe von 1663)
- Hundt, Markus (2000). „Spracharbeit“ im 17. Jahrhundert. Studien zu Georg Philipp Harsdörffer, Justus Georg Schottelius und Christian Gueintz. Berlin, New York: de Gruyter. ISBN 3-11-016798-0.CS1-Wartung: ref = harv (Link)
- Jones, William Jervis (1999). Bilder der Sprache. Sechs Essays über deutsche Einstellungen zu europäischen Sprachen von 1500 bis 1800. Amsterdam, Philadelphia: Benjamins. ISBN 90-272-4577-0.
- Jones, William Jervis (2013). Deutsche Farbbegriffe. Eine Studie über ihre historische Entwicklung von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart. Amsterdam, Philadelphia: Benjamins. S. 182–185. ISBN 978-90-272-4610-3.CS1-Wartung: ref = harv (Link)
- McLelland, Nicola (2011). JG Schottelius ‚“Ausführliche Arbeit von der Teutschen HaubtSprache“ (1663) und ihr Platz in der frühneuzeitlichen europäischen Umgangssprache. Veröffentlichungen der Philological Society, 44. Chichester: Wiley-Blackwell. ISBN 978-1-4051-9270-5.
- Moulin-Fankhänel, Claudine (1997). Bibliographie der deutschen Grammatiken und Orthographielehren. Vol. 2. Das 17. Jahrhundert. Heidelberg: Winter. S. 277–297. ISBN 9783825302269.
Weiterführende Literatur[edit]
- Berns, Jörg Joachim, hrsg. (1976). Justus Georg Schottelius. Ein teutscher Gelehrter am Wolfenbütteler Hof. Wolfenbüttel: Herzog August Bibliothek.CS1-Wartung: ref = harv (Link)
- Hundt, Markus (2007), „Schottelius, Justus Georg“, Neue Deutsche Biographie (NDB) (auf Deutsch), 23, Berlin: Duncker & Humblot, S. 498–500CS1-Wartung: ref = harv (Link);; ((Volltext online)
- Seiffert, Leslie (1990). „Der einheimische und lateinistische Justus-Georgius Schottelius und die Traditionen des deutschen Sprachpurismus“. In Hüllen, Werner (Hrsg.). Die Historiographie der Linguistik verstehen. Probleme und Projekte. Symposium in Essen vom 23. bis 25. November 1989. Nodus: Münster. S. 241–261. ISBN 3-89-323-221-4.CS1-Wartung: ref = harv (Link)
- Sara, Smart (1989). „Justus Georg Schottelius und die patriotische Bewegung“. Modern Language Review. 84: 83–98. doi:10.2307 / 3731952.CS1-Wartung: ref = harv (Link)
- Waldberg, Max von (1891), „Schottelius, Justus Georg„, Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) (auf Deutsch), 32, Leipzig: Duncker & Humblot, S. 407–412CS1-Wartung: ref = harv (Link)
Externe Links[edit]
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