Heinrich von Achenbach – Wikipedia

Heinrich Karl Julius Achenbach, seit 1888 von Achenbach, (* 23. November 1829 in Saarbrücken, Rheinprovinz; † 9. Juli 1899 in Potsdam, Provinz Brandenburg) war ein deutscher Bergrechtler und preußischer Politiker.

Die Familie Achenbach stammte aus dem Siegerland. Achenbachs Großvater Heinrich führte die Abordnung, die 1815 erreichte, dass Preußen das Siegerland zugeschlagen wurde. Sein Vater übernahm vorübergehend die Aufsicht über die Bergmannskassen in Saarbrücken, wo Heinrich Achenbach geboren wurde. Die Familie zog kurz darauf wieder nach Siegen, wo Heinrich und sein älterer Bruder Adolf Achenbach (später Berghauptmann in Clausthal) aufwuchsen.[1]

Im Revolutionsjahr 1848 trat der Primaner des Archigymnasiums Heinrich Achenbach bei einer politischen Kundgebung in Soest als Redner auf.[1] Er studierte dann Rechtswissenschaft in Berlin und Bonn. Er war Mitglied der Corps Guestphalia Berlin (1849) und Rhenania Bonn (1850).[2] 1854 promovierte er und wurde Justitiar des Oberbergamtes Bonn. 1859 folgte die Habilitation; 1860 wurde von Achenbach außerordentlicher Professor an der Universität Bonn.

Gemeinsam mit Hermann Brassert gründete Achenbach 1860 die Zeitschrift für Bergrecht, die zum führenden Fachblatt des deutschsprachigen Raumes wurde und auch international anerkannt war.

1866 wurde Achenbach Geheimer Bergrat und wurde als Vortragender Rat ins preußische Handelsministerium berufen.[1] Im selben Jahr kam sein Sohn Adolf von Achenbach zur Welt. Achenbach war Mitbegründer der Freikonservativen Partei im Jahre 1867 und Abgeordneter für den Siegener Wahlkreis im Preußischen Abgeordnetenhaus,[3] dem er bis 1898 angehörte.[4]

Mit der Mitgliedschaft im preußischen Abgeordnetenhaus und über die Stellung als Vortragender Rat im Handelsministerium und ab 1870 im Reichskanzleramt (Achenbach organisierte während des Kriegs 1871 den Ausbau der freiwilligen Krankenpflege) kam der Wechsel in die Politik und nach Berlin, wo er 1872 zunächst Unterstaatssekretär im preußischen Kultusministerium wurde. Seine aktive Mitwirkung an der Kulturkampfgesetzgebung hatte jedoch keinen Einfluss auf seine langjährigen Freundschaften mit August Reichensperger und dem Limburger Bischof Klein.[1]

Am 13. Mai 1873 wurde Achenbach zum preußischen Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten (ab April 1878 ohne das Ministerium der öffentlichen Arbeiten) ernannt, wo zu Achenbachs Leistungen eine Neuregelung des Patentwesens, grundlegende Maßnahmen der Sozialgesetzgebung und ein Ausbau der deutschen Eisenbahnen zählen. Bismarck ließ ihn fallen, als Achenbach nicht die Pläne zur Verstaatlichung der Eisenbahnen umsetzen konnte, die sein Nachfolger Albert von Maybach dann durchführte.[1][5] Nach dem Rücktritt im Jahre 1878 folgte die Berufung zum Oberpräsidenten von Westpreußen, im darauffolgenden Jahr von Brandenburg. Die Nobilitierung erfolgte am 5. Mai 1888.

Im Jahr 1874 wurde Achenbach für den Wahlkreis Regierungsbezirk Arnsberg 1 (Wittgenstein – Siegen – Biedenkopf) zum Mitglied des Reichstages gewählt. Einer Fraktion schloss er sich im Reichstag nicht an, hospitierte jedoch bei der Fraktion der Deutschen Reichspartei. Er war nur sehr kurz Reichstagsmitglied, da durch seine Ernennung zum Bundesratsbevollmächtigten sein Reichstagsmandat im September 1874 erlosch.[6] 1882 wurde ihm anvertraut, den späteren Kaiser Prinz Friedrich Wilhelm in die Zivilverwaltung einzuführen.[1]

Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge zur Stadtgeschichte Siegens und zur Siegerländer Geschichte: seine Doktorarbeit 1854 verglich etwa das Siegener und das Soester Stadtrecht. Er wurde 1887 Ehrenbürger der Stadt Siegen.

Heinrich von Achenbach war der Sohn des Bergrates Heinrich Moritz Achenbach (* 10. April 1797 in Siegen; † 4. Juli 1865 ebenda) und dessen Frau Juliane geborene Achenbach (* 30. Oktober 1793 in Siegen; † 18. Oktober 1883 in Potsdam).

Heinrich von Achenbach heiratete am 8. August 1859 in Soest Marina Rollmann (* 29. April 1832 in Soest; † 6. Juni 1889 in Potsdam), die Tochter des Kataster- und Steuerkontrolleurs Karl Friedrich Moritz Rollmann und dessen Frau Henriette Luise Dorothea Helene geborene Vörster. Aus der Ehe gingen die Söhne Heinrich und Adolf hervor.[7]

Am 8. Februar 1887 verlieh die Stadt Siegen Heinrich von Achenbach die Ehrenbürgerwürde; in Berlin sind mehrere Bauwerke und Straßen nach ihm benannt:

Die ehemalige Zeche Minister Achenbach und die Achenbachstraße in Lünen-Brambauer (heute ein Gewerbepark) wurden 1897 mit seinem Namen verbunden.

  • Das gemeine deutsche Bergrecht in Verbindung mit dem preußischen Bergrechte unter Berücksichtigung der Berggesetze Bayerns, Sachsens, Oesterreichs und anderer deutscher Länder. 1871. (Digitalisat)
  • Ein Beitrag zur Darstellung der deutschen Flur- und Agrarverfassung. 1863.
  • Das französische Bergrecht. 1869.
  • Zeitschrift für Bergrecht. Begr. im Jahre 1860 von Hermann Brassert und Heinrich v. Achenbach; heute hrsg. im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft
  • Die Haubergs-Genossenschaften des Siegerlandes. 1863. Neu hrsg. von d. Stadt Siegen, Forschungsstelle Siegerland 1963.
  • Geschichte der Stadt Siegen. 1894. Nachdruck 1983 im Verlag Die Wielandschmiede / Kreuztal.
  • Aus des Siegerlandes Vergangenheit. 1898. Nachdruck 1982 im Verlag Die Wielandschmiede / Kreuztal.
  1. abcdef Wilhelm Schulte: Westfälische Köpfe. 300 Lebensbilder bedeutender Westfalen. Aschendorff, Münster 1963. 3. Auflage 1984, ISBN 3-402-05700-X
  2. Kösener Korps-Listen 1910, 7, 48; 26, 313.
  3. Thomas Kühne: Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 6). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5182-3, S. 613–615.
  4. Bernhard Mann (Bearb.) unter Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh, Thomas Kühne: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 45.
  5. Zu seiner Tätigkeit als Handelsminister vgl. Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, I. Abteilung: Von der Reichsgründungszeit bis zur Kaiserlichen Sozialbotschaft (1867–1881), 3. Band: Arbeiterschutz, bearbeitet von Wolfgang Ayaß, Stuttgart u. a. 1996, S. 151, 174f., 176ff., 178ff., 180, 183, 186ff., 195, 199, 211, 220, 224, 240, 248f., 260, 277, 280, 281ff., 286, 292, 299, 305, 308, 310ff., 313–315, 330, 333ff., 354, 362, 377f., 391, 393, 395ff., 406, 423f., 431f., 432ff., 439, 447–449, 473, 485, 497f., 503, 524, 545ff., 548ff., 558.
  6. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 139; vgl. auch A. Phillips (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislatur-Perioden des Deutschen Reichstages.Verlag Louis Gerschel, Berlin 1883, S. 88.
  7. Barbara Burkardt, Manfred Pult: Nassauische Parlamentarier; Teil 2: Der Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden 1868–1918. 1933, Wiesbaden 2003, ISBN 3-930221-11-X, S. 6.
  8. Achenbachstraße (Wilmersdorf). In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  9. Achenbachstraße (Spandau). In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  10. Achenbachpromenade. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins