Die Teufelszunge (Amorphophallus konjac, Syn.: Amorphophallus rivieri) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Titanwurze (Amorphophallus) innerhalb der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). In Österreich wird sie auch Tränenbaum genannt. Die Knolle wird Konjakwurzel genannt.
Die Teufelszunge stammt ursprünglich aus Südostasien – nach einer Quelle aus Vietnam[1] –, ist aber heute jedenfalls im ganzen ostasiatischen Raum, von Japan und China bis Indonesien verbreitet. Die Teufelszunge bevorzugt feuchte und halbschattige Standorte in den dortigen Tropen und Subtropen.
Blatt sowie Fruchtstand von Amorphophallus konjac
Blütenstand der Teufelszunge. Sie blüht im blattlosen Zustand.
Die Teufelszunge ist eine mehrjährige krautige Pflanze. Dieser Geophyt wächst aus einer Knolle, die bis zu 25 cm Durchmesser erreichen kann. Dabei bildet die Konjakwurzel im späten Frühjahr ein einzelnes Laubblatt, das an einen Baum in Form eines Regenschirms erinnert, und ebenso hoch wie breit ist. Die Angaben zur maximalen Höhe dieses Blattes schwanken zwischen 1,3 und 2,5 m.[1] Das Blatt ist doppelt gefiedert und dreiteilig in zahllose blattähnliche Strukturen aufgelöst. Nach der anfänglichen Wachstumsphase bleibt das Blatt den Sommer über stabil, bis die Nährstoffe im Herbst wieder in die Knolle einziehen. Die Reste des Blattes trocknen aus und lösen sich dabei von der Knolle.
Die Pflanze ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Adulte Pflanzen bilden im zeitigen Frühjahr einen Blütenstand. Dieser besteht aus einem dunkelvioletten Kolben (Spadix) mit einer Länge bis zu 55 cm, der von einem Hochblatt (Spatha) umhüllt wird. Auf dem Kolben sitzen unten die weiblichen und oben die männlichen Einzelblüten. Wie bei vielen Arten der Gattung Amorphophallus strömt der Blütenstand einen strengen Aasgeruch aus. Dieser lockt die Insekten an, die die Bestäubung sichern.
Blütenökologisch handelt es sich um eine Kesselfallenblume. Die Bestäubung erfolgt in zwei Schritten. Die Insekten werden in den Grund der Kesselfallenblume gelockt. Dort bestäuben sie die unten am Kolben sitzenden weiblichen Einzelblüten mit den von anderen Individuen mitgebrachten Pollen. Die Insekten verharren am Grund der Spatha, bis die weiblichen Blüten nicht mehr bestäubt werden können. Erst dann öffnen sich die oben am Kolben befindenden männlichen Blüten und ergießen ihre Pollen auf die Insekten, die die Pollen dann zum nächsten Blütenstand tragen. Durch diesen Mechanismus wird die Selbstbestäubung vermieden.
Der Kolben oder Spadix schwitzt zu Beginn der Blühphase Flüssigkeitströpfchen aus und erwärmt sich dabei auch. Damit setzt die geruchsintensive Phase ein. Dieses Verhalten hat der Pflanze den weiteren deutschen Namen „Tränenbaum“ eingebracht.
Es werden orange Beeren gebildet.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 26.[2]
Blütenstand aufgeschnitten
Männliche Blüten (bereits verblüht)
Die Erstbeschreibung durch den deutschen Botaniker Karl Heinrich Emil Koch wurde 1858 veröffentlicht.[3] Es gibt folgende Synonyme: Amorphophallus rivieriDurieu ex Carrière, Amorphophallus rivieri var. konjac(K. Koch) Engl.
Die Teufelszunge ist eine seltene, aber wenig anspruchsvolle Kübelpflanze. Dabei kann ihr Blatt in humoser und durchlässiger Erde bis zu 2,5 m hoch[1] und ca. 1,80 m im Durchmesser werden. Im Herbst fällt das Blatt in sich zusammen und die Knolle kann kühl und vor Frost geschützt überwintern. Ab einem Gewicht der Knolle von etwa 500 g bildet sich im zeitigen Frühjahr eine recht imposante Blüte, die ähnlich streng riecht wie beim großen Bruder Titanwurz (Amorphophallus titanum). Das Erstaunliche daran: Die Knolle treibt den Blütenstand, ohne eingetopft zu sein.
Die Teufelszunge bildet während der Vegetationsperiode Tochterknollen, die nach Ablauf der Vegetationsperiode mit der Mutterknolle nicht mehr verbunden sind.
Die Knolle ist reich an Glucomannanen (Polysacchariden). Sie zeigt hervorragende filmbildende Eigenschaften und wirkt hydratisierend.
Besonders in Japan wird die Konjakwurzel in der Lebensmittelindustrie genutzt. In der EU wird das Mehl der Konjakwurzel (Konjakmehl) als Lebensmittelzusatzstoff E 425 gehandelt.
Die Konjakwurzel wird häufig für kosmetische Produkte benutzt.
Konnyaku, japanische Speise aus der Konjakwurzel
In der japanischen Küche wird Konjak – dort Konnyaku (jap. 蒟蒻 oder 菎蒻) genannt – in Gerichten wie Oden verwendet. Typisch ist es grau gefleckt, von gelartiger Konsistenz und fast geschmacksneutral. Es ist ein Nahrungsmittel mit niedriger Energiedichte, das mehr wegen seiner Textur geschätzt wird als wegen seines Geschmacks.
Japanisches Konjakgel wird hergestellt, indem Konjakmehl mit Wasser und gesättigter Kalziumhydroxidlösung gemischt wird. Häufig wird hierbei Hijiki zugefügt, um dem Gemisch einen anderen Geschmack und eine dunkle Farbe zu geben. Danach wird die Mischung gekocht und ausgehärtet. Konjak in Nudelform heißt „Shirataki“ und wird in Nahrungsmitteln wie Sukiyaki und Gyūdon verwendet.
Konjak wird auch in den beliebten Fruchtsnacks verwendet, die in Plastikbecherchen angeboten werden: Gelee-Süßwaren in Minibechern („jelly mini-cups“). Diese Snacks werden häufig von asiatischen Ländern exportiert. In den späten 1990er Jahren gab es Todesfälle durch Ersticken, was zu Rückrufaktionen in den Vereinigten Staaten und Kanada führte. Im Gegensatz zu Gelatine löst sich Konjak nicht schnell im Mund auf. Deshalb tragen die Snacks immer Warnhinweise, die Eltern darauf hinweisen, dass Kinder die Snacks vor dem Schlucken gut kauen müssen. Die EU hat ihre Richtlinie 95/2/EG[4] dahingehend geändert, die Menge Konjakgummi und Konjak-Glukomannan in Lebensmitteln auf 10 g/kg zu begrenzen.[5] Die Einfuhr von Jelly Minicups in die EU wurde durch die Richtlinie 2003/52/EG verboten.[6] Die Regelungen sind auch in der Stand November 2020 aktuellen Verordnung (EG) Nr. 1333/2008 enthalten.[7]
Die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH war bis zur Übernahme durch Karstadt 1994 einer der führenden Warenhauskonzerne in Deutschland. Die Konzernzentrale befand sich zuletzt in der Herriotstraße 4, heute Campus Tower, in Frankfurt am Main. Die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH betrieb rund 115 Warenhäuser unter den Namen Hertie, Wertheim, Alsterhaus und KaDeWe sowie rund 35 Bilka-Warenhäuser. Daneben gehörten zu Hertie die Restaurant-Kette Le Buffet, die Elektronik-Fachmärkte Schaulandt, Schürmann und WOM (World of Music) sowie die Bekleidungs-Märkte Wehmeyer.
Die Firma Hermann Tietz, gegründet von Oscar Tietz mit dem Kapital seines Onkels Hermann Tietz, eröffnete ihr erstes Geschäft am 1. März 1882 in Gera. Es nannte sich „Garn-, Knopf-, Posamentier-, Weiß- und Wollwarengeschäft Hermann Tietz“ und hatte bereits einige Merkmale moderner Warenhäuser, wie festgelegte Preise, keine Stundung oder Anschreibenlassen und ein vielfältiges, branchenübergreifendes Angebot.
Nach einer Anlaufphase von sechs Jahren folgten die Eröffnungen der Filialen in Weimar (1886), Bamberg, München (1889) und Hamburg (1896). 1900 wurde der Unternehmenssitz nach Berlin verlegt. Unweit des damals größten Warenhauses Europas, Wertheim am Leipziger Platz, siedelte die Firma Hermann Tietz in der Leipziger Straße einen konkurrierenden „Konsumtempel“ mit eigener Kellerei an. In großen, luxuriösen Warenhauspalästen wie diesem wurde den Kunden ein neuartiges Einkaufserlebnis geboten. Für den Bau des 1904 eingeweihten Warenhauses am Alexanderplatz wurde das „Lessinghaus“ abgerissen. Nach und nach eröffnete die Firma in der Reichshauptstadt zehn Warenhäuser und verfügte damit dort über die größte Verkaufsfläche. In Hamburg folgte 1912 das „Warenhaus Hermann Tietz“ (seit 1935 Alsterhaus) am Jungfernstieg.
Warenhaus Tietz, Berlin, Leipziger Straße, Hauptportal mit Tietz-Globus
Ehemaliges Einkaufshaus der Firma Gebr.Tietz, Berlin, Klosterstraße, 1904–1906
Das Unternehmen Hermann Tietz OHG konzentrierte seine Geschäfte auf den Süden und Osten des Deutschen Reiches, während die von Oscar Tietz’ Bruder Leonhard Tietz gegründete und gleichnamige Aktiengesellschaft (ab 1933/34: Westdeutsche Kaufhof AG, vorm. Leonhard Tietz) ihre Filialen im Westen Deutschlands und in Belgien betrieb. Nach dem Tod von Oscar Tietz im Januar 1923 übernahmen seine Söhne Georg und Martin Tietz sowie deren Schwager Hugo Zwillenberg die Geschäftsführung und Eigentümerschaft des Unternehmens. Doch obwohl Tietz Senior vor einer zu großen Expansion auf der Basis von Krediten „eindringlich gewarnt hatte“, gingen sie nun „in erheblichem Maße finanzielle Verpflichtungen ein“.[1]
Schallplatte (1928) der Hermann Tietz OHG unter der Eigenmarke Hertie
1926 waren im Unternehmen 13.000 Angestellte tätig.[2]
Ende 1926 vereinbarte die Hermann Tietz OHG die Übernahme des Berliner Kaufhausunternehmens A. Jandorf & Co., zu der das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) gehörte. Ab dem Jahresanfang 1927 kamen mit der Jandorf-Kette etwa über 3.000 Mitarbeiter hinzu.[3] Über den Kaufpreis wurde ein beiderseitiges Stillschweigen vereinbart, der Jandorf-Biograph Nils Busch-Petersen vermutet eine Summe „im hohen zweistelligen Millionen-Bereich“.[4] Die Kaufsumme erforderte von Tietz eine entsprechende Höhe an Krediten, „vermutlich zu einem großen Teil mit Fremdmitteln“,[5] die jedoch noch in den 1920er-Jahren von den Banken beinah hinterhergetragen[6] wurden.
1928, ein Jahr nach Übernahme der Jandorf-Kette und ein Jahr vor der Weltwirtschaftskrise, erwirtschaftete die Hermann Tietz OHG einen Jahresumsatz von ca. 300 Millionen Reichsmark, etwa genau soviel wie Karstadt.[5] In einer von „überschäumende[n] Selbstbewußtsein“[7] geprägten Firmenpublikation rief sich die Hermann Tietz OHG 1928 zum „grössten Warenhaus-Konzern Europas im Eigenbesitz“ aus.[8]
„Arisierung“ und der Name Hertie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Weltwirtschaftskrise verursachte einen kontinuierlichen Umsatzrückgang bei allen Warenhäusern aufgrund eines massiven Kaufkraftschwundes vor allem bei den Arbeitern und einfachen Angestellten. Mit dem Machtantritt der Hitler-Regierung im Februar 1933 wurde von den Banken, Verbänden und Regierung eine möglichst unauffällige und reibungslose Enteignung von Unternehmen mit jüdischen Eigentümern im „Dritten Reich“ vorbereitet und durchgesetzt. Im Zuge der sogenannten „Arisierung“ betrieb ein Bankenkonsortium aus Dresdner Bank, Deutscher Bank und Disconto-Gesellschaft, Bankhaus Hardy und anderen Gläubigern in Absprache mit dem Reichswirtschaftsministerium die schrittweise Enteignung der Familie Tietz.
Reichswirtschaftsminister Kurt Schmitt konnte Hitler im Juli 1933 davon überzeugen, nicht mehr die Warenhäuser zu verstaatlichen oder aufzulösen. Neben dem Erhalt von Arbeitsplätzen bei den Zulieferern und der Vermeidung von „enorme[n] Verluste[n] der [Gläubiger-]Banken“[9] vermutet Ladwig-Winters noch ein drittes Argument für Hitlers Kurswechsel: Schmitt erleichterte ihm die Umkehr mit den Vorbereitungen für ein unauffälliges, vertraglich legitimiertes Ausscheiden aller jüdischen Teilhaber, ein Vertragswerk, das die Banken bereits vorbereitet hätten.[10]
Am 24. Juli 1933[11] gründeten die Gläubigerbanken die Hertie Kaufhaus-Beteiligungs-Gesellschaft m.b.H. (kurz: Hertie GmbH). Am 29. Juli 1933 erzwang das Bankenkonsortium mit einem formal erbrechtlichen Auseinandersetzungsvertrag den sofortigen Rücktritt von Hugo Zwillenberg aus der Geschäftsleitung und Inhaberschaft. Die Banken setzten stattdessen den Textil-Abteilungsleiter der Hermann Tietz OHG, Georg Karg, als Vertreter der Hertie GmbH mit 50.000 Reichsmark persönlicher Einlage als einen der Geschäftsführer und Gesellschafter des Kaufhauskonzerns ein. Die Hertie GmbH trat ohne eigene Vermögenseinlage ein, hatte jedoch einen mehrheitlichen Stimmanteil unter den Gesellschaftern.[12]
Am 18. August 1934 erzwang die Bankengruppe durch die Drohung mit Kreditkündigungen[13] ein vertraglich geregeltes Ausscheiden aller Gesellschafter der Familie Tietz.[14] Die jüdischen Gesellschafter mussten ihre Anteile der Hertie GmbH überlassen und erhielten für ihr stark unterbewertetes Firmenvermögen in Höhe von 21,5 Millionen Reichsmark einen Betrag von 1,5 Millionen Reichsmark erstattet.[14] Die von Eglau,[15] Neumann[16] und vom Munzinger-Archiv[17] kolportierte „Abfindung von zwölf Millionen Mark“ lässt sich dagegen nicht belegen.[18] Karg kaufte später die Anteile der Banken an der Hertie GmbH in zwei Raten auf, 1936 gegen Zahlung von 2,5 Millionen Reichsmark zum Teil auf Kredit und weitere 50 Prozent im Juni 1940; zugleich übernahm Karg die Schulden des Tietz-Konzerns in Höhe von 129 Millionen Reichsmark.[19]
Die Kurzform des Firmennamens zu Hertie aus den Anfangsbuchstaben des bisherigen Firmennamens Hermann Tietz wurde vorher gelegentlich als Eigenmarke genutzt für Waren ohne genaue Herstellerbezeichnung.[20] Mit der Gründung der Hertie Kaufhaus-Beteiligungs-Gesellschaft m.b.H. (kurz: Hertie GmbH) im Juli 1933 machten sie die Banken zur offiziellen Bezeichnung, um damit sowohl einen Besitzerwechsel als auch Kontinuität zu demonstrieren.[21]
Nachkriegszeit: die Ära Karg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete einen Einschnitt in der Unternehmensgeschichte. Allein in Berlin ging mehr als die Hälfte der Filialen verloren. Der Konzern büßte aber auch die Standorte in der sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR, ein. Die noch vorhandenen Filialen waren oft durch die Kriegseinwirkungen zerstört. Hertie erholte sich jedoch rasch von den erlittenen Verlusten und expandierte wieder. 1948 wurden die Warenhäuser in München, Stuttgart und Karlsruhe wieder in den Konzern integriert, 1950 wurde das KaDeWe wiedereröffnet. Schon ein Jahr zuvor hatte Hertie drei neue Filialen in Stuttgart, Wiesbaden und Hamburg-Bergedorf übernommen. Der erste vollständige Neubau eines Warenhauses fand 1951 in Neumünster statt, im gleichen Jahr wurden neue Verkaufsstätten in Landshut und Frankfurt-Höchst übernommen.
1952 übernahm Hertie die Mehrheit an der „A. Wertheim AG“ und der „Hansa AG“ und baute so die Position in den Räumen Berlin, Frankfurt am Main, Mannheim und zudem in Braunschweig (Neubau 1954) aus. Um gegen die damals gut eingeführten Niedrigpreis-Warenhäuser „Kepa“, „DeFaKa“ und „Woolworth“ antreten zu können, gründete Hertie die Niedrigpreis-Warenhauskette „Bilka“ und baute kontinuierlich ein breites Filialnetz auf. Hauptgesellschafter der „Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH“ wurde die 1953 gegründete „Karg’sche Familienstiftung“, die spätere „Hertie-Stiftung“. Am 31. Oktober 1957 wurde die „Hertie Italiana s.r.l.“ in Mailand gegründet. Im Jahr 1959 beschloss die „Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH“ die Verlegung der Verwaltung von Berlin nach Frankfurt. Die Zentrale war zunächst im Gebäude Zeil 42 (heute als Oberlandesgericht Frankfurt am Main genutzt) und dann in einem Gebäude in Frankfurt-Niederrad untergebracht.
Georg Karg hinterließ bei seinem Tode 1972 eine Warenhaus-Gruppe aus 72 Hertie-Warenhäusern und 29 Filialen der Bilka-Kaufhäuser mit einem Umsatz von 5,1 Milliarden DM und rund 60.000 Mitarbeitern.[16] Kargs Sohn Hans-Georg Karg übernahm den Konzern und expandierte zunächst mit neuen Filialgründungen. Doch „unter seiner Führung erzielte die Kaufhauskette meist nur Verluste.“[23] Kargs Erben Hans-Georg Karg und seine Schwester Brigitte Gräfin von Norman übertrugen 97,5 Prozent der Firmenanteile 1974 in die Hertie-Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main, um die Erbschaftssteuer zu umgehen.[23] Am 1. März 1982 beging Hertie den 100. Jahrestag seiner Gründung. Der Konzern beschäftigte zu der Zeit nur noch rund 55.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von rund sechs Milliarden DM. 1989 gründete Hans-Georg Karg die Karg-Stiftung, vier Jahre vor dem Verkauf an Karstadt im Jahr 1993.
Hertie-Signet mit „Sonne“ in den 1970er- und 1980er-Jahren
Nachdem der Kaufhaus-Konzern bis in die 1970er-Jahre rasch expandiert hatte und zahlreiche neue Filialen, auch in kleineren und mittelgroßen Städten eröffnet worden waren, gingen die Umsätze Mitte der 1980er-Jahre massiv zurück. So hatte der Hertie-Konzern bis ca. 1984 noch 123 Kaufhäuser bzw. Filialen. Erst in den Folgejahren wurden dann zahlreiche verlustbringende, teilweise erst wenige Jahre zuvor eröffnete Warenhäuser geschlossen, so zum Beispiel die Hertie-Filialen in Bremen, Castrop-Rauxel, Dortmund, Emden, Hameln, Osnabrück, Ratingen und Herne-Wanne sowie die Wertheim-Filialen in Hannover, Essen, Kaiserslautern und Bochum.
Darüber wurden defizitäre Sparten in Tochtergesellschaften ausgegliedert. So gründete Hertie 1986 die System-Gastronomie-Kette „Le Buffet“, die über 70 Filialen besaß, die meisten davon innerhalb der eigenen Kaufhäuser. Den Lebensmittel- und Süßwaren-Bereich übernahm die „NUG Optimus Lebensmittel-Einzelhandelsgesellschaft mbH“.
Signet Preisland City sb um 1986
Hertie versuchte einige Bilka- und Hertie-Filialen vollständig auf Selbstbedienung umzustellen. Hierfür wurde 1986 die „Preisland-City-SB“ gegründet. Das Preisland-Konzept war die innerstädtische Antwort von Hertie auf die vor den Toren der Städte entstehenden SB-Warenhäuser. Insgesamt wurden sieben Häuser entsprechend dem „Preisland“-Konzept umgewandelt. Der Versuch, gegen die Konkurrenz „auf der grünen Wiese“ zu bestehen, blieb jedoch weitgehend erfolglos.
Darüber hinaus wollte Hertie vom damals einsetzenden Aufschwung der Elektronik-Fachmärkte profitieren. Deshalb erwarb Hertie 1987 von deren Gründer Thomas Wegner die Hamburger Elektronik-Kette „Schaulandt GmbH“ mit 28 Filialen in Norddeutschland und Berlin sowie die „Schürmann Elektrohandelsgesellschaft mbH“, die mehrere Elektronik-Fachmärkte in Nordrhein-Westfalen betrieb. 1988 wurde die „WOM (World of Music) Musikhandelsgesellschaft mbH“ ins Leben gerufen, mit der der Verkauf von Tonträgern mittels spezieller Musik-Fachmärkte in Großstädten angekurbelt werden sollte. Auch im Bereich Bekleidung wurde 1988 eine Tochtergesellschaft gegründet: die „Wehmeyer GmbH & Co. KG“, die rund 20 Filialen betrieb. Nach dem Ende der DDR übernahm Hertie elf neue Standorte in den neuen Bundesländern.
Ende der 1980er-Jahre bemühte sich Hertie, Partner für den Einkauf in Fernost zu finden, um das Gewicht bei Verhandlungen zu stärken. Schließlich wurden zwei Partner gefunden, die schon Erfahrungen mit Einkaufsgemeinschaften hatten. Zum einen war dies die „Horten AG“, die damals nach „Karstadt“, „Kaufhof“ und Hertie viertgrößte deutsche Kaufhauskette, zum anderen die „Kaufring AG“, die mit Horten schon eine europäische Einkaufsgesellschaft gegründet hatte. 1990 gründeten die drei Partner daraufhin die Einkaufsgesellschaft „Sono-Centra“, an der jeder Gesellschafter ein Drittel der Anteile hielt.
1970 war (als eines der ersten Kundenbindungsprogramme überhaupt) die Goldene Kundenkarte eingeführt worden, die auch als Kreditkarte fungierte. Sie war kostenlos und hatte in den 1980er-Jahren 350.000 Abonnenten.[24] Die Goldene Kundenkarte wurde zum Gattungsbegriff für zahlreiche ähnliche Programme. Im Zuge der Übernahme durch Karstadt wurde diese 1996 mit der Klub Karstadt zur Karstadt – Hertie Kundenkarte zusammengeführt, und von 1998 bis 2002 zur Karstadt MasterCard. Ab 2002 wurde den verbliebenen Abonnenten die HappyDigitsCard angeboten.
Hertie gab die Kunden-Zeitschrift Hertie Journal heraus.
1993: Übernahme durch Karstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hertie München, Bahnhofplatz, von Januar 2006 bis Februar 2007 das einzige unter dem Namen Hertie geführte Kaufhaus
Im November 1993[25] verkaufte die gemeinnützige Hertie-Stiftung nach monatelangen Verhandlungen die „Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH“ steuerfrei an die „Karstadt AG“ für 1,652 Milliarden Mark.[23] Die Steuerfreiheit dieser Transaktion wurde später zum Gegenstand von steuerrechtlichen Ermittlungen des Landes Hessen, die jedoch schließlich zugunsten der Hertie-Stiftung eingestellt wurden.[26]
1999 fusionierte Karstadt mit dem Versandhaus „Quelle Schickedanz AG & Co“ und wurde zum Bestandteil der „Arcandor AG“. Da der Plan, Hertie als eigene Division innerhalb des Karstadt-Warenhauskonzerns weiter bestehen zu lassen, aufgrund immer noch steigender Verluste der ca. 35 Hertie-Standorte fehlschlug, wurden sukzessive alle Hertie-Filialen entweder in „Karstadt“ umbenannt, geschlossen oder verkauft. Einzig das Münchner Warenhaus sowie die Filiale in Berlin-Neukölln firmierten bis September 2007 als Hertie.
2005–2009: Von Karstadt Kompakt zur Hertie GmbH[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Spätsommer 2005 verkaufte Karstadt die in der „Karstadt Kompakt GmbH & Co. KG“ zusammengefassten kleineren Warenhäuser an die britischen Finanzinvestoren Dawnay, Day und Hilco UK Ltd. Seit dem 1. März 2007 trugen diese Filialen den Namen „Hertie“ (siehe: Hertie GmbH). Am 31. Juli 2008 meldete das Unternehmen, das bis zu diesem Zeitpunkt bundesweit 73 Warenhäuser betrieb, beim Amtsgericht Essen wegen der Finanzprobleme des Haupteigentümers Insolvenz an. Am 20. Mai 2009 beschloss die Versammlung der Gläubiger, die 54 noch unter dem Namen Hertie betriebenen Kaufhäuser sowie die Hertie-Konzernzentrale in Essen zu schließen, da eine Rettung aussichtslos erschien.
Es werde noch ein Investor gesucht, sagte ein Sprecher in Essen. Hertie beschäftigte zu dieser Zeit 3400 Mitarbeiter. Die Vermarktung des Warenbestands der von der Schließung betroffenen 19 Hertie-Filialen wollte nach eigenen Angaben die Eltex GmbH aus Heidesheim (Rheinland-Pfalz) übernehmen. Die Verhandlungen mit Hertie liefen, sagte Eltex-Geschäftsführer Michael Hammer. „Es geht noch um die Frage, in welchen Zeiträumen die 19 Filialen geräumt werden.“ Hertie wollte sich zu den Verhandlungen nicht äußern. Nach Angaben von Eltex hatte die Ware einen Verkaufswert von 7 Millionen Euro und sollte im außereuropäischen Ausland vermarktet werden. Die Firma hatte bereits Erfahrung mit der Vermarktung von Überschüssen großer Kaufhäuser und arbeitete unter anderem mit Tchibo und Karstadt zusammen. Zum Vertriebsgebiet der Firma gehörten nach eigenen Angaben Dubai, Aserbaidschan, Turkmenistan, Rumänien, Polen und der Iran.[27]
Am 8. August 2009 war die Hälfte der fünfzig Hertie-Warenhäuser zum letzten Mal geöffnet. Die restlichen Kaufhäuser wurden am 15. August 2009 geschlossen.[28][29] In einer Aktion der Gewerkschaft ver.di versenkten die ehemaligen Beschäftigten der drei Berliner Hertie-Häuser am 27. August 2009 den Schriftzug des Hertie-Konzerns symbolisch in der Spree.[30]
Im August 2012 erwarb das Osnabrücker Unternehmen HDK AG aus der Insolvenzmasse die Namensrechte an der Marke „Hertie“, um sie künftig für Online-Shops zu nutzen.[31]
1930 in Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kaufhaus-Filialen der Hermann Tietz OHG, eingetragen im Berliner Adreßbuch 1930:[32]
Standortliste 1930 Berlin
Leipziger Straße 45–50a, SW 19 (am Dönhoffplatz)[22]
Alexanderstraße 57–70, O 25
Frankfurter Allee 5–7, O 34
Belle-Alliance-Straße 1–8, SW 61
Andreasstraße 46, O 27
Brunnenstraße 19–21, N 54, → Warenhaus am Weinberg
Auszug (für Kaufhäuser der späteren Hertie GmbH ab 1. Oktober 2005 siehe dort:[33])
Standortliste
Hertie im Nordwestzentrum in Frankfurt
Zu den am 1. September 2001 in „Karstadt“ umbenannten Häusern gehörte auch das Haus in Frankfurt
Bad Homburg vor der Höhe, Louisenstraße 91–95; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Bamberg, Grüner Markt 23; 1910 eröffnet als H. & C. Tietz, 1951 übernommen, heute „Karstadt“
Bayreuth, Maximilianstraße 40–42; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Bergisch Gladbach, Hauptstraße 157; geschlossen, als „Kaufring“ umfirmiert, heute „Loewen-CityCenter“
Berlin-Charlottenburg, Kurfürstendamm 231; 1971 eröffnet als „Wertheim“, am 4. Oktober 2008 in „Karstadt“ umbenannt
Berlin-Charlottenburg, Wilmersdorfer Straße 118; heute „Karstadt“, dafür wurde die alte Karstadt-Filiale in der gegenüberliegenden Wilmersdorfer Straße 108 / Ecke Kantstraße geschlossen
Berlin-Friedenau, Bundesallee Bundesallee 96–103: 1953 errichtet als „Kaufhaus HELD“, 1960 Übernahme durch Hertie; bis 1973 Warenhaus „Held“, danach Hertie, geschlossen am 22. Februar 2003, 2006 abgerissen, 2007 Neubau des „Schloss-Strassen-Center“s
Berlin-Friedrichshain, Andreasstraße; bis 1945 → kriegszerstört, zuletzt unter „Union“
Berlin-Mitte, (ehem. sowjetischer Sektor), Warenhaus am Weinberg, Brunnenstraße 19–21; ehemals Jandorf, bis 1945, zuletzt unter „Union“, danach versch. Nutzer, u. a. „Modeinstitut der DDR“
Berlin-Gesundbrunnen, Brunnenstraße 127–129; Hertie bis 1983
Berlin-Kreuzberg, Belle-Alliance-Platz; bis 1945 unter diesem Namen, danach Blücherplatz 3 / Mehringdamm; im März 1999 geschlossen, heute „Poco“
Berlin-Kreuzberg, Kottbusser Damm; bis 1945 → kriegszerstört, zuletzt unter „Union“, danach „Bilka“, 1999 geschlossen, Gebäude vorhanden seit 2014 „McFit“, „Netto Marken-Discount“, „Möbel Oase“, „El Fi Supermarkt“.
Berlin-Märkisches Viertel, Senftenberger Ring 15; 1998 geschlossen
Berlin-Alexanderplatz 3; bis 1945 → kriegszerstört, danach abgerissen, Neubau an nahezu gleicher Stelle: HO Centrum Warenhaus, heute „Galeria Kaufhof“
Berlin-Mitte, Leipziger Straße 46–49 / Dönhoffplatz; bis 1945 → kriegszerstört
Berlin-Moabit, Turmstraße 29; ab 1. März 2007 wieder Hertie; ab 10. August 2009 wieder geschlossen.
Berlin-Neukölln, Karl-Marx-Straße 92–98; geschlossen im Dezember 2005, im Februar 2006 als „Karstadt-Schnäppchencenter“ wiedereröffnet, geschlossen, Gebäude entkernt und nach Komplettumbau mit neuen Mietern 2010 („C&A“, „H&M“, „dm“) neu eröffnet.
Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 142; ab 1. März 2007 wieder Hertie, am 15. August 2009 geschlossen.
Berlin-Siemensstadt, Siemensdamm 45/46; 1999 geschlossen, heute „Poco“
Berlin-Spandau, Carl-Schurz-Straße 24; seit Oktober 1998 „Karstadt“
Berlin-Steglitz, Schloßstraße 11–15; „Wertheim“, nach Abriss und Umbau seit 4. April 2012 Boulevard Berlin
Böblingen, Talstraße 7; Ende der 90er Karstadt, 2001 nach Brand zu „FOX-Markt“, bis April 2016 „mömax“ (Möbel-Discounter), heute „Poco“
Bochum, „Wertheim“, 1986 geschlossen, umgebaut zum Einkaufszentrum City Point
Bonn, Poststraße 23; ab 1999 „Karstadt“; Oktober 2020 geschlossen,[34] ab 2022: Peek & Cloppenburg,[35]
Bonn-Bad Godesberg, Am Fronhof 9; 1997 geschlossen, heute Einkaufszentrum „Fronhofer Galeria“
Braunschweig, Sack 5–11; 1986 geschlossen, heute Einkaufszentrum „City Point“, ehemals mit einer von noch zwei existierenden „Schaulandt“-Filialen (Elektronik) (die andere Filiale befand sich in Dessau im Karstadt-Haus). Schaulandt bis 2011 im CITY-Point > Fläche z. Zt. leer, Nachnutzung durch „Primark“ (Discount-Bekleidung) heute Konrad-Koch-Quartier mit „Decathlon und Rewe“
Bremen, Obernstraße 66; 1986 geschlossen, Abriss mit Neubau des „Bremer Carrée“
Bremen-Vegesack, Sedanplatz; 1986 geschlossen, Nachfolger „Kaufhaus Kramer“, 2003 geschlossen
Castrop-Rauxel; 1986 geschlossen
Darmstadt, Ludwigsplatz 1–6; ehemals „Quelle“, später „Karstadt-Living-Haus“
Dinslaken, Neutorplatz 14; bis 1997 „Hertie“, dann „Karstadt“ bis 2007, wieder „Hertie“ bis 2009 und seither leerstehend. Anfang 2012 Beginn des Abrisses für den Neubau der Neutor Galerie.
Dortmund, Westenhellweg 1; 1986 geschlossen, heute Modehaus Peek & Cloppenburg
Dresden, Prager Straße 17; ab 2001 „Karstadt-Sport“, geschlossen zum 30. Juni 2006, Abriss
Emden, Neutorstraße; 1980 geschlossen, später Kaufhalle, 2002 geschlossen, später „Reno“, jetzt geschlossen[36]
Elmshorn, Alter Markt 6; ab 1. März 2007 wieder Hertie, geschlossen, jetzt Einkaufszentrum mit verschiedenen Geschäften
Erfurt, Anger 1; ehem. Kaufhaus „Römischer Kaiser“, später „HO-/Centrum-Warenhaus“, 1991 von Hertie übernommen, seit 2000 „Karstadt“
Erlangen, Nürnberger Straße 31; vorher „Quelle“, ab 1. März 1993 Hertie, 1996 geschlossen, heute „Cinestar Kino“ und diverse Geschäfte
Eriskirch, Friedrichshafener Straße 39; vorher „Quelle“, ab 1. März 1993 Hertie, am 30. September 1996 geschlossen, heute „Kaufland“
Essen, Kennedyplatz Ecke Kettwiger Straße; „Wertheim“, 1964 an Stelle des abgerissenen Essener Rathauses eröffnet, 1986 geschlossen und Gebäude aufgegeben
Essen-Steele, Kaiser-Otto-Platz; „Wertheim“, 1972 eröffnet, 1979 geschlossen, heute „Globus-Center“
Esslingen am Neckar, Bahnhofstraße 14; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Flensburg, Holm 7; ab „Karstadt“, Schließung und Abriss des alten Karstadt-Hauses schräg gegenüber; Oktober 2020 erstere Filiale ebenfalls geschlossen[34]
Frankfurt am Main, Nidacorso/Nordwestzentrum NWZ; 1997 geschlossen
Frankfurt am Main, Zeil 90; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Frankfurt-Höchst, Königsteiner Straße 9–13; am 15. Dezember 2001 geschlossen, 2008 abgerissen
Freiburg im Breisgau, Kaiser-Joseph-Straße 165; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Fürth, Gustav-Schickedanz-Straße; vorher „Quelle“, ab 1. März 1993 Hertie, 1996 geschlossen, heute „Wöhrl“ und div. andere Geschäfte
Geesthacht, Bergedorfer Straße; 1977 geschlossen, heute Kaufhaus „Nessler“
Gera, Sorge 23; „Gründerhaus“: Am 1. März 1882 eröffnete hier Oscar Tietz das Warenhaus Hermann Tietz, später „Union“; das Kaufhaus wurde nach der Wende der „Horten AG“ zugesprochen, seit 2003 leerstehend
Göttingen, Weender Straße 75; 1986 geschlossen, heute „Einkaufszentrum Carree“
Gütersloh, Berliner Straße 21; heute „Karstadt“
Hagen, Elberfelder Straße 50–52; vorher „Quelle“, ab 1. März 1993 Hertie, 1997 geschlossen
Halle (Saale), Markt 3–7; zuvor „Centrum Warenhaus“ und ab 1983 „HO 1000 Dinge“, ab 1995 „Kaufhaus Fischer“, seit 1998 „Wöhrl“ und „Haus des Buches“
Hamburg, Jungfernstieg 16–20; 1935 umfirmiert nach „Arisierung“ in Alsterhaus
Hamburg-Barmbek, Fuhlsbüttler Straße 101; später „Karstadt“, ab 1. März 2007 wieder Hertie, geschlossen 2009 und bis 2014 leerstehend, Abriss.
Hamburg-Bergedorf, Sachsentor 33–39; heute „Karstadt“
Hamburg-Osdorf, Osdorfer Landstraße 133, „Elbe-Einkaufszentrum“ (EEZ); 1997 bis 2010 „Karstadt“
Hamburg-Ottensen, Ottenser Hauptstraße 10; 1953 eröffnet, 1990 geschlossen, danach abgerissen, heute EKZ „Mercado“
Hameln; 1988 geschlossen, anschließend „real“, danach Abriss; heute „Stadtgalerie“
Hanau, Am Freiheitsplatz 18; seit 1. September 2001 „Karstadt“ seit März 2010 geschlossen und im Juni 2012 abgerissen, seit 2015 „Forum Hanau“
Hannover, Kröpcke-Center; „Wertheim“, 1980 geschlossen, heute u. a. „Peek & Cloppenburg“
Hilden, Warringtonplatz 10; 1986 geschlossen, im Erdgeschoss bis März 2011 „Peek & Cloppenburg“, im Obergeschoss bis 2002 „Kaufpark“ (Rewe), seitdem leerstehend
Kaiserslautern; „Wertheim“, 1986 geschlossen
Kaiserslautern, Fackelstraße 1; Dezember 1998 geschlossen, heute „Peek & Cloppenburg“
Karlsruhe, Kaiserstraße 92; ab 1. September 2001 Karstadt, 2004 geschlossen, 2005 „Karstadt Sports“[sic!], seit März 2006 „Breuninger“ und „Karstadt Sports“ und seit Herbst 2006 im Erdgeschoss noch zusätzlich ein „dm-drogerie markt“; 2020: „SportScheck“,[37]
Kiel, Sophienblatt 2; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Koblenz, Zentralplatz 1; vorher „Quelle“, ab 1. März 1993 Hertie, 1996 geschlossen, 2010 abgerissen
Konstanz, Hussenstraße 23; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Köln, Neumarkt 6; 1997 geschlossen, heute „Neumarkt Galerie“[sic!],[38]
Landshut, Ländtorplatz 1; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Leverkusen, Wiesdorfer Platz 4; 1990 geschlossen, heute „Peek & Cloppenburg“
Lörrach, Turmstraße 1; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Lünen, Marktstraße 7; später Karstadt, dann wieder Hertie, 2010 geschlossen, seit 2014 Umbau zu Wohn- und Geschäftshaus[39]
Magdeburg, Breiter Weg 20; Boutique, 1996 geschlossen
Mainz, Ludwigstraße 12; ab 1. September 2001 „Karstadt“, Oktober 2020 geschlossen,[34]
Mannheim, Kurpfalzstraße/E1, 5–10; im Dezember 1995 geschlossen
Meißen, Kleinmarkt 6; 1994 geschlossen
Mülheim an der Ruhr, Hans-Böckler-Platz 31, im „Forum City“; 1990 geschlossen
München, Bahnhofplatz 7; erbaut 1905; seit 27. September 2007 „Karstadt“
München-Schwabing, Leopoldstraße 82; seit 1. September 2001 „Karstadt“
Neckarsulm, Hohenloher Straße 2; vorher „Quelle“, ab 1. März 1993 Hertie, seit 1997 Einkaufszentrum mit Filialen von „Lidl“, „Adler Modemarkt“, „dm-drogerie markt“, „Reno Schuhe“ und mehreren kleinen Einzelhandelsläden
Neumünster, Großflecken 4–10; heute „Karstadt“, Umbau Karstadt-Filiale am Kuhberg 47–51 schräg gegenüber, heute „Kuhberg-Karree“ mit Kino und kleineren Geschäften
Nürnberg, Pfannenschmiedsgasse 22; 1997 geschlossen und abgerissen, heute Einkaufszentrum „City-Point Nürnberg“
Offenburg, Lindenplatz 3; heute „Karstadt“
Oldenburg, Heiligengeiststraße 4–7; im Juli 1993 geschlossen, heute Einkaufszentrum „City Center Oldenburg“
Osnabrück, Neumarkt 13; 1986 geschlossen, gefolgt von „Wöhrl“ mit umfangreichen Umbauten, seit 2009 Leerstand
Ratingen, Düsseldorfer Straße 35; 1986 geschlossen, 2019 abgerissen,[40]
Regensburg, Weichser Weg 5, Donau-Einkaufszentrum; vorher „Quelle“, ab 1. März 1993 Hertie, 1997 geschlossen
Rostock, Kröpeliner Straße 56 (im ehemaligen Wertheim-Gebäude); 1995 geschlossen
Rottweil, Saline 5; vorher „Quelle“, ab 1. März 1993 Hertie, 1996 geschlossen, danach „Handelshof“, heute „Kaufland“
Salzgitter, Berliner Straße 1–3; 1996 geschlossen, heute Einkaufszentrum „City Tor“
Schwedt/Oder, Platz der Befreiung 1; im Dezember 1996 geschlossen
Senden (Bayern), Berliner Straße 13; vorher „Quelle“, ab 1. März 1993 Hertie, 1996 geschlossen, heute „Marktkauf“
Siegen-Weidenau, Hauptmarkt 1; 1980 geschlossen, heute „Media Markt“
Stade, Steile Straße 1; ab 1. März 2007 wieder Hertie, am 8. August 2009 geschlossen. Abriss 2016,[41] ab 2018 Einkaufszentrum[42] und ab 2019 Parkhaus[43] „Neuer Pferdemarkt“.
Stuttgart, Königstraße 1; heute „Karstadt-Schnäppchencenter“; Gebäudeabriss in der Planung[44]
Stuttgart, Königstraße 27–29; zunächst „Karstadt“, geschlossen am 15. Mai 2015; nach Gebäudesanierung im Oktober 2018[45] Eröffnung von „Karstadt Sports“[sic!] in einem Teilbereich des Gebäudes.
Sulzbach, Main-Taunus-Zentrum (MTZ); ab 1. September 2001 „Karstadt“, Oktober 2020 geschlossen,[34]
Troisdorf, Kölner Straße 2; August 1970 eröffnet, 1984 geschlossen,[46] später „massa“, heute Stadtbibliothek und Einkaufszentrum „Forum“
Ulm, Hirschstraße 9; im Dezember 1997 geschlossen, heute „Modehaus Wöhrl-Plaza“
Velbert, Friedrichstraße 226–228
Viernheim, Rhein-Neckar-Zentrum (RNZ); seit 1. September 2001 „Karstadt“
Waldkraiburg, Berliner Straße 11; ab 1986 „Preisland-City-SB“; 1990 zu „Kaufhalle“, 2011 abgerissen
Weiden in der Oberpfalz, Ringstraße 2–4; ab 1. März 2007 wieder Hertie, August 2009 geschlossen
Wiesbaden, Kirchgasse 6; später „Karstadt an der Luisenstraße“; 2005 geschlossen, 2006 Abriss und Neubau zum Einkaufszentrum „Luisenforum“
Wolfsburg, Porschestraße 2; im August 2003 geschlossen, März 2007 bis auf den ehemaligen Lebensmittelmarkt abgerissen
Wuppertal, Neumarktstraße 1; 1998 geschlossen, bis 2001 Karstadt und 2006 Abriss, seit 2008 Neubau u. a. mit Saturn-Markt
Würzburg, Beim Grafeneckart 10; 1986 geschlossen, heute „Modehaus Wöhrl-Plaza“
Hermann Tietz: Der grösste Warenhaus-Konzern Europas im Eigenbesitz. Ein Buch sichtbarer Erfolge. Hrsg. von Hermann Tietz OHG. Verlag Max Schröder, Berlin 1928, 200 S., (bis 1932 jährlich wieder aufgelegt), OCLC 162322587.
Georg Tietz: [Firma] Hermann Tietz: Geschichte einer Familie und ihrer Warenhäuser. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1965, (bricht 1923 ab).
Hans Otto Eglau: Georg Karg. Der Herr von Hertie. In: Die Kasse muß stimmen. So hatten sie Erfolg im Handel. Econ-Verlag, Düsseldorf 1972, ISBN 3-430-12325-9, S.33–49.
Friedrich W. Köhler: Zur Geschichte der Warenhäuser. Seenot und Untergang des Hertie-Konzerns. Haag + Herchen, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-86137-544-3.
↑Simone Ladwig-Winters: Wertheim – ein Warenhausunternehmen und seine Eigentümer. Ein Beispiel der Entwicklung der Berliner Warenhäuser bis zur „Arisierung“. Lit-Verlag, Münster 1997, ISBN 3-8258-3062-4, S. 89.
↑Inge Braun, Helmut Huber: Verführung auf sieben Etagen – Das Kaufhaus des Westens und seine Geschichte. Radio-Feature, Ko-Produktion: RBB, DLF, August 2007, 27 S., Manuskript, (PDF; 27 S., 101 kB).
↑Wolfgang Wölk: Jandorf, Adolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 332 f. (Digitalisat).
↑Nils Busch-Petersen: Adolf Jandorf. Vom Volkswarenhaus zum KaDeWe. Hentrich & Hentrich, Berlin 2007, ISBN 978-3-938485-10-1, S. 74.
↑ abLadwig-Winters: Wertheim […], 1997, S. 109.
↑Ladwig-Winters: Wertheim […], 1997, S. 91, Zitat von Albrecht Wertheim.
↑Ladwig-Winters: Wertheim […], 1997, S. 150.
↑Hermann Tietz: Der grösste Warenhaus-Konzern Europas im Eigenbesitz. Ein Buch sichtbarer Erfolge. Verlag Max Schröder, Berlin 1928, 200 S., [bis 1932 jährlich wieder aufgelegt].
↑Ladwig-Winters: Wertheim […], 1997, S. 157.
↑Ladwig-Winters: Wertheim […], 1997, S. 155.
↑Ladwig-Winters: Wertheim […], 1997, S. 151.
↑Ladwig-Winters: Wertheim […], 1997, S. 51.
↑Friedrich W. Köhler: Zur Geschichte der Warenhäuser. Seenot und Untergang des Hertie-Konzerns. Haag + Herchen, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-86137-544-3, S. 22.
↑ abIna Neumann: Karg, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 152 f. (Digitalisat).
↑Karg, Georg. In: Munzinger-Archiv, 19. März 1973; abgerufen am 1. Dezember 2017, nur Artikelanfang frei.
↑Ladwig-Winters: Wertheim […], 1997, S. 183.
↑H.O. Eglau: Georg Karg. Der Herr von Hertie, S. 43.
↑Letzter Ladenschluss für Hertie. (Nicht mehr online verfügbar.) In: tagesschau.de. 15. August 2009, archiviert vom Original am 18. August 2009; abgerufen am 27. Januar 2014.
Dieser Artikel behandelt den deutschen Kinderfilm von 2007. Zu weiteren Filmen siehe Der Mondmann.
Film
Mondmann
Produktionsland
Deutschland
Originalsprache
Deutsch
Erscheinungsjahr
2007
Länge
29 Minuten
Altersfreigabe
FSK freigegeben ohne Altersbeschränkung
Stab
Regie
Fritz Böhm
Drehbuch
Fritz Böhm
Produktion
Toccata Film in Co-Produktion mit Bayerischer Rundfunk und der Hochschule für Fernsehen und Film München
Musik
Martina Eisenreich
Kamera
Michael Praun (BVK)
Schnitt
Horst Reiter
Besetzung
Der Kurzfilm Mondmann ist ein deutscher Kinderfilm aus dem Jahr 2007. Die Literaturverfilmung basiert auf dem gleichnamigen Bilderbuch von Tomi Ungerer (erstmals erschienen 1966 im Diogenes Verlag).
Regisseur Fritz Böhm erzählt die Geschichte des einsamen Mondmanns, gespielt von Michael Tregor. In weiteren Rollen agieren Piet Klocke und Ralf Richter. Mit viel Phantasie und in poetischen Bildern entführt der Film in die Vorstellungswelt eines Kindes.
Auf Erden zu wandeln und unter Menschen zu sein – davon träumt der Mondmann seit er denken kann. Von seiner einsamen Himmelswohnung aus scheint die blaue Kugel zum Greifen nah. Und doch liegt sie in unerreichbarer Ferne. Eines Nachts erhält er eine überraschende Chance: Mithilfe eines vorbeifliegenden Kometen gelingt es ihm, sein Zuhause zu verlassen und zur Erde zu reisen. Angekommen am Ort seiner Träume verläuft jedoch alles ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Die Menschen, allen voran ein karrierebesessener General, geraten durch den Kometeneinschlag in höchste Panik. Denn die bleiche Kreatur, die dort aus dem Krater steigt, wird sofort für einen gefährlichen Eindringling gehalten. Eine großangelegte Fahndung nimmt ihren Lauf. Es ist die acht Jahre alte „Wissenschaftlerin“ Lucia, die als einzige bemerkt, was es mit dem Eindringling wirklich auf sich hat. Im nebligen Wald findet sie das verschreckte Männlein und bringt ihn in das Schloss ihres Großvaters, Professor Bunsen Van der Dunkel. Jedoch dauert es nicht lange, bis der General herausfindet, wo sich der „Eindringling“ versteckt. Lucia setzt nun all ihre Phantasie ein und schmiedet für den Mondmann einen raffinierten Fluchtplan: Im Turm des Schlosses ruht eine rostige Mondrakete, die ihn schließlich wieder nach Hause bringt.
Für Fritz Böhm und seine Produzenten Sven Nuri und Christoph Strunck stand Mondmann am Ende ihres Studiums an der Hochschule für Fernsehen und Film München und war zugleich ihr gemeinsamer Abschlussfilm. Für die aufwändigen Visual Effects kam es erstmals zu einer Kooperation zwischen der HFF München, der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg und der Firma ARRI. Als Co-Produzenten beteiligte sich unter anderem auch der in München ansässige TV-Sender Bayerischer Rundfunk. Mondmann feierte pünktlich zur totalen Mondfinsternis am 3. März 2007 in München Premiere. Die internationale Uraufführung fand im April 2007 auf dem Toronto International Film Festival in der Kinderfilmsektion Sprockets statt.
Die symphonische Filmmusik zum Mondmann verhalf der jungen Filmkomponistin Martina Eisenreich zum Einzug in die Konzertsäle und ist inzwischen auch auf CD erschienen[1]. Die höchst unterschiedlichen Charaktere der handelnden Personen inspirierten sie zu einer abwechslungsreichen und farbigen Tondichtung, die das Deutsche Filmorchester Babelsberg in sein Konzertrepertoire aufgenommen hat[2].
„Eine Odyssee zur Erde herab unternimmt der einsame Mondmann, weil es seine größte Sehnsucht ist, einmal unter Menschen zu wandeln. Aber des Kometen wegen, den er sich als Bewegungsmittel wählt, wird er als gefährlicher Eindringling angesehen. Nur die siebenjährige Wissenschaftlerin Lucia kann ihn retten – und tut es auch beherzt.
Technisch überaus anspruchsvoll, liebevoll ausgestattet und gekonnt inszeniert, ist dies einer jener zauberhaften Filme, bei denen die Machart sich ganz in den Dienst des Erzählten stellt. Visuelle Effekte und phantastische Gestalten begeistern mit ihrer Poesie. Besonders beeindruckend gelungen ist der Mondmann. Wenn er dann eine Träne vergießt, ist das berührend.
Hat es seit Georges Méliès (1861–1938) einen schöneren Mond gegeben? Der unter der Regie von Fritz Böhm nach einem Kinderbuch von Tomi Ungerer entstandene funkelschöne Film wirkt wie Hommage und Antwort auf den Méliès-Film ‚Le voyage dans la lune‘ von 1902. Das wohl Schönste aber, was sich über diesen Film sagen lässt, ist, dass er Kinder verzaubern kann.“
Kinderfilmpreis Der weiße Elefant für die Produzenten sowie die Kinderdarstellerin Jana Andjelkovic[3]
Nominierung für den Kinderfilmpreis Goldener Spatz (Preis des Deutschen Kinder-Film & Fernseh Festival)
Prädikat „besonders wertvoll“ der Filmbewertungsstelle Wiesbaden
↑Kompositionen von Martina Eisenreich@1@2Vorlage:Toter Link/www.martina-eisenreich.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Friedrich Ahlers-Hestermann 1906, Federzeichnung von Jules Pascin
Friedrich Ahlers-Hestermann (* 17. Juli 1883 in Hamburg; † 11. Dezember 1973 in Berlin) war ein deutscher Maler und Kunstschriftsteller. Er war Mitglied des Hamburgischen Künstlerclubs von 1897 sowie des Hamburger Künstlervereins von 1832 und Schüler der Académie Matisse in Paris. Nach dem Ersten Weltkrieg war er Mitbegründer der Hamburgischen Sezession. Er lebte mit seiner Ehefrau, der russisch-deutschen Künstlerin Alexandra Povòrina (1885–1963), in Hamburg, München, Köln und Berlin. Während der Zeit des Nationalsozialismus zog er sich in die innere Emigration zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zum Gründungsdirektor der Hamburger Landeskunstschule berufen.
Arthur Siebelist: Meine Schüler und ich (1902), rechts Ahlers-Hestermann
Friedrich Ahlers-Hestermann stammte aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie, die traditionsgemäß eine andere als eine künstlerische Laufbahn für den Sprössling vorgesehen hatte. Sein Vater war der Kaufmann Hugo Ahlers-Hestermann. Dennoch unterstützte die Familie dessen selbst gewählte beruflichen Ambitionen. Seine künstlerische Basisausbildung erhielt er zwischen 1899 und 1903 bei dem Hamburger Naturmaler Arthur Siebelist, auf Empfehlung des Hamburger Kunsthallendirektors Alfred Lichtwark. Anders als in den Kunstakademien, die vor allem nach Gipsabgüssen im Atelier arbeiteten, fand der Unterricht bei Siebelist, zumindest im Sommer, im Freien statt. Lediglich im Winter traf man sich in einem angemieteten Atelier.
von links: Franz Nölken, Walter Voltmer und Friedrich Ahlers-Hestermann um 1902 in Hittfeld
Siebelists Wertschätzung für den Maler Wilhelm Leibl wirkte sich zunächst auch auf die Malweise Ahlers-Hestermanns aus. Um 1900 malte er von Leibl inspirierte heimelige häusliche Familienszenen. Die Gemälde, die auf den sommerlichen Ausflügen auf dem Lande entstanden sind, zeigen bald eine luftige Malweise, die von der Liebe zu Farben und einem leichten Pinselstrich herrührt.
Seine erste Ausstellungsbeteiligung hatte Ahlers-Hestermann 1903 anlässlich der Frühjahrsausstellung der Hamburger Kunsthalle. Im gleichen Jahr beendete er die Ausbildungszeit bei Siebelist und nahm sich zusammen mit Franz Nölken ein eigenes Atelier. Obwohl er bald in Hamburg als Maler Anerkennung fand, suchte er nach weiteren Entwicklungsmöglichkeiten, die ihm die Hansestadt, die damals über keine Kunstakademie verfügte, nicht bieten konnte.
Paris[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zwischen 1907 und 1914 hielt er sich immer wieder für einige Monate in Paris auf, dem Zentrum der künstlerischen Avantgarde. Er fand dort Kontakt zum deutschen Künstlerkreis des Café du Dôme. 1909 studierte er gemeinsam an der Académie Matisse mit den Malerfreunden des Hamburgischen Künstlerklubs Franz Nölken, Walter Alfred Rosam und Gretchen Wohlwill. Unter den Eindrücken der modernen Pariser Malerei, vor allem von Matisse und Cézanne, entwickelte Ahlers-Hestermann immer mehr seinen eigenen Stil, der grundsätzlich dem Gegenständlichen verbunden bleiben sollte. In Paris lernte er auch 1912 seine spätere Frau, die aus St. Petersburg stammende Malerin Alexandra Povòrina (eigentlich Alexandra von Povorinskaya) kennen.
Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1914 kehrte Ahlers-Hestermann nach Hamburg zurück, Alexandra Povòrina folgte ihm nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer des gleichen Jahres in seine Heimatstadt. Wegen eines Lungenleidens wurde er nicht zum Kriegsdienst eingezogen. Mit seiner Lebensgefährtin reiste er 1915 nach Limburg an der Lahn, um der nationalistisch angeheizten russenfeindlichen Stimmung zu entfliehen. 1916, während eines kurzen Aufenthalts in München, gebar Povòrina einen Sohn, der kurz nach der Geburt verstarb.
Trotz der Kriegszeit stellten sich erste künstlerische Erfolge ein: die Hamburger Kunsthalle kaufte drei seiner Bilder. 1918 wurde er Lehrer an der Kunstschule Gerda Koppel.
Hamburg und Köln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kurz nach Kriegsende, 1919, war Ahlers-Hestermann zusammen mit Povòrina, Alma del Banco und Gretchen Wohlwill und Heinrich Steinhagen maßgeblich an der Gründung der Hamburgischen Sezession beteiligt. Diese Sezession war keine Abspaltung, sondern sollte eine Elitegruppe der modernen Künstler und Künstlerinnen der Hansestadt verkörpern, die das allgemeine Niveau der bildenden Künste sowie die gesamte kulturelle Atmosphäre der Stadt zu verbessern angetreten war. In den Zehner- und Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts unternahm er zusammen mit Povòrina zahlreiche Malreisen – vor allem nach Süddeutschland. In der Künstlerkolonie Neue Welt der Würzburger Malerin Gertraud Rostosky trafen sie mit Kollegen wie Otto Modersohn zusammen. Mit wachsender Bekanntheit in den folgenden Jahren bekam er auch Angebote für Lehraufträge aus anderen Städten etwa von der Akademie in Breslau. Von April 1924 bis 1930 war er 1. Vorsitzender der Hamburgischen Künstlerschaft.
1928 nahm er den Ruf als Professor für „Bildmalerei, Akt- und Naturzeichnen“ an den Kölner Werkschulen an, wo u. a. Joseph Mader sein Meisterschüler wurde. Die geografische Nähe zu Paris regten seine Auseinandersetzung mit der französischen Kunst erneut an. Außerdem begründete er die Künstlergemeinschaft „Gruppe ’32“ mit.
Er verkehrte im Haus des vermögenden Reeders Bernhard Blumenfeld und unterrichtete dessen Tochter Clara in der Malerei.
Zeit des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete für Ahlers-Hestermann eine beruflich und gesellschaftlich erfüllte Zeit. Im März 1933 wurde seine Professur in Köln nach dem Berufsbeamtengesetz, als „Beamter, der nach seiner bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bietet, dass er jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintritt“, gekündigt. Er verlegte sich nun auf die Kunstschriftstellerei und erteilte für den Lebensunterhalt Privatstunden.
1939 flüchtete er mit Frau und Tochter, der späteren Textil- und Glaskünstlerin Tatiana Ahlers-Hestermann, in die schützende Anonymität der Großstadt Berlin, wo die Familie den Zweiten Weltkrieg überlebte.
1945 bis 1973[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges wurde er wiederum nach Hamburg zum Wiederaufbau der Landeskunstschule am Lerchenfeld gerufen, deren Leiter er bis 1951 blieb. Die eigene künstlerische Arbeit trat somit in den Hintergrund.
Erst nach seiner Pensionierung und seiner Rückkehr nach Berlin, wo Povòrina noch als Dozentin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee tätig war, konnte er seine Energie wieder verstärkt der Malerei widmen. Von 1956 bis 1973 arbeitete er schließlich als Direktor der Abteilung Bildende Kunst an der Akademie der Künste in Berlin.
Flusslandschaft bei Bardowick (1901), Öl/Pappe, 65 × 72 cm, Nordfriesisches Museum. Nissenhaus Husum
Bildnis der Malerin Anita Rée (1915), Öl/Leinwand, 90 × 70 cm, Hamburger Sparkasse
Felsen an der Lahn (1915), Öl/Leinwand, 60 × 73 cm, Hamburger Kunsthalle
Alexandra Povòrina schreibend (1919), Öl/Leinwand, 60 × 73 cm, M.M. Warburg & Co.
Vorfrühling in Blankenese (1921), Öl/Leinwand, 70 × 59 cm, Altonaer Museum, Hamburg
Stillleben mit Katze und Blumen (1931), Öl/Holz, 90 × 75 cm, Hamburger Kunsthalle
Porträt Bruno Kuske (1935), Öl/Leinwand, 90,5 × 70,5 cm, Universität Köln
Tristan (1951), Öl/Leinwand, 70 × 80 cm, Privatbesitz[1]
Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Stilwende – Aufbruch der Jugend um 1900. Berlin 1941.
Pause vor dem dritten Akt. Berlin 1949.
Bilder und Schriften (= Schriftenreihe der Akademie der Bildenden Künste. Bd. 2). Berlin 1968.
1970: Prisma ’70. 18. Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Rheinisches Landesmuseum Bonn[2]
1992: Die Hamburgische Secession 1919–1933, Galerie Herold, Hamburg
2003: Friedrich Ahlers-Hestermann (1883–1973). Maler, Lehrer, Schriftsteller, Hamburger Sparkasse, Hamburg
2005: Ausstellungspremiere. Forum für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern e. V., Künstlerhaus Sootbörn, Hamburg
2007: Künstlerische Tendenzen nach 1945 in Hamburg, Haspa-Galerie, Hamburg
2010: Eine Hamburger Künstlerfamilie. Friedrich Ahlers-Hestermann – Alexandra Povòrina – Tatiana Ahlers-Hestermann, Forum für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern e. V. Künstlerhaus Sootbörn, Hamburg
Der Nachlass befindet sich im Besitz des Forums für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern e. V., Hamburg.
↑Abb. in: Deutscher Künstlerbund 1950. Erste Ausstellung 1. Aug. – 1. Okt. 1951, Berlin 1951. (Katalog ohne Seitenangaben)
Ausstellungskatalog Die Hamburgische Secession. 1919–1933. Galerie Herold, Hamburg 1992
Ina Ewers-Schultz: Ahlers-Hestermann, Friedrich. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band5. Wallstein, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8353-0640-0, S.14–16.
Ina Ewers-Schultz: Friedrich Ahlers-Hestermann, 1883–1973, Maler, Lehrer, Schriftsteller. Hrsg. Hamburger Sparkasse. Hamburg 2003
Peter Kropmanns, Carina Schäfer: Private Akademien und Ateliers im Paris der Jahrhundertwende. In: Die große Inspiration. Deutsche Künstler in der Académie Matisse. Bd. 3. Kunst-Museum Ahlen/Westf. 2004, ISBN 3-89946-041-3 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, 27. Februar bis 1. Mai 2000).
Anke Manigold: Der Hamburger Maler Friedrich Ahlers-Hestermann, 1883–1973, Leben und Werk. Hamburg 1986 (Diss.)
Carsten Meyer-Tönnesmann: Ahlers-Hestermann, Friedrich. In: Der neue Rump. Lexikon der Bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung. Wachholtz, Neumünster 2005, ISBN 978-3-529-02792-5, S. 8–9.
Ahlers-Hestermann, Friedrich. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S.16–17.
Das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum befindet sich in der Villa Paul Baehr, einer prachtvollen Jugendstil-Villa, am Kurpark von Bad Oeynhausen. Hervorgegangen aus der privaten Stiftung des 1992 verstorbenen Volkskundlers und Schriftstellers Karl Paetow,[1] bietet das Museum Einblicke in das weite Feld der alten Volkserzählungen und beschäftigt sich vornehmlich mit der bildlichen Umsetzung von Märchen- und Sagenmotiven. Es zeigt Illustrationen zu den bekannten Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, die im Weserbergland viele ihrer Märchenstoffe gefunden haben, sowie anderer Märchensammler und -erzähler ebenso wie künstlerisch weit über die Buchillustration hinausgehende bildliche Umsetzungen von aktuellen Künstlern und Künstlerinnen.
1973 schenkte der Kunsthistoriker und Schriftsteller Karl Paetow (1903–1992) der Stadt Bad Oeynhausen seine private Märchen- und Sagensammlung,[2] die noch im selben Jahr in den Erdgeschossräumen der Paul-Baehr-Villa, Am Kurpark 3, in Bad Oeynhausen eröffnet wurde. Sie umfasst einen großen Bestand an Märchenbüchern, zahlreiche Märchen- und Sagenillustrationen in Form von Originalgraphiken und druckgraphischen Reproduktionen sowie Märchenfiguren und Gegenständen mit Bezug zu Märchen und Sage.[3]
Bis 1981 leitete der Sammler selber das Museum ehrenamtlich. 1982 wurde eine hauptamtliche wissenschaftliche Stelle eingerichtet, von der seitdem die zwei in städtischer Trägerschaft befindlichen Museen, das Märchenmuseum ebenso wie der Museumshof der Stadt Bad Oeynhausen betreut werden. In den 1980er Jahren entstandene Pläne zum Ausbau des Märchenmuseums zu einem Internationalen Märchenzentrum wurden in den 1990er Jahren wieder zu den Akten gelegt.
Seit Anfang der 1980er Jahre wurden die Sammlungen des Museums durch Ankäufe und Schenkungen besonders im grafischen Bereich ergänzt. Der Museumsgründer brachte zahlreiche Blätter mit mythologischen Szenen, Bilder zu Sagen des klassischen Altertums oder zu Figuren der Volkserzählung wie Till Eulenspiegel, Münchhausen, Rattenfänger, Rübezahl oder Widukind in die Sammlung ein. Später kam als Sammelgebiet die bildliche Darstellung von Erzählsituationen dazu. Den Ansatz Paetows, ein Museum für die lebendige Tradierung der Märchen schaffen zu wollen, werden seit den 1990er Jahren auch Unikatbücher, Handpressendrucke und andere aktuelle Werke von Künstlern zu Märchen, Mythen und Sagen erworben, bedeutet doch jede künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema auch immer wieder eine Neuinterpretation der alten Geschichten. Im Bereich der populären Massenware besitzt das Museum eine umfangreiche Postkartensammlung sowie Gesellschaftsspiele und Spielzeug, Tonträger und Diaserien, Schulwandbilder, Sammelbilderalben, Briefmarken und Plakate. Textilien, Porzellanfiguren, Sammeltellerserien und Kindergeschirre mit Märchenmotiven usw. ergänzen das Sammlungsspektrum.[4]
1978 gründete Karl Paetow zusammen mit dem Kaufmann Walter Frei den „Förderkreis des Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseums e. V.“ zur Unterstützung der Museumsarbeit. Der Verein finanziert seit vielen Jahren nicht nur Ankäufe für die Sammlungen, sondern auch sämtliche Veranstaltungen des Museums.[5]
1973–1981: Karl Paetow (ehrenamtlich)
1982–1991: Gerhard Seib (hauptamtlich)
1992–2021: Hanna Dose (hauptamtlich)[6]
ab 2021: Hendrik Tieke (hauptamtlich)[7]
Zum Museum gehört eine gut bestückte Präsenzbibliothek mit rund 16.000 Bänden[2] Märchen aus aller Welt in deutschsprachigen Ausgaben, Sagen aus dem deutschsprachigen Raum sowie Literatur zur Stadt- und Landesgeschichte. Ergänzt wird der Bestand durch Nachschlagewerke und Fachzeitschriften.[8]
Das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen bietet ein umfangreiches Veranstaltungsangebot mit Erzählstunden,[9] Erzählkreisen,[10] Lesungen, Vorträgen, Führungen,[11] Workshops, Geburtstagstagsangeboten[12] usw.[13] Unter anderem lädt das Museum seit seiner Eröffnung an jedem 1. Freitag im Monat um 16 Uhr zu einer Märchenerzählstunde für Jung und Alt ein. Nach Voranmeldung können auch Gruppen jeder Altersklasse (ab 5 Jahren) eine Märchenerzählstunde buchen. Höhepunkt im Veranstaltungskalender sind die seit 1993 jährlich Ende Oktober stattfindenden Märchentage.[14]
Pro Jahr zeigt das Museum zudem drei Sonderausstellungen zu kulturgeschichtlichen Thema rund um Märchen, Mythen und Sagen oder auch Ausstellungen mit Arbeiten von Künstlern zum Thema. Auch Kooperationen mit Künstlervereinigungen, Sammlern u. a. m. gehören dazu.
Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Staatsbades Bad Oeynhausen im Jahre 1998 kreierten Studenten der Fachhochschule Bielefeld märchenhafte und phantasievolle Kostüme. Eine konkrete Anlehnung an Märchenfiguren sollte vermieden werden.
In Kooperation mit den Kunsterziehern am Gymnasium des Ortes gab es mehrmals Kooperationen für märchenhafte Kunstprojekte.
Im September 2019 wurde dem Museum der Europäische Märchenpreis verliehen für seine „Professionalität und Beharrlichkeit“ bei seiner „engagierte[n] Vermittlung von Märchen und Märchenforschung“: „Immer wieder fand und findet es noch traditionelle, originelle aber auch ganz aktuelle, sowie pädagogisch durchdachte Annäherungsweisen an ein nicht nur museales, also historisches Thema.“[15]
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Shared Memory (dt. „gemeinsam genutzter Speicher“) wird in der Computertechnik verwendet und kann dabei je nach Kontext eine andere Technologie beschreiben:
Hier nutzen zwei oder mehrere Prozesse einen bestimmten Teil des Hintergrundspeichers (RAM) gemeinsam. Für alle beteiligten Prozesse liegt dieser gemeinsam genutzte Speicherbereich in deren Adressraum und kann mit normalen Speicherzugriffsoperationen ausgelesen und verändert werden. Meist wird dies über Pagingmechanismen realisiert, indem beide Prozesse gleiche Seitendeskriptoren verwenden, wodurch die gleiche Speicherseite (Kachel) im Hintergrundspeicher verwendet wird. Die meisten modernen Betriebssysteme bieten Mechanismen zur gemeinsamen Speichernutzung an.
Bei MIMD-Architekturen unterscheidet man eng gekoppelte und lose gekoppelte Systeme, wobei Mehrprozessorsysteme zur Klasse der eng gekoppelten Systeme gehören. In eng gekoppelten Mehrprozessorsystemen teilen sich die verschiedenen Prozessoren einen gemeinsamen Speicher (Shared Memory). Gegenüber lose gekoppelten MIMD-Architekturen hat dies folgende Vorteile:
die Prozessoren haben alle dieselbe Sicht auf die Daten und können daher auf einfache Art und Weise miteinander kommunizieren
der Zugriff auf den gemeinsamen Speicher erfolgt sehr schnell
Aus diesen Gründen ist ein eng gekoppeltes MIMD-System in der Regel einfacher zu programmieren als ein lose gekoppeltes MIMD-System. Allerdings kann der gemeinsam genutzte Speicher auch schnell zum Flaschenhals werden, wenn zu viele Prozessoren vorhanden sind, da (bei einem gemeinsam genutzten Speicherbus) zu einer Zeit immer nur ein Prozessor auf den Speicher zugreifen kann. Um dem entgegenzuwirken, werden in der Regel Caches verwendet, d. h. die Prozessoren speichern einmal gelesene Werte in einem eigenen, privaten Speicher ab und müssen diese nur dann aktualisieren, wenn sie selbst oder ein anderer Prozessor diese verändert haben. Um auch dies möglichst effizient zu bewerkstelligen, kommen Techniken wie beispielsweise Bus Snooping und Write-Through-Caches zum Einsatz.
Selbst beim Einsatz der oben genannten Techniken können die beschriebenen busorientierten Mehrprozessorsysteme nicht besonders gut skaliert (d. h. um weitere Prozessoren erweitert) werden, da jeder hinzugefügte Prozessor die Anzahl der Zugriffe auf den Bus erhöht. Irgendwann ist die Kapazität des Busses ausgeschöpft. Aus diesem Grund wurde das Konzept der verbindungsorientierten Mehrprozessorsysteme entwickelt. Hierbei blockiert der Speicherzugriff eines Prozessors nicht den gesamten Speicher, sondern nur einen Teil davon. Dies wird erreicht, indem Technologien wie Kreuzschienenverteiler oder Omega-Netzwerke zum Einsatz kommen. Diese Technologien sind allerdings teuer, weshalb man in der Praxis zur Steigerung der Rechenleistung anstelle von (eng gekoppelten) verbindungsorientierten Mehrprozessorsystemen eher lose gekoppelte MIMD-Architekturen wie beispielsweise Computercluster verwendet.
Einige Grafikkartenhersteller bieten Grafikkarten mit „Shared-Memory-Technologie“ an, dabei handelt es sich allerdings nicht um den genannten IPC-Mechanismus, sondern um ein Verfahren, bei dem die Grafikkarte den Hauptspeicher eines Computers mitbenutzt, auch als Integrated Graphics Processor bezeichnet. Dies kann einerseits eine Verlangsamung der Grafikhardware und der CPU zur Folge haben, weil nun der Speicherbus zum Flaschenhals werden kann. Andererseits hat es aber den Vorteil, dass die Grafikkarte zumeist billiger verkauft werden kann, weil sie keinen eigenen Speicher benötigt. Diese Technologie kommt überwiegend bei Notebooks zum Einsatz, wobei hierbei sogar weitere Vorzüge anzuführen sind. Durch das Einsparen von zusätzlichen Grafik-Speicher-Chips wird eine bessere Energieeffizienz erreicht und verhilft Notebooks damit in der Regel zu einer längeren Akkulaufzeit. Zudem bieten nahezu alle Shared-Memory-Anbieter, wie auch die Intel-GMA-Modelle, eine variable Nutzung des Hauptspeichers. So können zwar 256 MB angesprochen und genutzt werden, normalerweise wird jedoch nur ein Bruchteil belegt (z. B. 16 MB). Bei AMD heißt der gemeinsam genutzte Speicher UMA, wobei stets auf Techniken hingewiesen wird, die das Problem Speicherdurchsatz reduzieren.
Verstärkt kommt Shared-Memory-Technologie somit bei Business-Notebooks, ultra-portablen Notebooks (Subnotebooks) oder preiswerten Notebooks zum Einsatz. In aktuellen Systemen ist man dazu übergegangen, den Hauptspeicher über Dual-Channel-Speichercontroller anzusprechen, wodurch die Bandbreite erhöht wird. Dadurch soll die Flaschenhalsproblematik gedämpft werden, so dass beide Prozessoren schnell darauf zugreifen können.
Die Bezeichnungen TurboCache (Nvidia) und HyperMemory (ATI) sind marketingtechnisch aufgewertete Begriffe für Technologien bei Grafikkarten, die Shared Memory einsetzen. Sie kombinieren das Shared-Memory-Konzept mit einem (aus Kostengründen vergleichsweise kleinen) grafikkarten-eigenen Speicher, dadurch steht neben einem großen Shared Memory auch ein schneller Lokalspeicher zur Verfügung.
Karl Friedrich von Holstein-Gottorf ⚭ Anna Petrowna Romanowa (1708–1728), Tochter von Peter I. (siehe Stammliste des Hauses Romanow)
Karl Peter Ulrich (1728–1762), 1739–1762 als Peter III. Kaiser von Russland ⚭ 1745 Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst-Dornburg (1729–1796), 1762–1796 als Katharina II. Kaiserin von Russland
Paul I. (1754–1801), 1796–1801 Kaiser von Russland ⚭(I) 1773 Wilhelmina Luisa von Hessen-Darmstadt (1755–1776); ⚭(II) 1776 Sophie Dorothee von Württemberg (1759–1828)
(I) Tochter (1776)
(II) Alexander I. (1777–1825), 1801–1825 Kaiser von Russland ⚭ 1793 Elisabeth Alexejewna (1779–1826)
Marija (1799–1800)
Jelisaweta (1806–1808)
(II) Konstantin (1779–1831) ⚭(I) 1796 Juliane von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1781–1860); ⚭(II) 1820 Joanna Grudzińska (1795–1831)
(II) Alexandra (1783–1801) ⚭ 1799 Joseph von Toskana (1776–1847)
(II) Jelena (1784–1803) ⚭ 1799 Friedrich Ludwig zu Mecklenburg (1778–1819)
(II) Marija (1786–1859) ⚭ 1804 Karl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach (1783–1853)
(II) Jekaterina (1788–1819) ⚭(I) 1809 Georg von Oldenburg (1784–1812); ⚭(II) 1816 Wilhelm I. von Württemberg (1781–1864)
(II) Olga (1792–1795)
(II) Anna (1795–1865) ⚭ 1816 Wilhelm II. der Niederlande (1792–1849)
(II) Nikolaus I. (1796–1855), 1825–1855 Kaiser von Russland und 1825–1830 König von Polen ⚭ 1817 Charlotte von Preußen (1798–1860)
Alexander II. (1818–1881), 1855–1881 Kaiser von Russland ⚭(I) 1841 Marie von Hessen-Darmstadt (1824–1880); ⚭(II) (morganatisch) 1880 Jekaterina Michailowna Dolgorukowa (1847–1922)
(I) Alexandra (1842–1849)
(I) Nikolai (1843–1865)
(I) Alexander III. (1845–1894), 1881–1894 Kaiser von Russland ⚭ 1866 Dagmar von Dänemark (1847–1928)
Nikolaus II. (1868–1918), 1894–1917 Kaiser von Russland ⚭ 1894 Alix von Hessen-Darmstadt (1872–1918)
Olga (1895–1918)
Tatjana (1897–1918)
Marija (1899–1918)
Anastasija (1901–1918)
Alexei (1904–1918)
Alexander (1869–1870)
Georgi (1871–1899)
Xenija (1875–1960) ⚭ 1894 Alexander Michailowitsch (1866–1933) (s. unten)
Michail II. (1878–1918), 1917 (für 1 Tag) Kaiser von Russland ⚭ 1912 (morganatisch) Natalja Sergejewna Brassowa (1880–1952)
Georgi Michailowitsch Brassow (1910–1931)
Olga (1882–1960) ⚭(I) 1901 Peter von Oldenburg (1868–1924); ⚭(II) (morganatisch) 1916 Nikolai Alexandrowitsch Kulikowski (1882–1958)
(I) Wladimir (1847–1909) ⚭ 1874 Marie zu Mecklenburg (1854–1920)
Alexander (1875–1877)
Kyrill (1876–1938) ⚭ 1905 Victoria Melita von Sachsen-Coburg und Gotha (1876–1936)
Marija (1907–1951) ⚭ 1925 Karl III. von Leiningen (1898–1946)
Kira (1909–1967) ⚭ 1938 Louis Ferdinand von Preußen (1907–1994)
Marija (* 1953) ⚭ 1976 Franz Wilhelm von Preußen (* 1943)
Georgi (* 1981) (umstritten, da eigentlich Mitglied der Hohenzollern)
Boris (1877–1943) ⚭ (morganatisch) 1919 Sinaida Sergejewna Raschewskaja (1896–1963)
Andrei (1879–1956) ⚭ (morganatisch) 1921 Matilda Felixowna Kschessinskaja (1872–1971)
Wladimir Romanowski-Krassinski (1902–1974) (möglicherweise auch Sohn von Sergei Michailowitsch (s. unten))
Jelena ⚭ 1902 Nikolaus von Griechenland und Dänemark (1872–1938)
(I) Alexei (1850–1908)
(I) Marija (1853–1920) ⚭ 1874 Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha (1844–1900)
(I) Sergei (1857–1905) ⚭ 1884 Elisabeth von Hessen-Darmstadt (1864–1918)
(I) Pawel (1860–1919) ⚭(I) 1889 Alexandra von Griechenland und Dänemark (1870–1891); ⚭(II) (morganatisch) 1902 Olga Walerianowna Karnowitsch, verw. von Pistolkohrs, verh. Paley (1865–1929)
(I) Marija (1890–1958) ⚭(I) 1908 Wilhelm von Schweden (1884–1965); ⚭(II) (morganatisch) 1917 Sergei Michailowitsch Putjatin (1893–1966)
(I) Dmitri (1891–1942) ⚭ (morganatisch) 1926 Anne Audrey Emery (1904–1971)
Pawel Dmitrijewitsch Romanowski-Iljinski (1928–2004) ⚭(I) 1949 Mary Evelyn Prince (* 1925); ⚭(II) 1952 Angelica Philippa Kauffmann (* 1932)
(II) Dmitri Pawlowitsch Romanowski-Iljinski (* 1954) ⚭ 1979 Martha Murray McDowell
Catherine Adair Dmitrijewna Romanowskaja-Iljinskaja (* 1981) ⚭ 2011 Sam Goddyear
Victoria Bayard Dmitrijewna Romanowskaja-Iljinskaja (* 1983) ⚭ 2013 Yves Binda
(II) Paula Maria Pawlowna Romanowskaja-Iljinskaja (* 1956) ⚭ 1980 Mark Comisar
(II) Anna Pawlowna Romanowskaja-Iljinskaja (* 1959) ⚭(I) 1980 Robin de Young; ⚭(II) 1992 David Wise Glossinger
(II) Michael Pawlowitsch Romanowski-Iljinski (* 1959) ⚭(I) 1985 Marcia Marie Lowe; ⚭(II) 1989 Paula Meyer (* 1965); ⚭(III) 1999 Lisa Marie Schiesler (* 1973); ⚭(IV) 2010 Deborah Gibson (* 1963)
(II) Wassilissa-Alexis Michailowna Romanowskaja-Iljinskaja (* 1994)
(II) Wladimir Pawlowitsch Paley (1897–1918)
(II) Irina Pawlowna Paley (1903–1990) ⚭(I) 1923 Fjodor Alexandrowitsch (1898–1968) (s. unten); ⚭(II) 1950 Hubert de Monbrison (1892–1981)
(II) Natalja Pawlowna Paley (1905–1981) ⚭(I) 1927 Lucien Lelong (1889–1958); ⚭(II) 1937 John Chapman Wilson (1899–1961)
(II) Alexander Alexandrowitsch Jurjewski (1868)
(II) Georgi Alexandrowitsch Jurjewski (1872–1913) ⚭ 1900 Alexandra Konstantinowna von Zarnekau (1883–1957)
Alexander Georgijewitsch Jurjewski (1901–1988) ⚭ 1957 Ursule Anne Marie Beer de Grüneck (1925–2001)
Hans Georg Alexandrowitsch Jurjewski (* 1961) ⚭(I) 2003 Katharina Verhagen (* 1964); ⚭(II) 2013 Silvia Trumpp (* 1968)
(II) Olga Alexandrowna Jurjewskaja (1873–1925) ⚭ 1895 Georg Nikolaus Nikolajewitsch von Merenberg (1871–1948)
(II) Boris Alexandrowitsch Jurjewski (1876)
(II) Jekaterina Alexandrowna Jurjewskaja (1878–1959) ⚭(I) 1901 Alexander Wladimirowitsch Barjatinski (1870–1910); ⚭(II) 1916 Sergei Platonowitsch Obolenski-Neledinski-Melezki (1890–1978)
Marija (1819–1876) ⚭(I) 1839 Maximilian de Beauharnais (1817–1852); ⚭(II) 1856 Grigori Alexandrowitsch Stroganow (1824–1879)
Olga (1822–1892) ⚭ 1846 Karl I. von Württemberg (1823–1891)
Alexandra (1825–1844) ⚭ 1844 Friedrich Wilhelm von Hessen-Rumpenheim (1820–1884)
Konstantin (1827–1892) ⚭ 1848 Alexandra von Sachsen-Altenburg (1830–1911)
(unehelich) Tatjana (* 1986) (adoptiert von ihrem Großvater und dessen zweiter Frau, die ihre Mutter ist. Ihr Großvater ist also zugleich auch ihr Adoptiv- und Stiefvater)
Irina (* 1934) (eigentlich Tochter aus der zweiten Ehe ihrer Mutter) ⚭(I) 1955 André Jean Pelle (* 1923); ⚭(II) 1962 Victor-Marcel Soulas (* 1938)
Nikita (1900–1974) ⚭ 1822 Marija Illarionowna Woronzowa-Daschkowa (1903–1997)
Nikita (1923–2007) ⚭ 1961 Jane Anna Schoenwald (* 1933)
Fjodor (1974–2007)
Alexander (1929–2002) ⚭ 1971 Maria Valguarnera di Niscemi (* 1931)
Dmitri (1901–1980) ⚭(I) 1931 Marina Sergejewna Golenischtschewa-Kutusowa (1912–1969); ⚭(II) 1954 Margaret Sheila Chisholm (1898–1969)
(I) Nadeschda Dmitrijewna Romanowskaja-Kutusowa (1933–2002) ⚭(I) 1952 Anthony Bryan Allen (* 1931); ⚭(II) 1977 William Thomas Hall Clark (1924–1995)
Rostislaw (1902–1978) ⚭(I) 1928 Alexandra Pawlowna Golizyna (1905–2006); ⚭(II) 1944 Alice Baker Eilken (1923–1996); ⚭(III) 1954 Hedwig Maria Gertrud Eva von Chappuis (1905–1997)
Das Oberamt Ravensburg war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #42), der 1934 in Kreis Ravensburg umbenannt und 1938 um den Großteil des ehemaligen Oberamts Waldsee zum Landkreis Ravensburg erweitert wurde. Allgemeine Bemerkungen zu württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).
Oberamt Ravensburg, Gebietsstand 1813, mit den früheren Herrschafts- und Ämtergrenzen Legende
Das Gebiet dieses Oberamts war Ende des 18. Jahrhunderts unter viele Herrschaften aufgeteilt und glich einem Flickenteppich. Ravensburg verlor 1802 seine Stellung als Reichsstadt und fiel an Bayern. Auch die oberschwäbischen Reichsklöster gehörten zur Verteilungsmasse des Reichsdeputationshauptschlusses: Das Kloster Weingarten mit seinen großen Besitzungen wurde säkularisiert und dem Fürsten von Nassau-Oranien als Entschädigung für an Frankreich gefallene linksrheinische Gebiete zugesprochen. Die ebenfalls großen Besitzungen des Klosters Weißenau kamen in gleicher Weise an den Grafen von Sternberg-Manderscheid. Württemberg erhielt im Preßburger Friedensvertrag von 1805 den Hauptteil der österreichischen Landvogtei Schwaben. Dem hieraus gebildeten Oberamt Altdorf wurden 1806 weitere – infolge der Rheinbundakte württembergisch gewordene – Gebiete zugeteilt: die ehemals klösterlichen Besitzungen und ein Teil der mediatisierten Herrschaften der Fürsten von Waldburg. Im Pariser Grenzvertrag von 1810 legten die Königreiche Bayern und Württemberg die endgültigen Grenzen fest. Dabei kam Ravensburg zu Württemberg, und aus dem Oberamt Altdorf entstand das Oberamt Ravensburg. Der von 1818 bis 1924 dem Donaukreis zugeordnete Bezirk grenzte an die württembergischen Oberämter Tettnang, Waldsee, Wangen und Saulgau sowie an das Großherzogtum Baden.
Vorderösterreich um 1780
1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:
Reichsstadt Ravensburg: neben der Stadt selbst insgesamt 109 Dörfer, Weiler und Höfe in den Ämtern Hinzistobel, Schmalegg, Winterbach, Mochenwangen und Wolpertswende. (Die Ämter Bavendorf und Bitzenhofen kamen 1810 zum Oberamt Tettnang.)
Vorderösterreich, Landvogtei Schwaben: Die Ämter Altdorf, Berg, Bodnegg, Boschen, Eschach, Grünkraut, Wolketsweiler und Zogenweiler setzten sich aus rund 350 Orten zusammen, die über fast alle späteren Gemeinden des Bezirks verstreut lagen.
Reichsabtei Weingarten: 114 Orte, mit Schwerpunkten in den späteren Gemeinden Altdorf, Berg, Blitzenreute, Esenhausen, Fronhofen, Hasenweiler und Schlier, dazu umfangreicher Grundbesitz unter österreichischer Hoheit.
Reichsabtei Weißenau: Weißenau, Oberhofen, dazu umfangreicher Grundbesitz unter österreichischer Hoheit.
Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee: Herrschaft Waldburg, mit 50 Orten in den späteren Gemeinden Bodnegg, Grünkraut, Schlier, Vogt und Waldburg.
Freiherr von Rehling: Herrschaften Bettenreute, Danketsweiler, Zußdorf.
Dem Fürsten von Fürstenberg als Inhaber der Grafschaft Heiligenberg standen Blutgerichtsbarkeit und Forsthoheit rechts der Rotach zu. Grundherren ohne Hoheitsrechte waren, neben den bereits genannten Klöstern, auch die Reichsabtei Baindt, der Freiherr von Greut zu Mosisgreut sowie der Graf von Beroldingen-Ratzenried.
Folgende Gemeinden waren 1836 dem Oberamt unterstellt:
heutige Schreibweise:
Änderungen im Gemeindebestand seit 1813[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die lokale Verwaltungsgliederung orientierte sich zunächst an den früheren Herrschaftsgrenzen. 1823 bestanden neben der Oberamtsstadt Ravensburg und dem Marktflecken Altdorf 23 weitere Gemeinden. Dabei setzten sich Schmalegg und Wolpertswende ausschließlich aus ehemals ravensburgischen Orten zusammen, Baienfurt, Bodnegg, Boschen, Eschach, Grünkraut, Schussen, Um-Altdorf, Wolketsweiler und Zogenweiler aus früher österreichischem Gebiet. Aus dem Territorium des Klosters Weingarten waren die Gemeinden Aichach, Blitzenreute, Esenhausen, Ettishofen, Fronhofen, Hasenweiler und Schlier entstanden, Weingarten selbst mit Altdorf verschmolzen. Die Gemeinde Waldburg deckte sich mit der ehemaligen Herrschaft gleichen Namens, Danketsweiler und Zußdorf mit den rehlingschen Gütern, Oberhofen mit dem Weißenauer Klostergebiet. Lediglich die Gemeinde Hinzistobel war aus reichsstädtischen und weingartischen Orten gemischt. Entsprechend der früheren Zersplitterung gab es eine Reihe von Exklaven. Einige Orte, beispielsweise Wetzisreute, verteilten sich auf mehrere Gemeinden.
Nachdem die Verfassung von 1819 und das Verwaltungsedikt von 1822 die Grundlage für die kommunale Selbstverwaltung bereitet hatten, konstituierten sich die Gemeinden im modernen Sinne. Im Oberamt Ravensburg war dieser Prozess 1826 abgeschlossen, der die meisten Exklaven beseitigte und die Zahl der Gemeinden von 25 auf 18 reduzierte: Ravensburg, Altdorf, Baindt, Berg, Blitzenreute, Bodnegg, Eschach, Esenhausen, Fronhofen, Grünkraut, Hasenweiler, Kappel, Schlier, Schmalegg, Vogt, Waldburg, Wolpertswende, Zogenweiler. Hinzu kam die 1824 als Tochtergemeinde der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal gegründete Colonie Wilhelmsdorf.
1829 wurde Zußdorf von Esenhausen getrennt und wieder zur selbständigen Gemeinde erhoben.
1842 wurden Butzers, Goldegger und Tannberg von Bodnegg nach Pfärrich (Oberamt Wangen) umgemeindet. Gleichzeitig kam die Gemeinde Taldorf (mit Erbenweiler, das zuvor zu Oberteuringen gehörte) vom Oberamt Tettnang zum Oberamt Ravensburg. Der Wohnplatz – de facto nur ein einzelnes Haus – Geiselmacher, bisher eine vom Oberamt Ravensburg umschlossene Exklave des Bezirks Saulgau, wurde der Gemeinde Wolpertswende zugeteilt.
1846 trat ein 1843 zwischen Baden und Württemberg geschlossener Staatsvertrag in Kraft. Zu Württemberg kamen der Auhof (zur Gemeinde Zußdorf) und der bisher badische Teil von Sießen (zur Gemeinde Hasenweiler).
1848 wurde Baienfurt von Baindt getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.
1849 wurde Wolketsweiler von Kappel getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.
1850 wurde Wilhelmsdorf, bisher in gerichtlicher Beziehung der Gemeinde Esenhausen zugeteilt, zur selbständigen Gemeinde erhoben.
1865 wurde Altdorf in Weingarten umbenannt und gleichzeitig zur Stadt erhoben.
Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ravensburg (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band12). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1836 (Volltext [Wikisource]). – Reprint Bissinger, Magstadt 1982, ISBN 3-7644-0012-9.
Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.