Alstom Coradia Polyvalent – Wikipedia

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Alstom Coradia Polyvalent
Alstom Regiolis B 84549 im Bahnhof Montreuil-Bellay

Alstom Regiolis B 84549 im Bahnhof Montreuil-Bellay

Nummerierung: Z 51500
Z 54900
B 83500
B 84500
B 85900
Anzahl: 387 bestellt, davon 300 ausgeliefert (Mai 2020)
Hersteller: Alstom
Baujahr(e): 2011–…
Achsformel: Bo’2’2’Bo’ (dreiteilig)
Bo’2’2’2’Bo’ (vierteilig)
Bo’2’2’2’Bo’2’2’Bo’ (sechsteilig)
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Kupplung: 56,4 m (dreiteilig)
71,8 m (vierteilig)
110 m (sechsteilig)[1]
Höhe: 4,29 m
Breite: 2,85 m
Radsatzfahrmasse: bis zu 20 t
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h oder
200 km/h nur im Fahrleitungsbetrieb
Traktionsleistung: vierteilig:
0 850 kW (Diesel)[2]
1 700 kW (elektrisch)
sechsteilig:
1 300 kW (Diesel)
2 600 kW (elektrisch)
Beschleunigung: Dieselelektrisch: 0,85 m/s²
Elektrisch: 0,94 m/s²
Treibraddurchmesser: 840/770 mm
Motorentyp: Dieselmotor
Motorbauart: 4/6 × MAN D 2676LE62X à 340 kW
Leistungsübertragung: elektrisch
Stromsystem: 1,5 kV =
25 kV 50 Hz ~
15 kV 16,7 Hz ~
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 4/6 Synchronmotoren mit Permanentmagneten
Antrieb: Dieselelektrisch und elektrisch
Zugbeeinflussung: ERTMS, KVB,
PZB (Dritte nur Deutschlandfahrzeuge)[3]
Sitzplätze: 162 (dreiteilig; Régional)
220 (vierteilig; Régional)
354 (sechsteilig; Régional)
Fußbodenhöhe: 600 mm
Niederfluranteil: 100 %
Klassen: 2

Der Alstom Coradia Polyvalent ist ein Gliedertriebzug des Herstellers Alstom aus der Coradia-Familie. Die SNCF hat im Oktober 2009 mit Alstom einen Rahmenvertrag über 1000 Züge unter dem Namen Régiolis für den Einsatz im Regionalverkehr der französischen Regionen (TER) geschlossen.[4]
387 Züge waren im Februar 2021 bereits bestellt, die von den Regionen Elsass, Aquitanien, Basse-Normandie, Franche-Comté, Haute-Normandie, Lothringen, Midi-Pyrénées, Pays de la Loire, Picardie, Auvergne, Poitou-Charentes und Provence-Alpes-Côte d’Azur bezahlt werden.[5][6] Der französische Staat hat 34 Züge für den nationalen Fernverkehr bestellt, die von Alstom Coradia Liner genannt werden.[7]

Die Régiolis-Triebzüge werden mit zwei verschiedenen Antriebsvarianten gebaut: Als elektrischer Triebzug und als Zweikrafttriebzug (elektrisch und dieselelektrisch). Die Züge können drei-, vier- und sechsteilig zusammengesetzt werden. Die Züge sind vollständig niederflurig, nahezu alle Komponenten sind auf dem Fahrzeugdach untergebracht. Das betrifft auch die Dieselmotoren der Zweikrafteinheiten.[8]

Die Vielfachsteuerung ermöglicht, bis zu drei Sechswageneinheiten zu kuppeln, dadurch stehen bis zu 1000 Sitzplätze zu Verfügung.
Die Triebzüge werden im Vorort-, Regional- und Fernverkehr eingesetzt. Sie erreichen im Diesel- und im Fahrleitungsbetrieb eine Geschwindigkeit von 160 km/h. Beim Fahrleitungsbetrieb besteht eine Option auf eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Die Coradia Polyvalent sind als Zweisystemeinheiten (1500 V = und 25 kV, 50 Hz) ausgelegt, sie können jedoch auch dreisystemfähig für zusätzlich 15 kV bei 16,7 Hz geliefert werden. Eine Zulassung für Deutschland ist vorgesehen. Die Zulassung der Zweikrafteinheiten für Belgien wird angestrebt. Aufgrund der fehlenden Ausrüstung für 3 kV Gleichspannung wird sich der Einsatz auf den Dieselbetrieb beschränken.[9]

Die Einheiten für den Regionalverkehr entsprechen den europäischen Vorschriften zur Beförderung mobilitätseingeschränkter Personen; dafür sind unter anderem die Gänge breiter. Die Wagen erhalten große Fenster sowie ein Fahrgastinformationssystem und Steckdosen.
Die Coradia Polyvalent werden mit kompakten und leistungsfähigen Permanentmagnetmotoren mit hohem Wirkungsgrad ausgestattet. Sie sollen einfach zu warten sein und auch die Betriebskosten sollen auf ein Minimum reduziert werden. Diese Züge werden ältere Fahrzeuge ersetzen, sollen aber auch das Verkehrsangebot in den Regionen ausbauen.

Produktion und Zulassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Triebzüge werden in Alstom-Werken in Frankreich hergestellt. Entwicklung und Montage finden im Werk Reichshoffen (ehemals De Dietrich Ferroviaire) statt, die Drehgestelle werden in Le Creusot gefertigt, die Fahrmotoren in Ornans, die Achsantriebe in Tarbes und die Leittechnik in Villeurbanne. Die Dieselmotoren werden von MAN Truck & Bus zugeliefert.[8]

Der erste Zug wurde im Juni 2011 der Öffentlichkeit vorgestellt.[10] Im Dezember wurde der erste Zug für die Region Alsace in Strasbourg der Öffentlichkeit vorgestellt.[11] Von November 2011 bis Januar 2013 sollten mit zehn Zügen insgesamt 1 400 Testfahrten stattfinden. Diese wurden unter anderem, auf der Bahnstrecke Vendenheim–Wissembourg im Abschnitt Hoffen–Wissembourg, im Centre d’essais ferroviaires in Valenciennes und im Abschnitt Nançois-Tronville–Ernécourt-Loxéville der Bahnstrecke Paris–Strasbourg, durchgeführt. Außerdem finden seit Juni 2012 auf zukünftig befahrenen RFF-Strecken Testfahrten statt.[12] Im Jahr 2012 bestellten die Regionen Alsace und Midi-Pyrénées zwei, beziehungsweise fünf, Züge zusätzlich.[13][14] Ende März 2013 bestellte die Region Franche-Comté sieben Züge.[15]

Die ersten Fahrzeuge beendeten, nach 200 000 km, im September 2013 die dynamischen Tests. Den Regionen Elsass, Aquitaine, Basse-Normandie, Lothringen und Picardie wurden die erste Fahrzeuge ausgeliefert. Der Fahrgasteinsatz begann am 22. April 2014 mit einer Fahrt von Bordeaux nach Agen.[16] Bis Ende 2014 sollen 100 Zugeinheiten in Betrieb sein.[17] Für die im Vergleich zu Vorgängerbaureihen breiteren Wagen sind nach Medienberichten Anpassungsarbeiten an 1200 Bahnhöfen notwendig.[18]

Künftiger Einsatz im Deutsch-Französischen Grenzverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Züge sollen ab Dezember 2024 auch auf deutsch-französisch-grenzüberschreitenden Nahverkehrslinien eingesetzt werden. Diese sind:

Die Ausschreibung erfolgt auf französischer Seite durch die französische Region Grand Est sowie auf der deutschen Seite durch die beiden rheinland-pfälzischen Zweckverbände SPNV Nord und ZSPNV Süd, das Saarland und das Land Baden-Württemberg.[19][20]

Exportaufträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alstom liefert im Rahmen der Ausrüstung der Bahnstrecke Sighișoara–Simeria mit ETCS einen zweikraftfähigen Coradia Polyvalent als Testfahrzeug an die CFR.[21] Die vierteilige Einheit wurde Ende Juli 2016 nach Rumänien überführt.[22]

Der Hersteller gab im Juli 2015 den Auftrag zur Lieferung von 17 Zweikrafteinheiten an die algerische SNTF bekannt. Die Auslieferung der sechsteiligen Fahrzeuge mit 265 Sitzplätzen soll im Januar 2018 beginnen.[23]
Die Investitionsbehörde des Senegals (APIX) beschafft im Auftrag des Infrastrukturministeriums 15 Zweikrafttriebzüge. Die vierteiligen Einheiten mit einer Kapazität von 400 Fahrgästen dienen der Anbindung Dakars an Diamniadio sowie den zu eröffnenden Flughafen Dakar-Blaise Diagne und werden ab 2017 gebaut.[24]

Wasserstoffzüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vier Regionen Frankreichs bestellten bei Alstom für 130 Mio. Euro 14 Régiolis-Züge mit Wasserstoffantrieb, wobei das Projekt von der französischen Regierung mit 47 Mio. Euro bezuschusst wird. Von den Régiolis H2 genannten Zügen gehen drei an Okzitanien für die Strecke Montréjeau–Luchon, drei an die Region Auvergne-Rhône-Alpes für die Strecke Clermont-Ferrand–Lyon und[25] drei an die Region Bourgogne-Franche-Comté für den Einsatz auf der Strecke Auxerre–Laroche-Migennes.[26] Die Region Grand Est hat das Einsatzgebiet ihrer drei Züge noch nicht bekannt gegeben, übernimmt aber eventuell auch noch die verbleibenden zwei Züge.[27] Die Wasserstofftechnik wird in Tarbes hergestellt, die Endmontage der Züge erfolgt im Werk Reichshoffen, wobei das Projekt ausdrücklich auch nach dem Verkauf des Werks an Skoda weitergeführt werden soll. Testfahrten sollen ab 2023 durchgeführt werden, ab 2025 soll der kommerziellen Betrieb aufgenommen werden.[28]

Die vierteiligen Régiolis H2-Züge fassen 220 Fahrgäste. Sie können mit 1500 V Gleich-, 25 kV Wechselspannung oder mit Wasserstoff betrieben werden und Geschwindigkeiten bis 160 km/h erreichen. Die Reichweite einer Wasserstofffüllung beträgt 400 bis 600 km.[26]

Die Züge werden in drei verschiedenen Varianten als Vorort-, Regional- und Intercityeinheiten geliefert. Diese unterschieden sich hauptsächlich in der Wagen- und Türanzahl. Der wichtigste Unterschied zwischen den Regional- und Vorortzügen ist, dass letztere zwei Türen statt einer pro Wagen besitzen. Dies soll einen schnelleren Fahrgastwechsel ermöglichen. Alle Fahrzeuge besitzen eine ähnliche technische Ausstattung.
Die für Frankreich bestimmten Einheiten werden zweisystemfähig für 25 kV bei 50 Hz Wechsel- und 1,5 kV Gleichspannung geliefert. Die 17 zusätzlich schweiztauglichen Einheiten sind Dreisystemwagen, die auch unter 15 kV Wechselspannung mit 16,7 Hz im Netz des Léman Express eingesetzt werden können.

Eine 200 km/h schnelle Variante mit vier angetriebenen Drehgestellen und bis zu zehn Wagen wird vom Hersteller als Coradia Liner V200 vermarktet.[29]

Folgende fünf verschiedene Baureihen gibt es:[12]

  • Z 51500 elektrischer Regionalzug.
  • Z 54900 elektrischer Vorortzug; doppelte Anzahl an Türen verglichen mit der Regionalzugversion.
  • B 83500 Vorortzug mit Zweikraftantrieb; doppelte Anzahl an Türen verglichen mit der Regionalzugversion.
  • B 84500 Regionalzug mit Zweikraftantrieb.
  • B 85900 Intercityzug mit Zweikraftantrieb. Ersteklassebestuhlung 1 + 2, anstatt 2 + 2.
  1. (fr) Technische Daten zum Régiolis@1@2Vorlage:Toter Link/www.letraindesregions.alstom.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) (PDF; 1,1 MB)
  2. fr Sylvain Meillasson: Régiolis en Alsace (Memento vom 15. Februar 2013 im Internet Archive). Website von Les éditions La vie du rail. Abgerufen am 5. Oktober 2013.
  3. Alstom’s first Coradia Polyvalent cross-border regional train begins approval and certification tests. Pressemitteilung. Alstom, 21. Mai 2021, abgerufen am 10. Juli 2021 (französisch).
  4. Regions confirm €7bn framework TER contract. Railway Gazette, 28. Oktober 2009, abgerufen am 21. August 2014 (englisch).
  5. Le futur train régional d’Alstom bientôt opérationnel, La gazette des communes, 14 février 2011 lagazettedescommunes.com (Memento vom 29. April 2014 im Internet Archive)
  6. fr Commande de Régiolis pour l’Auvergne et le Poitou-Charentes@1@2Vorlage:Toter Link/www.alstom.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  7. en Alstom (2015): Alstom to supply 8 additional Coradia Polyvalent to the Midi-Pyrénées region (Memento vom 6. September 2015 im Internet Archive). abgerufen am 6. September 2015.
  8. ab Zügige Verbindung. In: man.eu. MAN SE, 5. August 2011, archiviert vom Original am 21. August 2014; abgerufen am 24. Juni 2021. Presseveröffentlichung der MAN SE.
  9. en Keith Barrow, International Railway Journal: Building France’s next-generation regional train (Memento vom 11. Juli 2012 im Webarchiv archive.today), März 2011, bei findarticles.com
  10. (en) Régiolis: an original presentation! (Memento vom 30. November 2011 im Internet Archive)
  11. First Alsace Regiolis presented. In: Railvolution. Nr. 6, 2011, S. 5.
  12. ab Petr Kadeřávek: Coradia Polyvalent Dynamic Testing begins. In: Railvolution. Nr. 4, 2012, S. 72–74.
  13. (fr) Alstom fournira 5 trains régionaux Regiolis supplémentaires à la région Pays de la Loire pour 25 millions d’euros, 16. Februar 2012 (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive)
  14. (fr) TER Alsace : 75 000 voyageurs par jour (Memento vom 19. September 2012 im Internet Archive) 14. September 2012
  15. (fr) Sept rames « Régiolis » pour les TER de Franche-Comté
  16. fr Société Nationale des Chemins de fer Français SNCF (2014): Le Regiolis roule en Aquitaine. abgerufen am 5. Juli 2014.
  17. C. Masse: Les Régiolis ont achevé leurs essais dynamiques. In: Rail Passion. Nr. 194, 2013, S. 9.
  18. Französische Bahn: Pfusch “vollkommen nützlich und unerlässlich” in heise.de vom 22. Mai 2014
  19. https://www.rolph.de/artikel/startschuss-fuer-die-ausschreibung-der-grenzueberschreitenden-schienenverbindungen-mit-frankreich
  20. https://www.eurailpress.de/nachrichten/betrieb-services/detail/news/deutschlandfrankreich-grenzueberschreitender-spnv-ab-2024-deutlich-ausgeweitet.html
  21. en Alstom (2014): Alstom to supply Romania with Atlas 200, its ERTMS Level 2 solution. abgerufen am 31. Juli 2015.
  22. en Railway PRO LP (2016): Alstom’s Coradia Polyvalent arrived in Romania. abgerufen am 15. August 2016.
  23. en Alstom (2015): Alstom to deliver 17 Coradia Polyvalent trains to SNTF (Memento vom 2. August 2015 im Internet Archive). abgerufen am 31. Juli 2015.
  24. en Alstom (2016a): Alstom to supply 15 Coradia Polyvalent trains to Senegal. abgerufen am 15. Dezember 2016.
  25. French government supports hydrogen train project. In: International Railway Journal. 5. Februar 2021, abgerufen am 28. März 2021 (englisch).
  26. ab First French region signs hydrogen train contract. In: International Railway Journal. 11. März 2021, abgerufen am 28. März 2021 (englisch).
  27. Avec Regiolis H2, le Grand Est concrétise l’arrivée du train à hydrogène. Abgerufen am 28. März 2021 (fr-FR).
  28. Avec Regiolis H2, le Grand Est concrétise l’arrivée du train à hydrogène. Abgerufen am 28. März 2021 (fr-FR).
  29. en Alstom (2016b): Coradia Liner V200 main line train. abgerufen am 15. August 2016.
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