[{"@context":"http:\/\/schema.org\/","@type":"BlogPosting","@id":"https:\/\/wiki.edu.vn\/wiki69\/2022\/02\/15\/freie-volksbuhne-berlin-wikipedia\/#BlogPosting","mainEntityOfPage":"https:\/\/wiki.edu.vn\/wiki69\/2022\/02\/15\/freie-volksbuhne-berlin-wikipedia\/","headline":"Freie Volksb\u00fchne Berlin \u2013 Wikipedia","name":"Freie Volksb\u00fchne Berlin \u2013 Wikipedia","description":"before-content-x4 Kulturvolk. Freie Volksb\u00fchne e.\u00a0V. (bis 2017 Freie Volksb\u00fchne e. 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Freie Volksb\u00fchne e.\u00a0V. (bis 2017 Freie Volksb\u00fchne e. V.) ist ein Kulturverein in Berlin, der seit 1890 besteht. Er initiierte den Bau der heutigen Volksb\u00fchne am Rosa-Luxemburg-Platz (1913 er\u00f6ffnet). Er bietet seinen Mitgliedern erm\u00e4\u00dfigte Eintrittskarten zu Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg an. Bis 1999 wurde ein eigenes Theater (zuletzt in der Schaperstra\u00dfe, heute Haus der Berliner Festspiele) betrieben. Table of ContentsDie Gr\u00fcndungsjahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein eigenes Haus und der Erste Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Volksb\u00fchne in der Weimarer Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dritte Reich und seine Auswirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wiederaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gerhart-Hauptmann-Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom Bau der Mauer bis zu ihrem Fall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Freie Volksb\u00fchne Berlin nach der Wiedervereinigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neue Aufgabenstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eigene Veranstaltungen und Bibliothek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]\u201eKulturvolk\u201c seit 2017[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1890 bis 1914[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1914 bis 1944[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1949 bis 1999[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gr\u00fcndungsjahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Freie Volksb\u00fchne Berlin wurde 1890 als erste kulturpolitische Massenorganisation der deutschen Arbeiterbewegung mit dem Ziel gegr\u00fcndet, gesellschaftlich und sozial schw\u00e4cher gestellten Bev\u00f6lkerungsgruppen einen Zugang zu Bildung und zum kulturellen Leben zu erm\u00f6glichen. Schon bald nach ihrer Gr\u00fcndung wurde aus dem Verein eine gro\u00dfe Organisation, die kulturpolitische Akzente setzte und eine wechselvolle Geschichte durchlief.Im Aufruf zur Gr\u00fcndung einer Freien Volksb\u00fchne wurden am 23. M\u00e4rz 1890 Ziel und Anspruch der Freien Volksb\u00fchne Berlin im Berliner Volksblatt unter dem Motto \u201eDie Kunst dem Volke!\u201c zusammengefasst. Erst die gravierenden gesellschaftspolitischen Ver\u00e4nderungen der Zeit erm\u00f6glichten den Versuch, die Ausgrenzung des Proletariats aufzuheben. Die Freie Volksb\u00fchne erm\u00f6glichte ihren Mitgliedern den Theaterbesuch zu einem erm\u00e4\u00dfigten Preis. Indem sie einen einheitlichen Mindestbetrag von damals 50\u00a0Pfennig festlegte und die Sitzpl\u00e4tze jeweils verloste, konnte sie ihren Mitgliedern g\u00fcnstige Theaterkarten verkaufen. Erstmals in der Geschichte wurden so organisiertes Theater und organisiertes Publikum einander gegen\u00fcbergestellt. Dem Mann der ersten Stunde, dem Theaterdirektor Otto Brahm, stand der k\u00e4mpferische Bruno Wille zur Seite, dessen erkl\u00e4rtes Ziel sowohl die gestalterische wie auch die parteiliche Unabh\u00e4ngigkeit war und der den Mitgliedern der neuen Organisation soviel Gestaltungsfreiheit wie nur m\u00f6glich einr\u00e4umen wollte. Die Volksb\u00fchne sollte dabei lediglich auch f\u00fcr eine breitere Arbeiterschicht bezahlbar sein.Brahm selbst, der sp\u00e4ter u.\u00a0a. auch das Deutsche Theater geleitet hatte, nahm die Freie B\u00fchne als unmittelbares Vorbild f\u00fcr die Freie Volksb\u00fchne. Wie die Freie B\u00fchne sollte auch sie St\u00fccke in ihren Spielplan aufnehmen, die von der Zensur verboten waren und daher an den \u00f6ffentlichen B\u00fchnen nicht gespielt werden durften. Die Volksb\u00fchne sollte \u00fcber bezahlbare Theaterkarten auch f\u00fcr eine breitere Arbeiterschicht den Zugang \u00f6ffnen. In geschlossenen Auff\u00fchrungen f\u00fcr die Mitglieder konnten auf diese Weise neben beliebten Klassikern von Goethe und Schiller auch aktuelle und kritische B\u00fchnenst\u00fccke gezeigt werden. Das Bestreben nach eigenst\u00e4ndiger k\u00fcnstlerischer Leitung spiegelt sich auch im Namen \u201eFreie Volksb\u00fchne\u201c wider. Mit der ersten Auff\u00fchrung, Henrik Ibsens St\u00fctzen der Gesellschaft, nahm die Freie Volksb\u00fchne ebenfalls eine programmatische Auswahl vor und erfuhr gleicherma\u00dfen Jubel wie Kritik. Gerhart Hauptmanns fr\u00fche Entwicklung war eng mit der Freien Volksb\u00fchne verkn\u00fcpft. Bald nach der Ibsen-Premiere wurde Hauptmanns bereits an der Freien B\u00fchne uraufgef\u00fchrtes Drama Vor Sonnenaufgang in Anwesenheit des Autors auch in der Freien Volksb\u00fchne inszeniert.Begleitet wurden die Aktivit\u00e4ten der Freien Volksb\u00fchne von Anbeginn an durch regelm\u00e4\u00dfig erscheinende Vereinsbl\u00e4tter oder Monatsschriften f\u00fcr die Mitglieder. Lebhafte interne Diskussionen \u00fcber die k\u00fcnstlerische Entwicklung pr\u00e4gten die junge Organisation ebenso wie die politischen Instrumentalisierungsversuche und die damit einhergehend kritische Be\u00e4ugung durch das wilhelminische Deutschland, dem die kulturelle Erhebung der Arbeiterschicht zutiefst suspekt war.Bereits 1892 wurde Wille in einer Generalversammlung nach einer eklatanten Auseinandersetzung mit dem damaligen Vorstandsmitglied Julius T\u00fcrk gest\u00fcrzt und gr\u00fcndete daraufhin die \u201eNeue Freie Volksb\u00fchne\u201c. Am selben Tag w\u00e4hlte die Freie Volksb\u00fchne den damals f\u00fchrenden Kopf der Arbeiterbewegung, Franz Mehring, zum neuen Vorsitzenden. Fortan existierten so zwei getrennt operierende Volksb\u00fchnenvereine in Berlin, die erst ab 1913 mit dem gemeinsamen Ziel, ein eigenes Theater zu bauen, wieder kooperieren und sich 1919 wieder vereinigen sollten. Ein eigenes Haus und der Erste Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1909 beschlossen die Vereinsmitglieder der Freien Volksb\u00fchne, ein eigenes Haus f\u00fcr ihren Spielbetrieb zu errichten. Im gleichen Jahr bezogen sie die von August Endell ausgebauten Theaters\u00e4le des ehemaligen Bunten Theaters in der K\u00f6penicker Stra\u00dfe\u00a068. Nach jahrelangen Planungen der beiden rasch auf 70.000\u00a0Mitglieder angewachsenen Organisationen begann 1913 am B\u00fclowplatz der Bau der Volksb\u00fchne.Der 1914 vollendete Bau von Oskar Kaufmann war in seiner zur\u00fcckgenommenen Eleganz und der Abkehr vom barockgestalteten Hoftheater ganz auf die Bed\u00fcrfnisse eines Gro\u00dfstadtpublikums zugeschnitten. Mit seiner Mischung aus intimer Atmosph\u00e4re und gleicherma\u00dfen festlichem Ambiente entsprach das Theater mit seinen 2000 Pl\u00e4tzen auch der demokratischen Grundhaltung, die von diesem Bau Besitz nehmen sollte. Technisch gesehen war die Freie Volksb\u00fchne damals das am modernsten ausgestattete Theater.Die Er\u00f6ffnung der Volksb\u00fchne bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs feierte die Presse hurra-patriotisch als \u201eKulturtat inmitten des Kriegsl\u00e4rms \u2026 um die uns unsere Feinde staunend beneiden k\u00f6nnen\u201c. Trotzdem wurde den Vereinen auch weiterhin das bestehende Misstrauen entgegengebracht, das in moralischen Einw\u00e4nden gegen eine volkserzieherische Arbeit vor einem sozialistischen Hintergrund begr\u00fcndet lag.Zu intensiven Auseinandersetzungen um die k\u00fcnstlerische Leitung kam es nach der Er\u00f6ffnung des Hauses zwischen k\u00fcnstlerischem Ausschuss und Vorstandsvorsitz. Mit dem neuen gro\u00dfen Theater war man in der Lage, in direkte Konkurrenz zu den anderen B\u00fchnen zu treten. Der Spagat lag in der politischen und der sozialen Zielsetzung der Vereine. Einerseits musste man sich den Bestand der gro\u00dfen Besucherorganisation und ihre proletarische Basis sichern, andererseits aber nun auch Gesch\u00e4ftsgebaren eines Privattheaters annehmen und sich einem b\u00fcrgerlich-klassischen Bildungsideal \u00f6ffnen. Max Reinhardt \u00fcbernahm 1915 als erster Direktor der Freien Volksb\u00fchne das Theater. Unter seiner F\u00fchrung und mit Friedrich Kayssler als k\u00fcnstlerischem Leiter konnte die Stagnation der Besucher- und der kriegsbedingte R\u00fcckgang der Mitgliederzahlen erfolgreich aufgefangen und schlie\u00dflich die Zahl der Mitglieder und der erm\u00e4\u00dfigten Karten sogar verdoppelt werden. Dennoch stand die Freie Volksb\u00fchne weiterhin unter permanenter Beobachtung durch Polizei und Politik ob ihres Zwecks und ihrer ideologischen Ausrichtung.Die Volksb\u00fchne in der Weimarer Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]\u201eDie Kunst dem Volke\u201c inmitten politischer InstrumentalisierungsversucheZum Ende der Spielzeit 1919\/1920 konzentrierte sich die wiedervereinigte Volksb\u00fchne auf die Planung eines zus\u00e4tzlichen Neubaus, der Krolloper, in Erg\u00e4nzung zu der Volksb\u00fchne am B\u00fclowplatz. Wiederum wurde Kaufmann mit der Durchf\u00fchrung des Baus betraut, die sich jedoch aufgrund der schwierigen Finanzierungslage vom ersten Spatenstich am 23. Juni 1921 bis zum Jahr 1924 hinzog.Die Fertigstellung des Baus durch die Volksb\u00fchne konnte jedoch nicht mehr geleistet werden, woraufhin der preu\u00dfische Staat das noch im Bau befindliche Haus, die sp\u00e4tere Staatsoper am Platz der Republik (Krolloper), \u00fcbernahm. So blieben die Volksb\u00fchnen-Mitglieder am Abend der Wiederer\u00f6ffnung lediglich Zaung\u00e4ste bei einem Geb\u00e4ude, das einmal ihr eigenes neues Haus h\u00e4tte werden sollen. F\u00fcr die regul\u00e4ren Vorstellungen wurden jedoch erm\u00e4\u00dfigte Kartenkontingente f\u00fcr Volksb\u00fchnen-Mitglieder vereinbart. Die Inflationsjahre lie\u00dfen Theaterbesuche f\u00fcr die unteren Einkommensschichten zu einem unerschwinglichen Luxus werden, Eintrittskarten kosteten in Krisenzeiten zwischen 120.000 und 150.000\u00a0Mark. W\u00e4hrend es daher bei den bestehenden Gruppierungen zu zahlreichen Austritten kam, dr\u00e4ngten immer mehr kleinb\u00fcrgerliche und mittelstandsgepr\u00e4gte Gruppierungen in den Verein, die sich ebenfalls von der wirtschaftlichen Misere betroffen sahen und \u2013 wenn \u00fcberhaupt \u2013 nur noch erm\u00e4\u00dfigte Betr\u00e4ge f\u00fcr Theaterkarten zahlen konnten.Im konfliktreichen Spannungsfeld zwischen \u00f6konomischen Grundlagen und k\u00fcnstlerischer Freiheit kam es 1923 zum R\u00fccktritt Friedrich Kay\u00dflers. Nach zahlreichen Diskussionen \u00fcber die Nachfolge der k\u00fcnstlerischen Leitung fiel die Wahl auf den aus Stuttgart kommenden Fritz Holl. Er begann bereits in seiner ersten Spielzeit 1923\/1924, den Spielplan f\u00fcr neue St\u00fccke zeitkritischer moderner Dramatiker zu \u00f6ffnen, f\u00fcr die sein Vorg\u00e4nger nicht aufgeschlossen gewesen war. Ein Jahr sp\u00e4ter ging Erwin Piscator als Gast-Regisseur ein festes Vertragsverh\u00e4ltnis mit der Volksb\u00fchne Berlin ein. In der Realit\u00e4t der Weimarer Republik bestimmte ein auf politische Neutralit\u00e4t und inhaltliche Unverbindlichkeit bedachter Kulturbetrieb den Zeitgeist. Piscator dagegen wollte ein Theater schaffen, das einen gemeinschaftlichen Willen zur Ver\u00e4nderung der Welt mit einer im Aufsteigen begriffenen gesellschaftlichen Klasse geistig zusammenfasste. Piscators Inszenierungen, die sich durch die \u00fcberzeugte Verwendung modernster technischer Mittel zeitgem\u00e4\u00df und zukunftweisend zeigten, gaben der Organisation gleichzeitig etwas von dem zur\u00fcck, was einst zu den Zielen ihrer Gr\u00fcndung geh\u00f6rt hatte.Nach einer ersten schweren, kriegsbedingten Wirtschaftskrise stabilisierte sich auch die Volksb\u00fchne wirtschaftlich im Zeitraum von 1924 bis 1926. Zu jener Zeit erreichte die Zahl mit 160.000 Mitgliedern ihren H\u00f6chststand. Als riesige Mitgliederorganisation stellte sie im Berliner Kulturleben einen starken Machtfaktor dar und schien ihre Zielsetzung, Kulturbringer f\u00fcr die gesamte Volksgemeinschaft zu sein, erf\u00fcllt zu haben.Im Jahr 1927 kam es jedoch \u2013 nach inflationsbedingtem Mitgliederr\u00fcckgang und Bef\u00fcrchtungen von Seiten des Vorstandes, Piscator w\u00fcrde den Charakter der \u00fcberparteilichen Kulturorganisation ver\u00e4ndern \u2013 zum Zerw\u00fcrfnis. Ausschlaggebend f\u00fcr den Eklat war Piscators Inszenierung von Ehm Welks Gewitter \u00fcber Gottland, in welcher der bekannte Schauspieler Heinrich George den Claus St\u00f6rtebecker spielte. Der Vorstand warf Piscator vor, das St\u00fcck einer tendenzi\u00f6s-politischen Umdeutung, genauer einer unzul\u00e4ssig verallgemeinernden und provozierenden Darstellung von \u201esozialer Revolution\u201c unterzogen zu haben, die ihm weder immanent zugrunde lag, noch erw\u00fcnscht war. Die Aussage aus dem Manuskript Ehm Welks \u201eDieses Drama spielt nicht nur um 1400\u201c wurde von Piscator als Rechtfertigung f\u00fcr sein Inszenierungskonzept benutzt. Sie leitete jedoch eine scharfe \u00f6ffentliche Auseinandersetzung \u00fcber Kunst und Politik ein, die auch au\u00dferhalb der Organisation hohe Wellen schlug und in ihrem Inneren zu einer gro\u00dfen Krise f\u00fchrte.Der Kritisierte gr\u00fcndete bald darauf seine erste Piscator-B\u00fchne im Theater am Nollendorfplatz, die \u00fcberwiegend auf junge Mitglieder als Zielgruppe der Volksb\u00fchne ausgerichtet war, was ihm auch im neuen Haus von Anfang ein Stammpublikum garantierte. Nachfolger Fritz Holls, der infolge der Auseinandersetzungen 1928 zur\u00fcckgetreten war, wurde Karl Heinz Martin, der bereits nach der Spielzeit 1931\/1932 seine T\u00e4tigkeit wieder beendete.Das Dritte Reich und seine Auswirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Volksb\u00fchne in Berlin, 1930Nach dem unerwarteten Ausscheiden des bisherigen Theater-Gesch\u00e4ftsf\u00fchrers Heinrich Neft 1931 stand das Theater bis zur \u00dcbergabe an den Vereinsvorsitzenden Curt Baake und den neuen K\u00fcnstlerischen Leiter Heinz Hilpert f\u00fchrungslos da. Baake, zuvor Staatssekret\u00e4r, sollte der letzte bedeutende Vorsitzende vor der \u201eMachtergreifung\u201c der Nationalsozialisten gewesen sein. Hilpert war zuvor leitender Regisseur am Deutschen Theater gewesen und hatte dort eine Reihe gl\u00e4nzender Inszenierungen herausgebracht. Mit ihm hoffte man das Ansehen und den Ertrag der Volksb\u00fchne wieder steigern zu k\u00f6nnen. Die NSDAP jedoch, der die finanziellen Engp\u00e4sse der vergangenen Jahre nicht verborgen geblieben waren, dr\u00e4ngte bereits zu jenem Zeitpunkt wiederholt darauf, dass die Organisation ihren Spielbetrieb einstellen solle. Nur wenige Monate nachdem Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt hatte und sukzessive die demokratisch-b\u00fcrgerlichen Rechte der Weimarer Republik au\u00dfer Kraft gesetzt wurden, holte die NSDAP zu einem vernichtenden Schlag gegen den freien Kulturbetrieb aus, der das vorl\u00e4ufige Ende einer eigenst\u00e4ndigen Volksb\u00fchne markierte: Am 11. Mai 1933 erkl\u00e4rten Vorstand und Verwaltung ihren R\u00fccktritt, w\u00e4hrend der k\u00fcnstlerische Leiter Hilpert (bis zum Sommer 1934) im Amt blieb. Kurz darauf wurden alle kulturellen Organisationen, dem Propaganda-Apparat von Joseph Goebbels unterstellt und die Theater, darunter auch die Volksb\u00fchne, im Reichsverband Deutsche B\u00fchne e.\u00a0V. zusammengeschlossen. Goebbels strebte eine m\u00f6glichst vollst\u00e4ndige nationalsozialistische Kontrolle der Besucherorganisation an, und die Leitung sollte seinem Ministerium direkt unterstellt sein. Auch den bisherigen Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer und Generalsekret\u00e4r, Siegfried Nestriepke, der schlie\u00dflich auch die leitende Position im Dachverband der deutschen Volksb\u00fchnen innehatte, veranlassten die politischen Ver\u00e4nderungen zum Weggang.In den Folgejahren wurden der Besucherorganisation der Volksb\u00fchne unter der Generalintendanz des Theaters von Eugen Kl\u00f6pfer immer mehr eigene Befugnisse entzogen, bis sie 1939 schlie\u00dflich ganz aufgel\u00f6st und ihr \u00fcbrig gebliebenes Verm\u00f6gen in H\u00f6he von \u00fcber zwei Millionen Reichsmark von der NSDAP beschlagnahmt wurde. Kl\u00f6pfer hatte die Volksb\u00fchne 1938 als \u201eein vom deutschen Reich im \u00f6ffentlichen Interesse betriebenes Institut\u201c bezeichnet, das nur noch pro Forma im Vereinsregister vermerkt sei, und Ende desselben Jahres beim Reichsminister f\u00fcr Volksaufkl\u00e4rung und Propaganda deren Aufl\u00f6sung beantragt. Mit der fast vollst\u00e4ndigen Zerst\u00f6rung des nunmehr als Reichstheater betriebenen Hauses gingen die \u00dcberbleibsel der ehemaligen Volksb\u00fchne schlie\u00dflich g\u00e4nzlich in den Kriegswirren unter.Wiederaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach 1945 mobilisierten sich Kr\u00e4fte zur Gestaltung einer neuen Volksb\u00fchnen-\u00c4ra, allen voran durch Siegfried Nestriepke. Das ehemalige Theater war im Krieg weitgehend zerst\u00f6rt worden. Das Fundament zu bilden f\u00fcr eine neue Freie Volksb\u00fchne in den Tr\u00fcmmern einer nun geteilten Stadt, gestaltete sich als schwierig. Aufgrund der komplizierten Besatzungssituation entstanden Verz\u00f6gerungen, die durch die Bildung eines Vier-Sektoren-Ausschusses aufgefangen werden sollten. W\u00e4hrend in Berlin ein z\u00e4hes Ringen um Profil und Struktur einer neuen Volksb\u00fchne begann, wurde 1947 bereits der Bund der deutschen Volksb\u00fchnen gegr\u00fcndet. Nestriepke, eine federf\u00fchrende Gestalt des Berliner Wiederaufbaus und gl\u00fchender Verfechter des Volksb\u00fchnen-Gedankens, sprach sich leidenschaftlich f\u00fcr eine gemeinsame Freie Volksb\u00fchne aus, die selbstst\u00e4ndig und frei den urspr\u00fcnglichen Volksb\u00fchnengedanken in einer neuen Zeit vermitteln sollte. Doch war eine L\u00f6sung in einem politisch instrumentalisierten Streit nicht zu erzielen. Bereits kurz nach der Gr\u00fcndung des Ausschusses separierte sich Alfred Lindemann als ideologischer Widersacher Nestriepkes und Wortf\u00fchrer der Inhaber der sowjetischen Lizenz und gr\u00fcndete eine eigene Volksb\u00fchne im sowjetischen Sektor, die dort dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) unterstellt wurde.Die erste Hauptversammlung des Verwaltungsrates der neuen Freien Volksb\u00fchne in den drei westlichen Sektoren fand am 23. Februar 1948 statt. F\u00fcr den eigenen Spielbetrieb bot sich zun\u00e4chst das Theater am Kurf\u00fcrstendamm an, das die Organisation in der Zeit von 1949 bis 1962 nutzte.Gerhart-Hauptmann-Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits f\u00fcnf Jahre nach der Neugr\u00fcndung der Freien Volksb\u00fchne initiierte Siegfried Nestriepke anl\u00e4sslich des 90.\u00a0Geburtstages von Gerhart Hauptmann am 15. November 1952 den nach dem Schriftsteller benannten Dramatikerpreis. Zur Gr\u00fcndung verlas man einen Spendenaufruf und erkl\u00e4rte, der Preis solle von nun an allj\u00e4hrlich zum Geburtstag des Dichters einem oder auch mehreren Dramatikern, die in deutscher Sprache schrieben, verliehen werden: entweder im Rahmen eines Nachwuchs-Stipendiums oder als Anerkennung von Werken bereits etablierter Dramatiker. Zu diesem Zweck wurde eigens eine Spendenmarke zu je 10\u00a0Pfennig gedruckt. Unter den Einsendern der Sammelkarten wurden Werke Gerhart Hauptmanns verlost. Sp\u00e4ter wurde dieser Preis durch die Einf\u00fchrung eines Abgabe-Pfennigs auf jede Eintrittskarte zu einer von den Mitgliedern direkt finanzierten Auszeichnung. Dass die Freie Volksb\u00fchne den von ihr ausgelobten Preis nach dem zu der Zeit bedeutendsten deutschen Dramatiker benannte, lag in der Tatsache begr\u00fcndet, dass Hauptmanns Aufstieg als Schriftsteller und Dramatiker eng mit der Geschichte der Volksb\u00fchnenbewegung verbunden war. Derselbe progressiv denkende Kreis, der Hauptmanns sozial engagiertes, naturalistisches Fr\u00fchwerk auf die B\u00fchne brachte, baute die Berliner Volksb\u00fchne mit auf. Jahrelang hatten sich sowohl Autor als auch die Freie Volksb\u00fchne mit rigider Kritik und Zensur konfrontiert gesehen. Ebenso wie Hauptmann einige seiner gr\u00f6\u00dften Erfolge Auff\u00fchrungen seiner Werke durch die Volksb\u00fchne verdankte, so beruhten auch Publikumszuspruch und Kassenerfolg der Theater der Freien Volksb\u00fchne Berlin auf der Gestaltungskraft Hauptmanns, f\u00fcr die sich gerade das Volksb\u00fchnenpublikum sehr empf\u00e4nglich zeigte. Der Name des Preises wies auf eine traditionelle Reflexion, bediente jedoch keinerlei inhaltliche oder \u00e4sthetische Vorgaben hinsichtlich der Auswahl der auszuzeichnenden Dichter und Dramatiker.Die gro\u00dfe Zeit des Gerhart-Hauptmann-Preises lag in den 1950er Jahren, als er auch die Aufmerksamkeit bedeutender ausl\u00e4ndischer Schriftsteller, wie beispielsweise Jean-Paul Sartre und Jean Cocteau, auf sich zog und damit internationale Bekanntheit erlangte. Zudem leistete er einen wichtigen Beitrag zur Unterst\u00fctzung entweder junger oder noch lebender und oft streitbarer deutscher Dramatiker und Dichter. Rolf Hochhuths erstes gro\u00dfes Theaterst\u00fcck Der Stellvertreter (1963) l\u00f6ste eine ebenso kontroverse wie lang andauernde Diskussion aus, die sogenannte \u201eStellvertreter-Debatte\u201c. In seinem St\u00fcck thematisierte der Autor die Rolle und das Handeln von Papst Pius\u00a0XII. w\u00e4hrend der Zeit des Nationalsozialismus angesichts des Holocausts. Hochhuth bekam f\u00fcr dieses Werk ein Stipendium, das von der Auswahljury des Hauptmann-Preises vergeben wurde.Eine weitere Welle der Emp\u00f6rung l\u00f6ste Peter Handke bei seiner Auszeichnung f\u00fcr Kaspar sowie f\u00fcr seine Publikumsbeschimpfung im Jahr 1967 aus, als er sich anl\u00e4sslich der Preisverleihung gegen den Freispruch des Polizisten wandte, der Benno Ohnesorg w\u00e4hrend der studentischen Unruhen anl\u00e4sslich des Schahbesuchs erschossen hatte. Im Jahr 1968, Symbol f\u00fcr die Studentenrevolte, entbrannte eine Diskussion um eine politisch und gesellschaftlich engagierte Literatur sowie \u00fcber die Rolle der K\u00fcnstler an sich, wodurch auch der Gerhart-Hauptmann-Preis infolge der Handke-Debatte des Vorjahres, grundlegend in Frage gestellt wurde. Ab 1975 wurde der Gerhart-Hauptmann-Preis nur noch alle zwei Jahre verliehen, und 1996 wurden zum letzten Mal Dramatiker mit der Auszeichnung bedacht: Dominik Finkelde f\u00fcr das St\u00fcck Abendgru\u00df und Jens Roselt f\u00fcr Tr\u00fcffel.Vom Bau der Mauer bis zu ihrem Fall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Zahl der Mitglieder der Besucherorganisation war nach dem Wiederaufbau und durch die engagierte F\u00fchrung Nestriepkes stetig auf 120.000 angestiegen. Zwei Jahre vor seinem Tod \u00fcbergab Nestriepke 1961 die Nachfolge an G\u00fcnther Abendroth. Der ausgebildete Chemiker, 1920 geboren, hatte die Freie Volksb\u00fchne erstmals w\u00e4hrend der Zeit der Gleichschaltung aller Theater erlebt und stand im Gegensatz zu Nestriepke f\u00fcr einen weniger emotionalen, st\u00e4rker auf Konsens und Pragmatismus ausgerichteten F\u00fchrungsstil. Abendroth, seit 1946 SPD-Mitglied, hatte u.\u00a0a. die Bekanntschaft von Willy Brandt gemacht, der damals zum Ortsverband der SPD Wilmersdorf geh\u00f6rte und sich ebenfalls zur Freien Volksb\u00fchne als Institution bekannte. Die f\u00fcr ganz Berlin schicksalhafte Zeit des Mauerbaus fiel mit der Errichtung eines neuen eigenen Theaters im Berliner Westen zusammen. Der damalige Vereinsvorstand, der bereits in den 1950er Jahren den Bau eines eigenen Hauses erwogen hatte, beauftragte den Architekten Fritz Bornemann mit der Planung eines Hauses f\u00fcr 1000 bis 1200 Zuschauer. Am 1. Mai 1963 \u00fcbergab Bornemann das Theater der Freien Volksb\u00fchne, das auf dem Wilmersdorfer Grundst\u00fcck Schaperstra\u00dfe-Ecke-Meierottostra\u00dfe errichtet worden war, an Erwin Piscator. Nach dessen Flucht vor den Nationalsozialisten ins amerikanische Exil und den sich anschlie\u00dfenden Jahren der Gastregie in diversen europ\u00e4ischen L\u00e4ndern, gewann ihn Abendroth gleich nach Amtsantritt 1962 erneut als FVB-Intendant und zog einen Strich unter das Zerw\u00fcrfnis in den 1920er Jahren. Mit der Inszenierung der Urauff\u00fchrung von Hochhuths Stellvertreter (1963 noch im Theater am Kurf\u00fcrstendamm) lieferte Piscator eine der meistbeachteten wie umstrittensten Theaterarbeiten der 1960er Jahre. Weitere Auff\u00fchrungen, die der Freien Volksb\u00fchne verhalfen ihm zu weltweiter Bekanntheit.Bis zu Piscators Tod 1966 stellte sich G\u00fcnther Abendroth bei kritischen Attacken hinter den ber\u00fchmten Verfechter des politischen Theaters, der der Freien Volksb\u00fchne ein Profil verlieh, das sie deutlich von anderen Berliner B\u00fchnen unterschied. \u00dcber seine grunds\u00e4tzlichen Aufgaben hinaus mischte sich Abendroth in den drei Jahrzehnten seines Vorsitzes nie in den Kompetenzbereich der Theaterleiter ein und blieb seinem Grundsatz: \u201eDie Freiheit des Intendanten ist unantastbar\u201c stets treu. Damit gab er Regisseuren wie Peter Zadek, Claus Peymann und Hansj\u00f6rg Utzerath die M\u00f6glichkeit f\u00fcr Inszenierungen von modernen, kontrovers diskutierten St\u00fccken.Utzerath, ab 1967 Piscators Nachfolger, betrieb als erster k\u00fcnstlerischer Intendant der Freien Volksb\u00fchne ein Repertoiretheater mit Klassikern sowie einem zeitgen\u00f6ssischen Kontrastprogramm. Die Einrichtung eines festen Ensembles an der Freien Volksb\u00fchne geht auf ihn zur\u00fcck. Dabei f\u00fchrte er bewusst die Tradition Piscators weiter und brachte dessen Hochhuth-Inszenierung erneut im neuen Haus an der Schaperstra\u00dfe zur Auff\u00fchrung. Hugo Diederich war langj\u00e4hrig als Verwaltungsdirektor an der Freien Volksb\u00fchne t\u00e4tig, zun\u00e4chst noch bei Oscar Fritz Schuh am Theater am Kurf\u00fcrstendamm, dann bei Piscator, sp\u00e4ter unter Utzerath bis in die Anfangszeit von dessen Nachfolger. Das ehemalige Theater der Freien Volksb\u00fchne Berlin, jetzt: Haus der Berliner Festspiele, 2014Im Rahmen der Studentenbewegung der 1968er Jahre wurden vermehrt Fragen nach einer m\u00f6glichen Demokratisierung und der Entwicklungsrichtung des Theaters laut. Abendroth, mittlerweile Bezirksb\u00fcrgermeister von Kreuzberg, richtete seinen Blick auf das Machbare und suchte den pragmatischen Ausgleich zwischen k\u00fcnstlerischer Freiheit, \u00f6konomischen Realit\u00e4ten, fiskalischen Zw\u00e4ngen und sozialpolitischen Konfrontationen.Kurt H\u00fcbner \u00fcbernahm das Theater 1973 und f\u00fchrte das Haus bis 1986, was somit die l\u00e4ngste durchgehende Intendanz an der Freien Volksb\u00fchne markierte. H\u00fcbners \u00c4ra stand im Zeichen gro\u00dfer Regisseure wie u.\u00a0a. Rudolf Noelte, Luc Bondy, Klaus Michael Gr\u00fcber und Hans Neuenfels. Noeltes Er\u00f6ffnungsinszenierung von Gerhart Hauptmanns Die Ratten wurde 1977 als erste Produktion der Freien Volksb\u00fchne zum Theatertreffen eingeladen. Mit diesen Regisseuren sicherte H\u00fcbner dem Haus immer wieder qualitativ hochwertige Auff\u00fchrungen, konnte w\u00e4hrend seiner Intendanz aber durch immer wieder auftretende Ausf\u00e4lle keine kontinuierliche und gleichbleibend hohe Qualit\u00e4t bewirken. Kurt H\u00fcbner, der 2007 mit 90\u00a0Jahren starb, wurde zum Ehrenmitglied der Freien Volksb\u00fchne Berlin ernannt.Hans Neuenfels wurde 1986 zu H\u00fcbners Nachfolger bestimmt. Mit ihm wurden dem Haus neue Regieformen sowie strukturelle, innovative Ans\u00e4tze, wie zum Beispiel die Aufhebung der Trennung von B\u00fchne und Zuschauerraum, zugef\u00fchrt. 1988 feierte die Freie Volksb\u00fchne das 25-j\u00e4hrige Bestehen ihres Theaters in der Schaperstra\u00dfe, zu dessen Anlass eine Festschrift mit Gru\u00dfworten des damaligen Regierenden B\u00fcrgermeisters Eberhard Diepgen sowie des Senators f\u00fcr kulturelle Angelegenheiten Volker Hassemer erschien. Gekr\u00f6nt wurde das Jubil\u00e4um mit einer Vorstellung von Robert Musils Die Schw\u00e4rmer am 30. April 1988. Hermann Treusch trat sp\u00e4ter die Nachfolge von Neuenfels an; damit war er der letzte Intendant der Freien Volksb\u00fchne Berlin (1990\u20131993).Die Freie Volksb\u00fchne Berlin nach der Wiedervereinigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Mauerfall wurde zun\u00e4chst im Berliner Ostteil ein neuer Volksb\u00fchnen-Verein mit dem Ziel gegr\u00fcndet, dass sich beide Vereine nach der staatlichen Wiedervereinigung wieder zusammenschlie\u00dfen sollten. 1990 feierte die Freie Volksb\u00fchne Berlin im Theater in der Schaperstra\u00dfe ihr hundertj\u00e4hriges Jubil\u00e4um. Ab 1992, unter der neuen Vereinsvorsitzenden Ruth Freydank, versuchte die Freie Volksb\u00fchne nach der Streichung aller Zusch\u00fcsse durch den Senat, die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs unter anderem durch die Vermietung des Theaters zuerst f\u00fcr Gastspiele, dann an sonstige private Betreiber, zu sichern. Der Versuch, eine dauerhafte Gastspielnutzung f\u00fcr das Haus zu initiieren, schlug jedoch fehl. In dieser schwierigen Phase \u00fcbernahm 1997 Dietger Pforte den Vorsitz des gemeinn\u00fctzigen Vereins. Nachdem die Reserven des Vereins f\u00fcr einen unsubventionierten Spielbetrieb aufgebraucht waren, sah man sich 1999 gezwungen, die B\u00fchne zu verkaufen. Sie fungiert nunmehr als Haus der Berliner Festspiele. Das Archiv der Freien Volksb\u00fchne Berlin lagert seither im Archiv der Akademie der K\u00fcnste und kann nach vorheriger Anmeldung eingesehen werden.Seit den 1990er Jahren haben sich die Theaterabonnements des Vereins der Vielfalt des vereinigten Berliner Kulturlebens und den individuellen Vorlieben der Mitglieder angepasst. Heute hei\u00dfen sie \u201eKulturpakete\u201c, genauer \u201eBerliner Mischung\u201c, \u201eZeitgen\u00f6ssisch\u201c, \u201eB\u00fchnenklassiker\u201c, \u201eTheater\u201c, \u201eUnterhaltung\u201c, \u201eTanz\u201c, \u201eKonzert\u201c und \u201eOper\u201c.Neue Aufgabenstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1999 konzentriert sich der Verein ausschlie\u00dflich auf seine Aktivit\u00e4t als Besucherorganisation und Kulturvermittler. Er bietet Orientierungshilfe in der vielf\u00e4ltigen Kulturlandschaft und erleichtert Kulturliebhabern den Weg zu g\u00fcnstigen Tickets in Berlin und Brandenburg.Sein Angebot f\u00fchrt die langj\u00e4hrige Geschichte der Freien Volksb\u00fchne Berlin als Kennerin der zeitgen\u00f6ssischen, hauptst\u00e4dtischen Kultur und seiner Akteure fort. Unabh\u00e4ngige und kompetente Beratung bei der Kartenbestellung, sei es f\u00fcr Comedy, Konzerte und Kabarett oder f\u00fcr Theater, Opern und Lesungen geh\u00f6ren ebenso dazu wie Informationen zu den einzelnen Spielorten. Mitglieder erhalten monatlich die Zeitschrift Kulturfoyer. Zus\u00e4tzlich zu einem umfassenden \u00dcberblick \u00fcber die Veranstaltungsangebote finden sich hier Informationen zu kulturpolitischen Themen und Ausstellungen sowie Angebote f\u00fcr Kulturreisen und Tagesfahrten. Kulturfreunde k\u00f6nnen mit der Kulturkarte in vielen H\u00e4usern erm\u00e4\u00dfigte Karten an der Abendkasse erhalten.Eigene Veranstaltungen und Bibliothek[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Das Siegfried-Nestriepke-Haus ist die Gesch\u00e4ftsstelle der Freien Volksb\u00fchne Berlin in WilmersdorfDie Bibliothek der Freien Volksb\u00fchne Berlin im Siegfried-Nestriepke-Haus in Wilmersdorf vereint die gro\u00dfen dramatischen Vorlagen der europ\u00e4ischen Theaterliteratur von Goethe bis Brecht sowie eine Vielzahl historischer Dokumente. Im Mittelpunkt steht dabei die Geschichte der Volksb\u00fchnenbewegung \u2013 denn mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Volksb\u00fchnen pflegt die FVB nach wie vor regen Austausch \u2013 sowie zahlreiche eigene Publikationen des Vereins. Einen Einblick in die Welt des Musiktheaters gibt zudem die Sammlung Henry Oehlers, die durch dessen Regieb\u00fccher aus den 1920er Jahren viele Klavierpartituren und gro\u00dfe Operntexte b\u00fcndelt.Aktive Beitr\u00e4ge des Vereins Freie Volksb\u00fchne zum Berliner Kulturerleben sind das j\u00e4hrlich stattfindende FVB-Klassikkonzert sowie die eigene Veranstaltungsreihe FVB-Montagskultur im Veranstaltungsraum des Vereins in der Ruhrstra\u00dfe. Hier finden regelm\u00e4\u00dfig Lesungen, Konzerte, Vortr\u00e4ge und Ausstellungen statt, f\u00fcr die auch Nicht-Mitglieder Karten bestellen k\u00f6nnen. Zudem organisiert die FVB Einblicke hinter die Kulissen und Gespr\u00e4che mit den Akteuren vor Ort. Dar\u00fcber hinaus engagiert sich die Gesch\u00e4ftsf\u00fchrung im Rat f\u00fcr die K\u00fcnste Berlin aktiv f\u00fcr kulturelle Bildung und Diversit\u00e4t in der Hauptstadt.\u201eKulturvolk\u201c seit 2017[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2017 tr\u00e4gt der Verein den neuen Namen \u201eKulturvolk\u201c, um Verwechslungen mit der Volksb\u00fchne am Rosa-Luxemburg-Platz zu vermeiden. Vorsitzender ist Frank Bielka (seit 2015), Gesch\u00e4ftsf\u00fchrerin Alice Str\u00f6ver.130 Jahre nach Dr. Bruno Willes Aufruf zur Gr\u00fcndung einer Freien Volksb\u00fchne unter dem Motto \u201eDie Kunst dem Volke\u201c sollte am 23. M\u00e4rz 2020 das Vereinsjubil\u00e4um mit einer gro\u00dfen Veranstaltung in der Volksb\u00fchne am Rosa-Luxemburg-Platz gefeiert werden. Angelehnt an Erwin Piscators Revue \u201eRoter Rummel\u201c (1924) hat der Regisseur Christian Filips das \u201eTeatro Piscator!\u201c entwickelt, das Protagonisten aus den ehemaligen Theatern des Vereins in der Schaperstra\u00dfe (West), der Volksb\u00fchne am Rosa-Luxemburg-Platz (Ost) sowie das Kulturvolk aller L\u00e4nder miteinander vereinen sollte. In kurzer Zeit waren alle 800 Eintrittskarten restlos ausverkauft. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Jubil\u00e4umsrevue leider abgesagt werden und findet hoffentlich im Herbst 2020 (unter angemessenen Schutzma\u00dfnahmen) statt.Insgesamt ist der sogenannte \u201eShutdown\u201c mit der Schlie\u00dfung aller Theater, Konzert- und Opernh\u00e4user im Fr\u00fchjahr und Sommer 2020 f\u00fcr die Publikumsorganisation Kulturvolk des Vereins zu einer existenzbedrohenden Krise geworden. Mit Hilfe der gro\u00dfen Unterst\u00fctzung der Mitglieder wird jedoch versucht, die \u201ekulturelle Zwangspause\u201c finanziell zu \u00fcberbr\u00fccken.23. M\u00e4rz 1890: Erster Aufruf zur Gr\u00fcndung einer Freien Volksb\u00fchne durch Bruno Wille19. Oktober 1890: Erste Auff\u00fchrung: St\u00fctzen der Gesellschaft von Henrik Ibsen1892 Abspaltung der Neuen Freien Volksb\u00fchne mit Bruno Wille1895 Verbot von Auff\u00fchrungen durch neue Zensurbestimmungen1896\/97 erste Vorstellungen im reduzierten Umfang, dann Normalisierung1913\u20131914: Bau der Volksb\u00fchne am B\u00fclowplatz1919 Wiedervereinigung mit der Neuen Freien Volksb\u00fchne1939 Aufl\u00f6sung des Vereins “Freie Volksb\u00fchne”; das Reichstheater am Horst-Wessel-Platz blieb bestehen, 1944\/45 wurde es schwer besch\u00e4digt1947 Gr\u00fcndung einer neuen Volksb\u00fchne in Ost-Berlin23. Februar 1948 erste Versammlung des Verwaltungsrats der Freien Volksb\u00fchne in den Westsektoren1949 erste Theaterauff\u00fchrung im Theater am Kurf\u00fcrstendamm30. April 1963 Er\u00f6ffnung des Theaters in der Schaperstra\u00dfe1990 Gr\u00fcndung eines Vereins Volksb\u00fchne in Ost-Berlin und Vereinigung mit Freier Volksb\u00fchne (West)1999 Verkauf des Theaters in der Schaperstra\u00dfe, seitdem Vermittlung von Veranstaltungskarten2017 Umbenennung in “Kulturvolk”1890 bis 1914[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den ersten Jahren organisierte der Verein “Freie Volksb\u00fchne” Theaterauff\u00fchrungen an verschiedenen Spielorten, wie dem Ostend-Theater1914 bis 1944[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1914 konnten Theatervorstellungen im eigenen Haus Volksb\u00fchne am B\u00fclowplatz aufgef\u00fchrt werden.1949 bis 1999[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1949 wurde im Theater am Kurf\u00fcrstendamm, seit 1963 im Theater der Freien Volksb\u00fchne in der Schaperstra\u00dfe gespielt. Besondere Aufmerksamkeit erregten Inszenierungen von Erwin Piscator.1890\u20131892: Bruno Wille, Leiter des Vereins1892\u20131895: Franz Mehring, Leiter1915\u20131923: Max Reinhardt, Erster Direktor1915\u20131923: Friedrich Kay\u00dfler, K\u00fcnstlerischer Leiter1921: J\u00fcrgen Fehling1925\u20131927: Erwin Piscator1949\u20131957: Siegfried Nestriepke, Intendant; im Anschluss: Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer1950\u20131953: Ernst Karchow, K\u00fcnstlerischer Leiter1953\u20131958: Oscar Fritz Schuh, K\u00fcnstlerischer Leiter1958\u20131959: Leonard Steckel, K\u00fcnstlerischer Leiter1959\u20131960: Rudolf Noelte, K\u00fcnstlerischer Leiter1960\u20131962: G\u00fcnter Skopnik, K\u00fcnstlerischer Leiter1962\u20131966: Erwin Piscator, Intendant1967\u20131973: Hansj\u00f6rg Utzerath, Intendant1973\u20131986: Kurt H\u00fcbner, Intendant1986\u20131988: Hans Neuenfels, Intendant1988\u20131993: Hermann Treusch, Intendant1992\/93\u20131997: Ruth Freydank, Vorsitzende des Vereins1997\u2013\u00a0: Dietger Pforte, Vorsitzenderseit 2015: Frank Bielka, VorsitzenderCecil William Davies: The Volksb\u00fchne movement, a history, Harwood Academic, Amsterdam 2000 Ausz\u00fcgeDieter Weigert: Das Theater in der urbanen W\u00fcste. Der Bau der Volksb\u00fchne am B\u00fclowplatz. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenst\u00e4dtischer Bildungsverein). Heft 4, 2000, ISSN\u00a00944-5560, S.\u00a036\u201343 (luise-berlin.de \u2013 mit kurzer Geschichte der Freien Volksb\u00fchne bis 1914).\u00a0Dietger Pforte (Hrsg.): Freie Volksb\u00fchne Berlin 1890\u20131990. Beitr\u00e4ge zur Geschichte der Volksb\u00fchnenbewegung in Berlin. Argon, Berlin 1990, ISBN 3-87024-168-3 (ln.), ISBN 3-87024-169-1 (Br.)Burkhart Mauer, Simone Reber, Heiko Schier, Regine Walter-Lehmann, Heike Wiehle: Freie Volksb\u00fchne Berlin: nichts mu\u00df bleiben wie es ist 1890\u20131980. Hrsg. v. Freie Volksb\u00fchne Berlin e.\u00a0V., stellv. durch G\u00fcnther Abendroth. Berlin 1980.Cecil William Davies: Theatre for the people, the story of the Volksb\u00fchne, University of Texas Press, Austin Tex. 1977 Ausz\u00fcgeSiegfried Nestriepke: Neues Beginnen \u2013 die Geschichte der Freien Volksb\u00fchne 1946\u20131955. arani, Berlin 1956.Siegfried Nestriepke: Geschichte der Volksb\u00fchne. Teil\u00a01: 1890\u20131914. Volksb\u00fchnen-Verlag, Berlin 1930.52.49138888888913.308194444444Koordinaten: 52\u00b0\u00a029\u2032\u00a029\u2033\u00a0N, 13\u00b0\u00a018\u2032\u00a029,5\u2033\u00a0O (adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});after-content-x4"},{"@context":"http:\/\/schema.org\/","@type":"BreadcrumbList","itemListElement":[{"@type":"ListItem","position":1,"item":{"@id":"https:\/\/wiki.edu.vn\/wiki69\/#breadcrumbitem","name":"Enzyklop\u00e4die"}},{"@type":"ListItem","position":2,"item":{"@id":"https:\/\/wiki.edu.vn\/wiki69\/2022\/02\/15\/freie-volksbuhne-berlin-wikipedia\/#breadcrumbitem","name":"Freie Volksb\u00fchne Berlin \u2013 Wikipedia"}}]}]