Korps Österreich Frankfurt am Main

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Haus Österreich in Frankfurt

Korps Österreich ist Mitglied des Kösener Senioren-Convents-Verband, der Vereinigung der ältesten Studentengemeinschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Corps Austria ist “pflichtschlagend”, was darauf hinweist, dass es von seinen Mitgliedern verlangt, an mehreren organisierten duellartigen Fechtkämpfen mit Mitgliedern anderer spezifischer Studentengemeinschaften teilzunehmen, ein Ritual aus dem 17. Jahrhundert, das von Mark Twain in beschrieben wurde sein Buch “Ein Landstreicher im Ausland”. Das Corps Austria gilt ferner als “farbentragend”, da seine Mitglieder eine farbige Schärpe (rechte Schulter bis linke Taille) über der Brust tragen, um ihre Zugehörigkeit zur Bruderschaft zu belegen. Beide Tendenzen sind charakteristisch für die traditionellsten und oft sehr elitären rein männlichen Bruderschaften in Ländern Mitteleuropas. Förderfähig sind Studierende der Goethe-Universität Frankfurt und anderer Hochschulen in Frankfurt. Mitglieder des Corps Austria werden umgangssprachlich als “Austrianer” oder einfach “Austern” bezeichnet. Das Corps Austria wurde 1861 an der Karls-Ferdinand-Universität in Prag gegründet und wechselte 1919 an die neu gegründete Goethe-Universität Frankfurt.

Das deutsche Studentenkorps wurde traditionell aus dem Adel und der sozialen Elite rekrutiert und gilt traditionell als elitärer als andere deutsche Studentengemeinschaften wie das katholische Kartellverband und die Burschenschaften. Sie erwägen Toleranz und Individualität als Schlüsselprinzipien und verwurzelt im deutschen Idealismus. Ihre allgemeine politische Haltung ist konservativ, aber weltoffener und weniger rechts als die Burschenschaften.

Die “Farben” des Corps Austria sind schwarz, weiß und gelb, genau in dieser Reihenfolge. Schwarz und Gelb waren bis 1867 die Farben der Flagge der Habsburgermonarchie. Neben der oben genannten farbigen Schärpe werden auch Kopfbedeckungen getragen, die als obligatorischer Bestandteil der “Couleur” oder “Uniform” der Korpsmitglieder gelten. Abhängig von der Jahreszeit kann eine von zwei Arten von Kopfbedeckungen von “Aktiven” oder aktiven Mitgliedern gewählt werden. Im akademischen Wintersemester muss eine schwarze Mütze mit dünnen schwarzen, weißen und gelben Bändern getragen werden.

Im Sommersemester kann ein weißer Seiden- “Stürmer” oder Kepi mit schwarzen, weißen und gelben Paspeln getragen werden. Gemäß der Verfassung des Corps Austria darf der “Stürmer” nur getragen werden, wenn eine Sitzung des Innenrates oder des “Corps Convent” beschließt, den “Stürmer” für dieses Sommersemester zu tragen. Darüber hinaus kann zu bestimmten Anlässen eine “Kneipjacke” oder eine Messjacke getragen werden. Diese Jacke hat eine schwarze Farbe und ein silbernes und schwarzes Geflecht. “Füchse”, Eingeweihte des Korps dürfen eine zweifarbige Schärpe aus Schwarz und Gelb tragen. Dies steht im Gegensatz zu der dreifarbigen Schärpe vollwertiger Mitglieder oder Corps Brothers (CB’s). Schließlich wendet das Corps Austria, wie bei allen derartigen Studentengemeinschaften, sein eigenes Motto an: “Durch Eintracht Stark!“oder” Stärke durch Einheit! ”

Geschichte[edit]

150. Gründertagsfeierball 2011

Aus Angst vor den liberalen und aufgeklärten Idealen der Französischen Revolution verbot der Reichstag des Heiligen Römischen Reiches in Regensburg 1793 alle Studentenvereinigungen. Dieses Verbot würde jedoch nur auf dem Gebiet des Habsburgerreichs und dann zum großen Teil dank des Eifers des unterdrückenden Metternich-Regimes strikt durchgesetzt. Auch die Korrespondenz mit ausländischen Universitäten wäre für Studierende verboten. Nach einer kurzen Pause nach der sogenannten “Märzrevolution” von 1848 wurden Studentenvereinigungen 1849 erneut verboten.

Erst 1859 hatte sich die Situation ausreichend gemildert, um die Gründung solcher Studentengruppen nach dem gleichen Vorbild zu ermöglichen, wie sie in anderen deutschsprachigen Staaten zu finden waren. Die Ursache für diese Änderung kann sowohl auf die überwältigende Niederlage des Habsburgerreichs in der Schlacht von Solferino als auch auf den daraus resultierenden schlechten Zustand der Finanzen des Imperiums zurückgeführt werden. Kaiser Franz Joseph I. benötigte die Unterstützung der Mittelschicht, die dazu neigte, liberale Ideale anzunehmen, um dringend benötigte Reformen durchzuführen, um diese Probleme anzugehen.

Während sich die Frage der nationalen Identität bei Studierenden im deutschsprachigen Raum nicht stellte, stellte sich die Frage nach der nationalen Identität der Studierenden im Kontext des multinationalen Habsburgerreichs. Die Tschechen beispielsweise betrachteten die in Prag eingeführte besondere Form der deutschen Studentenvereinigung als “typisch deutsch”, während die Österreicher ihre Studentenvereinigungen zunehmend als fast eine Erweiterung ihrer nationalen Identität betrachteten. Infolgedessen zogen solche Studentengruppen mit ihren farbenfrohen nationalistischen Utensilien häufig den Zorn der einheimischen Bevölkerung auf sich.

Ursprünge des Korps Österreich[edit]

Das Corps Austria wurde am 23. Februar 1861 von Studenten der Karl-Ferdinand-Universität in Prag gegründet. Am 28. Juni 1881 ereignete sich ein Ereignis, das zur endgültigen Vertreibung des Korps von seinem Geburtsort führen würde. In der sogenannten “Schlacht von Kuchelbad”, einem beliebten Ziel am Stadtrand von Prag, überwältigten und leiteten tschechische Studenten die Teilnehmer des jährlichen Stiftungsfestes zum Gedenken an die Gründung des Korps gewaltsam.

Mit diesen Fracas war ein unglücklicher Präzedenzfall geschaffen worden. Obwohl es nie offiziell als solches anerkannt wurde, ist das Schlacht von Kuchelbad hatte in der Tat die Tür zu einer Feindseligkeit zwischen den verschiedenen Nationalitäten des Österreichisch-Ungarischen Reiches geöffnet. Mit dem Badenischen Sprachgesetz vom 5. April 1897 wurde versucht, die wachsende Kluft zwischen den einheimischen Tschechen und ihren deutschsprachigen Oberherren zu verringern, indem der deutschen und der tschechischen Sprache im Rahmen von Gerichtsurteilen in Böhmen und Mähren die gleiche Bedeutung beigemessen wurde. Ein Sturm von Protesten deutschsprachiger Menschen verschlang Städte im ganzen Reich, so dass das Gesetz bis 1899 vollständig aufgehoben wurde. Eine Kette von Ereignissen, die zum Zusammenbruch des Reiches im Ersten Weltkrieg führen würden, hatte nun einen unaufhaltsamen Schwung erhalten.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde eine Rekonstitution des Korps in Prag nicht zuletzt deshalb als nicht ratsam angesehen, weil die Farben des Korps die Farben der alten Habsburgermonarchie widerspiegelten. Stattdessen verließ das Korps Prag auf unbestimmte Zeit und zog nach Hause, einmal 1919 nach Innsbruck in Österreich, als Gäste des Korps Rhätien Innsbruck und dann im selben Jahr an die neu gegründete Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wo es seitdem ist.

1935 verabschiedete die nationalsozialistische Regierung ein Gesetz, nach dem alle Studentenorganisationen Mitglieder ausweisen müssen, die sie als “nicht-arisch” ansah. Das Corps Austria weigerte sich, dem zu entsprechen, und musste dementsprechend 1936 seine Türen schließen. 1939 wurde der Alte Herren-Verein der Corp von den Gestapo gewaltsam aufgelöst, weil er sich weigerte, mit dem Nationalverband zusammenzuarbeiten Sozialistischer Deutscher Studentenbund (NS-Studentenbund). Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem 19 Mitglieder des Korps ums Leben kamen, wurde das Korps Österreich 1949 in Frankfurt wiederhergestellt.

Allgemeines[edit]

Die Corp Austria ist seit 1919 Mitglied des Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). Aufgrund ihrer Grundsätze und Werte (z. B. persönliche Etikette und Anstand) gilt das Corps Austria als Mitglied des “Blauen Kreises” inoffizieller Kreis innerhalb des KSCV Kösener Senioren-Convents-Verband des Korps mit ähnlichen Werten, auf dessen Grundlage Allianzen und Freundschaften „Blauer Kreis“ gebildet werden.

Berühmte Mitglieder[edit]

  • Vincenz Czerny (1842–1916), Chirurg
  • Robert Gersuny (1844–1924), Chirurg
  • Jürgen Herrlein (* 1962), Rechtsanwalt
  • Ott-Heinrich Keller (1906–1990), Mathematiker
  • Josef Neuwirth, Kunsthistoriker
  • Alfred Pribram (1841–1912), Internist
  • Richard Pribram, österreichischer Chemiker
  • August Leopold von Reuss (1841–1924), Augenarzt
  • Karl Hans Strobl (1877–1946), Schriftsteller
  • Eberhard Zahn (1910–2010)
  • Anton Tausche, böhmischer Lehrer

Literatur[edit]

  • Jürgen Herrlein, Corps Austria – Corpsgeschichte 1861-2001 (Geschichte des Corps Austria 1861-2001), Frankfurt am Main 2003
  • Jürgen Herrlein, Corps Austria – Corpsliste 1861-2001 (Mitgliederliste 1861-2001), Frankfurt am Main 2001
  • Egon Erwin Kisch, Alt-Prager Mensurlokale, im Aus Prager Gassen und Nachbarnten (gesammelte Werke, Band 2), Aufbau Verlag, Berlin, 5. Auflage 1992, ISBN 3-351-02024-4, S. 172-176
  • Egon Erwin Kisch, Die Kuchelbader Schlacht, im Prager Pitaval – Späte Reportagen (gesammelte Werke, Band 3), Aufbau Verlag, Berlin, 5. Auflage 1992, ISBN 3-351-02092-9, S. 267-271

Externe Links[edit]


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