Münchner Künstlergenossenschaft – Wikipedia

Plakat des Symbolisten Franz von Stuck für die VII. Internationale Kunstausstellung München 1897, einer Gemeinschaftsausstellung von MKG und Münchener Secession

Die Münchener Künstlergenossenschaft königlich privilegiert 1868, kurz MKG genannt, ist die älteste Vereinigung freischaffender Künstler in Bayern.

Entstehung und Aufstieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„1856 gründeten Delegierte aus 21 Städten, darunter auch aus München, in Bingen am Rhein eine Allgemeine deutsche Kunstgenossenschaft. Beim nächsten Treffen, 1857 in Stuttgart, wurde München als Ort einer gemeinsamen Ausstellung bestimmt, die 1858 unter dem Titel Deutsche und historische Kunstausstellung im Glaspalast mit großem Erfolg stattfand. Für das gleiche Jahr hatte die Münchner Akademie der bildenden Künste zu ihrem 50jährigen Jubiläum eine historische Ausstellung im Ausstellungsgebäude am Königsplatz geplant, die nach Protesten aus der Münchner Künstlerschaft, durch die Ausstellung der Kunstgenossenschaft ersetzt wurde. Die Einnahmen aus dieser Ausstellung sicherten den Fortbestand der Genossenschaft. 1863 gab die Akademie dann ihre jährlichen Kunstausstellungen ganz auf; an ihrer Stelle organisierte nun die Künstlergenossenschaft jährliche Ausstellungen. Am 7. Juni 1868 wurde die Genossenschaft von König Ludwig II. als privilegierte Körperschaft ausgezeichnet. Dies wird als Gründungsdatum der noch heute existierenden Münchner Künstlergenossenschaft (MKG) angesehen, die Vorgeschichte belegt jedoch, dass es eine vergleichbare Organisation schon sehr viel früher gab. Als Vorgänger der MKG gelten in den 1840er Jahren gegründete Vereinigungen wie die nach einem Wirtshaus benannte Stubenvoll-Gesellschaft, die sich 1875 auflöste und ihr Inventar der MKG vermachte, die Gesellschaft Neu-England, der 1844 auf Anregung von Friedrich Schön gegründete Künstlerunterstützungsverein und der Künstlersängerverein.“[1]

Auf Bitte von Carl Knoll genehmigt König Ludwig II. von Bayern am 7. Juni 1868 die Statuten der „Genossenschaft der bildenden Künstler Münchens“ und versieht die Genossenschaft mit königlichem Privileg.[2] Ziel ist es, den Mitgliedern eine breite Ausstellungstätigkeit nicht nur in München zu ermöglichen. Die stilistische Richtung wird als Münchner Schule weltbekannt. Der Ertrag der „Ersten Internationalen Kunstausstellung“ von 1869 bildet den Grundstock für das Vereinskapital. 1872 übernimmt Conrad Hoff von Knoll den Vorsitz. Hofrat Paulus wird zum Geschäftsführer ernannt. Unter ihrer Tätigkeit erwirbt die MKG das Vereinsheim in der Luitpoldstraße 3. 1878 beteiligt sich die MKG an der Weltausstellung in Paris und eröffnet am 19. Juli die 1. Internationale Kunstausstellung im Münchner Glaspalast. Sie beteiligt sich auch an der Weltausstellung in Sydney. 1883 kauft die MKG den Bauplatz für das spätere Münchner Künstlerhaus am heutigen Lenbachplatz für 46.000 Mark. Die Stadt München gibt noch Baugrund und 100.000 Mark dazu.

Abspaltung der Münchener Secession bis Drittes Reich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang der 1890er Jahre hat die Genossenschaft über 900 Mitglieder,[3] doch 1892 treten knapp hundert Mitglieder aus. Darunter Franz von Stuck, Lovis Corinth und Max Liebermann. Sie gründen den Verein bildender Künstler München, Secession. Am 3. Juli 1893 findet die Grundsteinlegung zum Münchner Künstlerhaus statt. 1896 wird Franz von Lenbach Präsident der MKG und verhilft ihr dadurch aus einer Krise, die fast zum Bruch innerhalb der MKG führt. 1900 ist die feierliche Einweihung des Münchner Künstlerhaus, in dem die MKG bereits ihre Büroräume bezogen hat.

Ab 1901 ist Hans von Petersen Präsident der Künstlergenossenschaft. 1911 überträgt die MKG den Besitz des Münchner Künstlerhaus an den neuen Münchner Künstlerhaus-Verein. Nach dem Tod des Prinzregenten Luitpold übernimmt 1912 König Ludwig III. das Protektorat der MKG bis zum Ende der Monarchie in Bayern 1918. 1915 wird Karl Marr und 1926 Fritz Behn Präsident der MKG. 1927 übernimmt Eugen Hönig, Architekt des Hirmerhauses, des Dallmayr-Stammhauses, sowie der Universitätsreitschule in München dieses Amt. Am 6. Juni 1931 brennt der Münchner Glaspalast nieder. Bis 1933 finden deshalb die Jahresausstellungen im Deutschen Museum statt, ab 1933 unter dem MKG-Präsidenten Walter von Ruckteschell in der Neuen Pinakothek.

Die Ausstellung Münchner Künstler in Berlin und Berliner Künstler in München sorgt im Jahr 1935 für einen Skandal, da sich Ruckteschell weigert, zahlreiche Arbeiten, die als „entartet“ gelten, abzuhängen. Dafür wird er von der Reichskammer der Bildenden Künste des Amtes enthoben und Paul Rosner neuer Präsident.
1939 wird die MKG aufgelöst und in die Reichskunstkammer integriert; dabei werden Grundbesitz, Barvermögen und eine wertvolle Grafiksammlung beschlagnahmt.

Bundesrepublik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter dem Einsatz des neuen Präsidenten Constantin Gerhardinger gelingt 1949 die Neugründung der Münchener Künstlergenossenschaft königlich privilegiert 1868.[2] 1968 feiert die MKG ihr hundertjähriges Bestehen mit einer großen Retrospecktive im Haus der Kunst.
Andere Mitglieder der 1939 aufgelösten Vorgängergenossenschaft hatten sich zuvor jedoch in der Neuen Münchner Künstlergenossenschaft (NMKG, NM) zusammengefunden, die bereits 1947 eine Ausstellung in den Räumen der Städtischen Galerie im Lenbachhaus abhielt.[4]

1992 wird Josef Kneuttinger Präsident der MKG. Wegen Renovierungsarbeiten im Haus der Kunst finden die Jahresausstellungen von 1992 bis 1994 im Schloss Dachau und von da bis 2000 im Deutschen Museum statt. Von 2000 bis 2012 wieder im Haus der Kunst. 2003 wird Joachim Oberländer Präsident der MKG und 2014 Nikos W. Dettmer. Im Verlauf des Umbaus des Hauses der Kunst findet die MKG 2014 im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst München ihre neue Heimat. Im selben Jahr erscheint das Buch Geschichte der Münchener Künstlergenossenschaft königlich privilegiert 1886 von Charlotte Mosebach. Ab 2017 ist der Gesamtkünstler Paul Martin Cambeis der 19. Präsident der MKG. 2018 feiert die MKG ihr 150-jähriges Bestehen mit einem Festakt im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst. Nach 100 Jahren Pause übernimmt erstmals wieder ein Wittelsbacher Oberhaupt, nämlich Franz Herzog von Bayern, die Schirmherrschaft über die Jahresausstellung.

  1. Andreas Strobl: Münchner Künstlergenossenschaft. In: Künstler Zeichnen – Sammler stiften. 250 Jahre Staatliche Graphische Sammlung München. Hrsg. von Michael Semff und Kurt Zeitler, Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz 2008, Bd. 3, S. 86.
  2. ab Münchener Künstlergenossenschaft. Königlich privilegiert 1868. In: MKG1868.de. Abgerufen am 14. November 2019.
  3. Georg Jacob Wolf: Sechzig Jahre Münchner Künstlergenossenschaft. In: Das Bayerland XXXIX, 2. Mai-Heft (1928), S. 300.
  4. Zur Geschichte der NM. Neue Münchner Künstlergenossenschaft, abgerufen am 15. November 2019.
  5. Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst. Münchner Malerei im 19./20. Jahrhundert. Band 6. München 1994, S. 421. 
  • Andrea Grösslein: Die internationalen Kunstausstellungen der Münchner Künstlergenossenschaft im Glaspalast in München von 1869 bis 1888. Uni-Dr., München 1987, ISBN 3-87821-221-6 (zugleich Dissertation, Universität Würzburg 1986),
  • Charlotte Mosebach: Geschichte Münchener Künstlergenossenschaft königlich privilegiert 1868. MKG1868, München 2014, ISBN 978-3-00-044941-3.