Gleichmäßige Konvergenz – Wikipedia

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In der Analysis beschreibt gleichmäßige Konvergenz die Eigenschaft einer Funktionenfolge

(fn)nN{displaystyle (f_{n})_{nin mathbb {N} }}

, mit einer vom Funktionsargument unabhängigen „Geschwindigkeit“ gegen eine Grenzfunktion

f{displaystyle f}

zu konvergieren.
Im Gegensatz zu punktweiser Konvergenz erlaubt der Begriff der gleichmäßigen Konvergenz, wichtige Eigenschaften der Funktionen

fn{displaystyle f_{n}}

wie Stetigkeit und Riemann-Integrierbarkeit, auf die Grenzfunktion

f{displaystyle f}

zu übertragen.[1][2]

Der Begriff wird üblicherweise Karl Weierstraß in den 1840er Jahren zugeschrieben (zuerst in einer Schrift 1841, die aber erst 1894 publiziert wurde), der ihn wiederum schon bei seinem Lehrer Christoph Gudermann (1838) angedeutet fand, und fehlte noch im ursprünglichen Aufbau der Analysis nach Augustin-Louis Cauchy. Das führte zu einigen Fehlern in Cauchys Cours d’Analyse von 1821, insbesondere beim sogenannten Cauchyschen Summensatz. Cauchy behauptete bewiesen zu haben, dass eine konvergente Reihe stetiger Funktionen stetig ist, wozu aber schon bald darauf 1826 Niels Henrik Abel ein Gegenbeispiel gab. Dass der Satz gilt, wenn punktweise Konvergenz durch gleichmäßige Konvergenz ersetzt wird (nach heutigem Verständnis), bewiesen unabhängig Philipp Ludwig Seidel (unendlich langsame Konvergenz)[3] und George Gabriel Stokes 1847[4] (infinitely slow convergence, Punkte mit non uniform convergence). Seidel knüpfte dabei direkt an Cauchy und an Peter Gustav Lejeune Dirichlet an, der Beispiele von Fourierreihen gegeben hatte, die gegen unstetige Funktionen konvergieren. Stokes dagegen bezog sich nicht auf Cauchy, sondern auf einen Aufsatz über Potenzreihen von John Radford Young von 1846. Nach Ivor Grattan-Guinness kam möglicherweise der Schwede Emanuel G. Björling (1846/47) zu den beiden als Urheber des Konzepts hinzu. Es gab auch eine Diskussion darüber (Pierre Dugac 2003), ob Cauchy den Begriff (und den verwandten der gleichmäßigen Stetigkeit) schon wenig später 1823 in einem weiteren Lehrbuch kannte und implizit benutzte.[5] Eine Gruppe von Mathematikhistorikern und Mathematikern wie Detlef Laugwitz und Abraham Robinson versuchte Cauchys Beweis später zu retten, indem die Idee verfolgt wurde, Cauchy, der selbst unendlich kleine Größen explizit in seinem Lehrbuch einführte, hätte eine Form von Nichtstandardanalysis benutzt, was sich aber bei den meisten Cauchy-Forschern nicht durchsetzte und als Beispiel einer aus moderner Sichtweise aufgezwungenen Interpretation der Mathematikgeschichte gewertet wurde. Klaus Viertel kam in seinem Buch[6] zu einem differenzierteren Bild einer erst allmählichen Ausprägung der Begriffe von Stetigkeit und Konvergenz im heutigen Sinn selbst im Rahmen der Weierstraß-Schule, wo der Begriff ebenfalls im Lauf der Zeit einem Wandel unterworfen war. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es bereits verschiedene Weiterentwicklungen des Begriffs (Quasi-Konvergenz bei Godfrey Harold Hardy 1918, William Henry Young 1903, 1907).

Gegeben seien eine Funktionenfolge

die jeder natürlichen Zahl

n{displaystyle n}

eine reellwertige Funktion zuordnet, und eine Funktion

f{displaystyle f}

. Alle

fn{displaystyle f_{n}}

sowie

f{displaystyle f}

seien auf derselben Definitionsmenge

Df{displaystyle D_{f}}

definiert. Die Folge

(fn)nN{displaystyle (f_{n})_{nin mathbb {N} }}

konvergiert genau dann gleichmäßig gegen

f{displaystyle f}

, wenn

Man betrachtet hier die absolute Differenz von

fn(x){displaystyle f_{n}left(xright)}

und

f(x){displaystyle fleft(xright)}

für alle

x{displaystyle x}

aus dem Definitionsbereich. Die Menge dieser Differenzen ist entweder unbeschränkt oder hat eine kleinste obere Schranke, ein Supremum. Gleichmäßige Konvergenz von

fn{displaystyle f_{n}}

gegen

f{displaystyle f}

bedeutet, dass dieses Supremum für fast alle

n{displaystyle n}

existiert und gegen Null geht, wenn

n{displaystyle n}

gegen unendlich strebt.

Man kann diesen Sachverhalt auch anders definieren: Alle Bezeichnungen seien wie oben. Dann konvergiert

fn{displaystyle f_{n}}

gleichmäßig gegen

f{displaystyle f}

genau dann, wenn für alle

ε>0{displaystyle varepsilon >0}

NN{displaystyle Nin mathbb {N} }

existiert, so dass für alle

nN{displaystyle ngeq N}

und für alle

xDf{displaystyle xin D_{f}}

gilt:

Es sei

0<q<1{displaystyle 0

eine reelle Zahl.
Die Funktionenfolge

(fn:[0,q]R;xxn)nN{displaystyle left(f_{n}colon left[0,qright]to mathbb {R} ;,xmapsto x^{n}right)_{nin mathbb {N} }}

konvergiert für

n{displaystyle nto infty }

gleichmäßig gegen die Nullfunktion

f:[0,q]R;x0{displaystyle fcolon left[0,qright]to mathbb {R} ;,xmapsto 0}

.
Dafür ist zu zeigen, dass

Jedes der

fn{displaystyle f_{n}}

ist auf

[0,q]{displaystyle [0,q]}

nicht-negativ und monoton steigend, also

supx[0,q]|fn(x)|=qn{displaystyle textstyle sup _{xin [0,q]}|f_{n}(x)|=q^{n}}

und wegen

q<1{displaystyle q<1}

geht dies gegen

0{displaystyle 0}

.

Die Angabe des Konvergenzbereiches ist hierbei unerlässlich:
Die Folge

fn(x)=xn{displaystyle f_{n}(x)=x^{n}}

konvergiert auf dem rechtsoffenen Einheitsintervall

[0,1){displaystyle [0,1)}

zwar immer noch punktweise gegen die Nullfunktion, jedoch nicht mehr gleichmäßig.
Es gilt nun

supx[0,1)|fn(x)|=1{displaystyle textstyle sup _{xin [0,1)}|f_{n}(x)|=1}

, insbesondere ist also

Vergleich zwischen gleichmäßiger und punktweiser Konvergenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahl von

N{displaystyle N}

bei gleichmäßiger Konvergenz hängt nur von

ε{displaystyle varepsilon }

ab. Im Gegensatz dazu hängt bei punktweiser Konvergenz

N{displaystyle N}

sowohl von

ε{displaystyle varepsilon }

als auch von

x{displaystyle x}

ab. Formuliert man beide Konvergenzbegriffe mithilfe von Quantoren, so sieht man, dass sie sich in der Reihenfolge der „Einführung“ von

x{displaystyle x}

und

N{displaystyle N}

und damit der Abhängigkeit der zwei Variablen voneinander unterscheiden (siehe das Unterstrichene):

punktweise Konvergenz:
gleichmäßige Konvergenz:

d. h., für punktweise Konvergenz muss es für jedes

x{displaystyle x}

und für jedes

ε>0{displaystyle varepsilon >0}

N{displaystyle N}

geben, so dass für alle

nN{displaystyle ngeq N}

gilt:

|fn(x)f(x)|<ε{displaystyle left|f_{n}(x)-f(x)right|

.

Aus der gleichmäßigen Konvergenz folgt die punktweise Konvergenz, aber nicht umgekehrt. Beispielsweise konvergiert die Funktionenfolge

F=(fn)nN{displaystyle F=(f_{n})_{nin mathbb {N} }}

definiert durch

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