Baumwolle aus Afrika – Wikipedia

Projektinitiative gestartet und verwaltet von der Aid by Trade Foundation

Baumwolle aus Afrika ist eine Projektinitiative, die von der Aid by Trade Foundation (AbTF) mit Sitz in Hamburg ins Leben gerufen und geleitet wird.[1] AbTF wurde 2005 von Dr. Michael Otto, dem Hamburger Unternehmer und Vorstandsvorsitzenden der Otto Group, gegründet. Die unter dem Logo vermarktete Baumwolle wird nach strengen Kriterien für ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit produziert.[2]

Entwicklungsarbeit in Afrika[edit]

Kernprinzipien[edit]

„Hilfe zur Selbsthilfe“ ist ein zentrales CmiA-Prinzip. Die Kleinbauern werden vor Ort in verbesserten Anbaumethoden geschult, die es ihnen ermöglichen, ihre Ernteerträge zu steigern, ein höheres Einkommen zu erzielen und damit ihren Lebensstandard aus eigener Kraft zu erhöhen. CmiA beabsichtigt, die Ausbildung langfristig durch finanzielle Beiträge der teilnehmenden Baumwollhandelsunternehmen sowie durch die Erhebung von CmiA-Lizenzgebühren zu finanzieren. Streng genommen handelt es sich bei CmiA nicht um Bio-Baumwolle, sondern legt großen Wert darauf, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Unter der Stockholmer Konvention gelistete Pestizide sind jedoch als nicht oder teilweise abbaubare organische Toxine, sogenannte POPs, verboten.[3][4]

Länder[edit]

Zu den CmiA-Projektländern zählen die westafrikanischen Staaten Benin und Burkina Faso sowie Sambia – und seit April 2008 auch Mosambik.[5] Diese vier Länder gehören zu den ärmsten der Welt. Das Projekt erreicht in diesen Regionen rund 130.000 Kleinbauern und produziert mit ihrer Arbeit auf einer Anbaufläche von rund 160.000 Hektar rund 85.000 Tonnen CmiA-Rohbaumwolle.

Ausbildung[edit]

In Schulungen vor Ort lernen die afrikanischen Kleinbauern effiziente Anbaumethoden und wie man wertvolle Ressourcen am besten schont. Diese Fähigkeiten helfen ihnen, den Ertrag und die Qualität ihrer Pflanzen aus eigener Kraft zu steigern. Dieser Qualifizierungsansatz soll den Kleinbauern helfen, langfristig aus der Armutsfalle zu kommen, indem eine deutliche Verbesserung des Einkommens der Bauern angestrebt wird. Und die Ergebnisse erster Studien zeigen, dass das Projekt einen positiven Effekt hat: In Sambia etwa haben sich die Ernteerträge einiger Bauerngruppen mehr als verdoppelt,[6] während sich in Benin die Qualität der Baumwolle nach nur zwei Pflanzsaisons erheblich verbessert hat.

Strategische Allianz[edit]

Bei der detaillierten Umsetzung des Projekts arbeitet die Stiftung eng mit ihren Partnern und Spezialisten vor Ort in den Projektgebieten zusammen. Neben dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wird CmiA auch von der Bill & Melinda Gates Foundation,[7] an dem Projekt beteiligen sich auch DEG, GTZ sowie die Baumwollhändler Dunavant, ICA Talon und Faso Coton. Weitere Akteure, die CmiA beratend unterstützen, sind Accenture, Avery Dennison, Deutsche Welthungerhilfe, Deutscher Naturschutzbund (NABU), McCann Erickson und der World Wide Fund For Nature. Mit der Unterzeichnung einer Partnerschaftsvereinbarung im Dezember 2008 zwischen der DEG und der Bill & Melinda Gates Foundation zur Unterstützung des Baumwollsektors in Subsahara-Afrika hat CmiA einen weiteren wertvollen Partner und Sponsor gewonnen, um den Roll-out der Projekt in andere westafrikanische Länder.

Überprüfung[edit]

Die Baumwollproduktion im Feld, der Transport, die Entkörnung und die Lagerung der Rohbaumwolle werden im Rahmen eines unabhängigen Verifizierungsprozesses nach einem Filter- und Ampelsystem bewertet. Struktur und Inhalt des CmiA-Verifizierungssystems wurden von der niederländischen Universität Wageningen erstellt und anschließend von der Beratungsfirma PriceWaterhouseCoopers in enger Zusammenarbeit mit zentralen Akteuren der Aid by Trade Foundation weiterentwickelt. Das Herzstück des Verifikationssystems enthält einen Filter basierend auf einer Reihe von Ausschlusskriterien sowie eine Gruppe von Nachhaltigkeitsindikatoren. Zu den Ausschlusskriterien zählen die missbräuchlichsten Formen von Kinderarbeit, Sklaverei, Zwangsarbeit und Verletzung der Vereinigungsfreiheit (Gewerkschaftsmitgliedschaft). Zu den Nachhaltigkeitsindikatoren zählen Boden- und Gewässerschutzmaßnahmen wie Fruchtfolge und Bodennachdüngung sowie der verantwortungsvolle Umgang mit Pflanzenschutzmitteln.

Marketing[edit]

Konzept[edit]

Als pragmatischer, marktorientierter Ansatz hängt die wirtschaftliche Machbarkeit von Cotton made in Africa nicht von Wohltätigkeit, sondern von aktivierenden Marktkräften ab. Dadurch entstehen keine Aufwendungen wie Prämienzahlungen an die Landwirte, die letztlich die Kosten des Rohprodukts erhöhen. CmiA-produzierte Rohbaumwolle wird zu Marktpreisen gehandelt; die AbTF tritt dabei nicht als Baumwollhändler, sondern als Projektentwickler auf und hält die Vermarktungsrechte an CmiA. Als Vertriebspartner zahlen die Mitglieder der Demand Alliance eine Lizenzgebühr, die dann in den Projektländern reinvestiert wird.[8]

Demand Alliance[edit]

CmiA zielt auf den Massenmarkt für Baumwollwaren ab, und die Demand Alliance internationaler Textilunternehmen ist ein entscheidender Erfolgsfaktor der Projektinitiative. Diese Unternehmen nehmen CmiA-Baumwolle für die Produktion ihrer eigenen Waren auf und erzeugen durch diese Nachfrage eine Sogwirkung, die entlang der textilen Kette zu den Kleinbauern in Afrika führt. Zu den Mitgliedern der Demand Alliance zählen Anson’s, Celio, Otto Group, Peek & Cloppenburg, PUMA, QVC, Tchibo, Tom Tailor, s.Oliver und 1888 Mills, LLC.[9]

Qualitätssiegel[edit]

In den Bereichen Mode und Heimtextilien kommt Cotton made in Africa zum Einsatz und alle Artikel, die CmiA verwenden, sind durch ein rotes Etikett gekennzeichnet. CmiA ist eine Ingredient Brand: Das heißt, es ist keine Produktmarke, sondern eine Marke für afrikanische Baumwolle, die als Rohstoff in Markenprodukten verwendet wird. CmiA definiert sich damit als Qualitätssiegel und tritt neben einer bereits bestehenden Marke auf. Es wird auch von Markenproduktanbietern als „zusätzliches Qualitätszeichen“ verwendet, um ihr jeweiliges Produkt zu unterscheiden und zu differenzieren.[10]

Verbrauchertrends[edit]

Eine von Accenture in Auftrag gegebene und vom Marktforschungsinstitut Forsa durchgeführte Umfrage unter deutschen Verbrauchern aus dem Jahr 2008 bestätigt die Validität des Geschäftsmodells und Entwicklungsansatzes von Initiativen wie Fairtrade oder CmiA und Bio-Produkten. Die Ergebnisse zeigen, dass 85 Prozent der deutschen Verbraucher bereit sind, für Kleidung, die nachweislich unter umweltverträglichen und ethischen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde, mehr zu zahlen. Auch die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit im Konsumverhalten wächst der Umfrage zufolge: Ein Viertel der befragten Verbraucher gab an, für nachhaltig produzierte Kleidung mehr als 20 Prozent mehr zu zahlen, obwohl jeder dritte Befragte angab, dies zu planen reduzieren ihre Kleidungsausgaben. Eine klare Folge dieser Entwicklungen ist, dass Unternehmen, die den Trend zur Nachhaltigkeit ignorieren, mit hoher Wahrscheinlichkeit Kunden verlieren. 77 Prozent der Deutschen gaben an, bei ihrem bevorzugten Lieferanten weniger oder gar keine Produkte zu kaufen, wenn nicht nachgewiesen werden könnte, dass diese unter nachhaltigen Bedingungen produziert wurden.[11] Die Nachfrage nach standardkonformer Baumwolle kommt jedoch hauptsächlich aus Europa und Nordamerika. Chancen für eine Ausweitung des nachhaltigen Baumwollkonsums dürften aus Schwellenländern kommen.[12]

Verweise[edit]

Externe Links[edit]