Selters (Taunus) – Wikipedia

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Selters (Taunus) ist eine Gemeinde im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der größere Teil des Selterser Gemeindegebietes mit den Ortsteilen Niederselters, Eisenbach, Münster und Haintchen liegt im Bereich des östlichen Hintertaunus nördlich des Taunushauptkammes, in 170 bis 500 Meter Höhe. Naturräumlich zählt der Hauptort Niederselters noch zum Südostteil des Limburger Beckens und hat somit Anschluss zur Tallandschaft der Lahn. Der hier von Süden in das Becken mündende Grabenbruch der Idsteiner Senke ist entlang des zur Lahn entwässernden Emsbaches mit dem volkstümlichen Namen Goldener Grund belegt, welcher auf die Klimagunst und fruchtbaren Böden (Lösslehm) Bezug nimmt. Der nördliche Gemeindeteil um den Ort Münster gehört zur geologischen Lahnmulde, welche für ihren Reichtum an Bodenschätzen aus dem Mitteldevon bekannt ist. Von besonderer Bedeutung war hier der Eisenerzbergbau.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selters grenzt im Norden an die Gemeinden Villmar und Weilmünster (beide Landkreis Limburg-Weilburg), im Osten an die Gemeinde Weilrod (Hochtaunuskreis), im Süden an die Stadt Bad Camberg, im Südwesten an die Gemeinde Hünfelden, sowie im Westen an die Gemeinde Brechen (alle drei im Landkreis Limburg-Weilburg).

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde hat vier Ortsteile (hier mit Einwohnerzahl (Hauptwohnsitz)).[2]

Ortsteil 1910 2002 2008 2017 2021 (30. Juni) Bemerkung
Niederselters 1455 3146 3228 3147 3089 Verwaltungssitz der Gemeinde, Ursprungsort des Selterswassers, Haltepunkt der Main-Lahn-Bahn
Eisenbach 1208 3040 3090 2888 2979 Kurort
Münster 977 1072 1108 1056 1057 Erholungsort
Haintchen 567 890 922 868 854 Erholungsort, sehenswerte Barockkirche

Gemeindebildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Selters entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen zum 1. Juli 1974 durch den Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Münster, Niederselters, Eisenbach und Haintchen (alle früher Kreis Limburg) zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen „Selters (Taunus)“ im neuen Landkreis Limburg-Weilburg kraft Landesgesetz.[3][4]
Für alle nach Selters eingegliederten Gemeinden wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selters: Einwohnerzahlen von 1973 bis 2020
Jahr     Einwohner
1973

  

6.285
1975

  

6.254
1980

  

6.433
1985

  

6.639
1990

  

7.062
1995

  

7.943
2000

  

8.291
2005

  

8.254
2010

  

8.027
2011

  

8.125
2015

  

8.084
2020

  

7.936
Quelle(n): Hessisches Statistisches Informationssystem[6]; Zensus 2011[7]

Einwohnerstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Selters 8125 Einwohner.
Nach dem Lebensalter waren 1251 Einwohner unter 18 Jahren, 3555 zwischen 18 und 49, 1770 zwischen 50 und 64 und 1551 Einwohner waren älter.[8]
Unter den Einwohnern waren 440 (5,4 %) Ausländer, von denen 227 aus dem EU-Ausland, 137 aus anderen Europäischen Ländern und 79 aus anderen Staaten kamen.[7]
Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 9,5 %.[6]
Die Einwohner lebten in 3567 Haushalten. Davon waren 927 Singlehaushalte, 1269 Paare ohne Kinder und 963 Paare mit Kindern, sowie 252 Alleinerziehende und 153 Wohngemeinschaften. In 708 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 2517 Haushaltungen leben keine Senioren.[8]

Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1987: 1469 evangelische (= 22,3 %), 4296 katholische (= 65,2 %), 823 sonstige (= 12,5 %) Einwohner[9]
• 2011: 1529 evangelische (= 18,8 %), 3839 katholische (= 47,2 %), 2757 sonstige (= 33,9 %) Einwohner[9]

Hauptgebäude im Zweigbüro Zentraleuropa

Das Zweigbüro Zentraleuropa der Zeugen Jehovas befindet sich in der Gemeinde Selters im Taunus. Von dort aus wird die Tätigkeit der Zeugen Jehovas im deutschsprachigen Raum koordiniert. Seit dem Jahr 1979 leben und arbeiten in Niederselters etwa 1050 Mitglieder der Religionsgemeinschaft unter anderem in den Druckereien, Übersetzungs-Büros, Organisations- und Logistikabteilungen, sowie in den Werkstätten in einer ordensähnlichen Gemeinschaft zusammen. In Selters wird für über 25.000 Gemeinden der Zeugen Jehovas in fast 100 Ländern Literatur gedruckt und von dort aus versandt.[10]

Gemeindevertretung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[11] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[12][13][14][15]

Sitzverteilung in der Gemeindevertretung 2021

Parteien und Wählergemeinschaften 2021 2016 2011 2006 2001
% Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 37,4 12 43,6 14 49,5 15 47,7 15 49,8 15
UWE Unabhängige Wähler Eisenbach 20,2 6 16,4 5
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 14,2 4 20,4 6 26,4 8 28,5 9 34,0 11
FWS Freie Wähler Selters (Taunus) 15,1 5 19,6 6
Grüne Bündnis 90/Die Grünen 13,1 4
BLN Bürger Liste Niederselters 11,9 4 11,4 3 10,4 3
FWH Freie Wählergemeinschaft Haintchen 7,1 2 6,2 2 5,8 2
FWM Freie Wähler Münster 5,1 2 6,2 2
Gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 51,2 53,0 34,1 43,0 46,1

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der hessischen Kommunalverfassung ist der Bürgermeister Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Selters neben dem Bürgermeister acht ehrenamtliche Beigeordnete angehören.
Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister für sechs Jahre direkt gewählt.[16]

Bürgermeister ist seit 1. August 2010 der parteilose Bernd Hartmann.[16] Er wurde am 6. März 2016 mit 63,8 % der Stimmen wiedergewählt.[17] Seine Amtsvorgänger waren:

  • 1974 bis 1986 Josef Wältermann (CDU)
  • 1986 bis 2010 Norbert Zabel (CDU)
  • seit 2010 Bernd Hartmann (parteilos)

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinde Selters (Taunus) ist am 30. Juli 1980 durch den Hessischen Minister des Innern die Genehmigung erteilt worden, das nachstehend beschriebene Wappen zu führen.

Wappenbeschreibung
„Gevierter Schild; Feld 1 in Rot ein geneigter silberner Krug mit ausfließendem silbernen, blau durchsetztem Wasser; Feld 2 in Silber der rote obere Teil eines Krummstabes mit dem roten oberen Teil eines Kreuzstabes schräg gekreuzt; Feld 3 in Silber ein rotes Schlägel und Eisen; Feld 4 in Rot auf blau-silbernem Wellenfuß ein schwimmender silberner Schwan.“[18]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rathaus der Gemeinde Selters in Niederselters, ehemalige Kaserne des Kurfürstentums Trier

Eisenbach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katholische Pfarrkirche St. Petrus von 1896–1898
  • Hof zu Hausen, 1275 erstmals erwähnt, in der Nähe von Eisenbach
  • Zweistöckige, traufständige Wohnhäuser mit Dekorfassaden aus Stuckornamenten, erbaut um das Jahr 1900

Haintchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Münster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niederselters[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selterswasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Restaurierter Brunnentempel in Niederselters mit ehemaligen Abfüllgebäuden

Im Ortsteil Niederselters befindet sich ein ergiebiger Mineralbrunnen, der dem Selterswasser seinen Namen gab.
Die Selters-Quelle wurde im Jahr 772 erstmals erwähnt. Im Jahr 1581 widmete der Stadtarzt von Worms, Jakob Theodor Tabernaemontanus, dem Niederselterser Sauerbrunnen zehn Seiten in seiner Brunnenchronik Neuw Wasserschatz[19] und legte damit den Grundstein für die Berühmtheit des Brunnens. Es entwickelte sich bald ein bescheidener Kurbetrieb.

Neben der eher unbedeutenden Trinkkur betrieb Kurtrier einen sich schnell ausdehnenden Wasserversand in Steinkrügen aus dem Kannenbäckerland bis nach Skandinavien, Russland, Nordamerika, Afrika und sogar, wie es für das Jahr 1791 belegt ist, bis nach Batavia in Niederländisch-Ostindien. Der den Gefäßen aufgeprägte Ortsname Selters schuf dann auch bald den Namen Selters-Wasser als einen Markennamen für Mineralwasser von Weltruf. Das Herzogtum Nassau übernahm 1803 Niederselters als willkommene Einnahmequelle und baute das Exportgeschäft aus. Nach der Annexion von Nassau durch Preußen im Jahr 1866 wurde das Wasser sogar zu Königlich-Selters und nach dem Ende der Monarchie zur Staatsquelle Niederselters. Das Land Hessen als Rechtsnachfolger Preußens verkaufte die Selters-Quelle 1970. Danach wechselten die Eigentümer immer schneller. Im Jahr 1999 wurde die Abfüllung am Brunnen in Niederselters eingestellt. Seit 2001 ist die Gemeinde Selters im Besitz der Quelle.

Am 26. Juni 2011 wurde der restaurierte Selters Mineralbrunnen, bestehend aus dem historischen Brunnentempel, dem Selterswassermuseum, der Haustrunkanlage, dem Park, den Veranstaltungsräumen und der Kinderkrippe, eingeweiht. Der Mineralbrunnen ist Teil des Gesamtkonzepts Geopark Westerwald-Lahn-Taunus.[20]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selters hat sich zu einer beliebten Wohngemeinde entwickelt, da es mit der rund fünf Kilometer entfernten Anschlussstelle Bad Camberg der Bundesautobahn 3 gut an das Fernstraßennetz angebunden ist. Weiterhin verläuft durch Niederselters die Bundesstraße 8.

Der Ortsteil Niederselters hat einen Bahnhof an der Main-Lahn-Bahn. Nächstgelegener Fernbahnhof ist der Bahnhof Limburg Süd.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Gemeinde Selters besteht die Mittelpunktschule Goldener Grund in Niederselters. Diese besitzt einen Grund-, Haupt- und Realschulzweig. Als weiterführende Schule wird die Taunusschule in Bad Camberg besucht. Darüber hinaus besuchen Schüler aus Selters Schulen in Limburg.

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katholischer Kindergarten Eisenbach
  • Gemeindeeigener Kindergarten Haintchen
  • Evangelischer Kindergarten Münster
  • Katholischer Kindergarten Niederselters
  • Freiwillige Feuerwehr Eisenbach, gegründet 1905 (seit 2. Juni 1973 einschließlich Jugendfeuerwehr)
  • Freiwillige Feuerwehr Haintchen, gegründet 1932 (seit 14. November 1973 einschließlich Jugendfeuerwehr)
  • Freiwillige Feuerwehr Münster, gegründet 1933 (seit 30. November 1989 einschließlich Jugendfeuerwehr)
  • Freiwillige Feuerwehr Niederselters, gegründet 1884 (seit 1. Januar 1971 einschließlich Jugendfeuerwehr)
  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Einwohnerzahlen der Gemeinde Selters (Taunus). In: Internetauftritt. Gemeinde Selters (Taunus), abgerufen am 4. Dezember 2021.
  3. Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Limburg und des Oberlahnkreises. (GVBl. II 330-25) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 5, S. 101, § 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 809 kB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 370.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 20 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Selters, abgerufen im Dezember 2021.
  6. ab Hessisches Statistisches Informationssystem In: Statistik.Hessen.
  7. ab
    Bevölkerung nach Staatsangehörigkeitsgruppen: Selters. In: Zensus2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Dezember 2021.
  8. ab Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 22 und 62;.
  9. ab
    Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 63;.
  10. Jehovas Zeugen in Selters: Büros und Besichtigungen
  11. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  12. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
  13. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
  14. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
  15. Ergebnis der Gemeindewahl am 18. März 2001. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2001.
  16. ab Bürgermeister-Direktwahlen in Selters (Taunus). In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
  17. Bürgermeisterwahl. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 25. März 2021.
  18. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Selters (Taunus), Landkreis Limburg-Weilburg, Regierungsbezirk Darmstadt vom 30. Juli 1980. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1980 Nr. 33, S. 1463, Punkt 916 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  19. Theodorus Tabernaemontanus: „New Wasserschatz: das ist Aller heylsaman Metallischen Minerischen Bäder und Wasser […]“, Frankfurt am Main 1581 (online)
  20. NNP vom 27. Juni 2011: „Denkmal für ein Weltwasser“
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