Pohl-Göns – Wikipedia

Pohl-Göns ist ein Stadtteil von Butzbach im hessischen Wetteraukreis. Der Nachbarort von Pohl-Göns ist Kirch-Göns.

Als älteste erhaltene Erwähnung von Pohl-Göns, als „Gönser Mark“, gilt eine Urkunde von 777. Der Name „Pohl-Göns“ erschien erstmals unter dem 23. Mai 1250 als „Palgunsin“. „Pohl“ bedeutet in hessischer Mundart „Pfahl“ und bezieht sich auf den Limes, der zu Zeiten der Ortsgründung zumindest streckenweise noch in seiner ursprünglichen Form erkennbar gewesen sein muss.

Die Evangelische Kirche Pohl-Göns wurde im 15. Jahrhundert als spätgotische Saalkirche errichtet und um 1500 um einen Rechteckchor erweitert.

Pohl-Göns gehörte zu dem Teil des Amtes Hüttenberg, einem nassauisch-hessischen Kondominat, der bei der Teilung von 1703 an die Landgrafschaft Hessen fiel. Hier gehörte es dann zum hessischen Amt Hüttenberg.[3]

1803 fasste die Landgrafschaft ihre nördlich des Mains gelegenen Gebiete in dem Fürstentum Oberhessen (später: Provinz Oberhessen) zusammen, wo nun auch Pohl-Göns lag, 1806 wurde die Landgrafschaft zum Großherzogtum Hessen. Dieses führte 1821 eine Verwaltungsreform durch, in der das Amt Hüttenberg aufgelöst wurde. Übergeordnete Verwaltung war nun der Landratsbezirk Gießen,[4] zuständiges Gericht das Landgericht Gießen.[4]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Pohl-Göns:

„Pohlgöns (L. Bez. Giessen) evangel. Pfarrdorf; liegt an der von Giessen nach Frankfurt führenden Chaussee, an dem Gunsbach, 3 St. von Giessen, so wie auch eine Chaussee von hier nach Wetzlar führt. Der Ort hat 79 Häuser und 369 Einwohner, die außer 10 Katholiken und 9 Juden evangelisch sind. Im Winter ist der größere Theil der Einwohner mit der Fabrikation der Leinwand beschäftigt, wovon ein Theil verkauft wird. Man findet hier eine Ziegelhütte und in der Gemarkung vorzügliche Thongruben. – Der Ort gehörte zur Gönser Mark, die schon sehr frühe vorkommt. Durch den Vertrag von 1703 kam Pohlgöns aus der Gemeinschaft mit Nassau-Weilburg, und wurde ausschließend Hessisch.“[5]

Pohl-Göns gehörte zum Gebiet des Gemeinen Rechts, das hier ohne die Überlagerung von Partikularrecht galt. Dieses behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[6]

Die 1926 erbaute, profanierte Synagoge ist bis heute erhalten.

Am 31. Dezember 1970 wurde Pohl-Göns im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Butzbach eingemeindet.[7][8] Für Pohl-Göns wurde wie für die übrigen Stadtteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[9]

Territorialgeschichte und Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Pohl-Göns lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][10][11]

  • vor 1703: Heiliges Römisches Reich, Amt Hüttenberg (Kondominium der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Grafschaft Nassau-Weilburg)
  • ab 1703: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Hüttenberg[12]
  • ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Hüttenberg[13]
  • ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Hüttenberg
  • ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen
  • ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
  • ab 1837: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
  • ab 1840: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
  • ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
  • ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Darmstadt (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
  • am 31. Dezember 1970: Eingliederung von Pohl-Göns als Stadtteil in die Stadt Butzbach
  • ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1791: 350 Einwohner[14]
• 1800: 350 Einwohner[15]
• 1806: 367 Einwohner, 79 Häuser[13]
• 1829: 369 Einwohner, 79 Häuser[5]
• 1867: 511 Einwohner, 99 bewohnte Gebäude[16]
• 1875: 563 Einwohner, 108 bewohnte Gebäude[17]
Pohl-Göns: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015
Jahr     Einwohner
1791

  

350
1800

  

350
1806

  

367
1829

  

369
1834

  

454
1840

  

475
1846

  

558
1852

  

574
1858

  

535
1864

  

507
1871

  

557
1875

  

563
1885

  

619
1895

  

573
1905

  

615
1910

  

666
1925

  

697
1939

  

719
1946

  

1.132
1950

  

1.186
1956

  

1.165
1961

  

1.229
1967

  

1.203
1970

  

1.184
1980

  

?
1990

  

?
2008

  

1.410
2010

  

1.398
2011

  

1.338
2015

  

1.357
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][2]; nach 1970: Stadt Butzbach; Zensus 2011[18]

Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1829: 350 evangelische (= 94,85 %), 9 jüdische (= 2,44 %), 10 katholische (= 2,71 %) Einwohner[5]
• 1961: 925 evangelische (= 75,26 %), 284 katholische (= 23,11 %) Einwohner[1]

Eine jüdische Gemeinde konnte sich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr entwickeln. Es erinnern noch der jüdische Friedhof, eine profanierte Synagoge und 11 Stolpersteine an die ehemals jüdische Bevölkerung von Pohl-Göns.

Ortsvorsteher ist Klaus Christ (SPD).[19]

Das Dorf ist sowohl von altem Fachwerk, Bauernhöfen und modernen Häusern geprägt.

  • Ex-Weg Pohl-Göns (Freizeitfußballverein)
  • Freiwillige Feuerwehr
  • Handballverein HSG Butzbach
  • Kegelclub „Fidele Post“
  • Liederkranz
  • Naturschutzgruppe
  • Schützenverein
  • Spielmannszug
  • Turnverein Pohl-/Kirch-Göns
  • Der Stamm „Botisphaden“ der Pfadfinderschaft „Grauer Reiter“ hat seinen Sitz in Pohl-Göns.

Die öffentlichen Einrichtungen in Pohl-Göns sind das Bürgerhaus, Rathaus, Gemeindezentrum und die Kindertagesstätte „Sonnenschein“.

  1. abcd Pohl-Göns, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. September 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. ab Einwohnerzahlen der einzelnen Stadtteile. In: Internetauftritt. Stadt Butzbach, archiviert vom Original; abgerufen am 22. Mai 2018.  (archivierte Zahlen)
  3. L. Ewald: Beiträge zur Landeskunde. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landes-Statistik (Hg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Jonghaus, Darmstadt 1862, S. 54.
  4. ab
    Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (407–408) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek). 
  5. abc Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 234 (Online bei google books). 
  6. Arthur B. Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 100, Anm. 6 und S. 9, 11.
  7. Eingliederung der Gemeinden Hoch-Weisel, Nieder-Weisel, Ostheim und Pohl-Göns in die Stadt Butzbach im Landkreis Friedberg vom 10. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 52, S. 2447, Punkt 2466 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]). 
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 360. 
  9. Hauptsatzung. (PDF; 103 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Butzbach, abgerufen im Februar 2019. 
  10. Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Land Hessen. Abgerufen im September 2018 (Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006). 
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (Online bei google books). 
  12. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 16, § 28 (Online bei google books). 
  13. ab
    Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 262 ff. (Online in der HathiTrust digital library). 

  14. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 200 ff. (Online in der HathiTrust digital library). 

  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 217 ff. (Online in der HathiTrust digital library). 
  16. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 119 (Online bei google books). 
  17. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 160. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 16 (Online bei google books). 
  18. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt; abgerufen im März 2020 
  19. Ortsbeiräte Stand 2021 im Rathausinformationssystem der Stadt Butzbach
  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!