Meyenburg – Wikipedia

Meyenburg ist eine Stadt im Landkreis Prignitz in Brandenburg (Deutschland) und Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes.

Meyenburg liegt am Südufer der Stepenitz (Elbe) und grenzt im Norden an Mecklenburg. Bei Meyenburg entspringt außer der Stepenitz die Dosse, deren Oberlauf die Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern bildet. Nordöstlich von Meyenburg, in Altenhof (Mecklenburg) entspringt die Elde. Trotz der kaum gegliederten Landschaft fließen die drei Flüsse in unterschiedliche Richtungen, die Stepenitz zunächst nach Westen, die Dosse nach Süden und die Elde zunächst nach Osten.

Zu Meyenburg gehören der Ortsteil Schmolde, die bewohnten Gemeindeteile Bergsoll, Buddenhagen, Griffenhagen, Penzlin, Penzlin-Süd und Schabernack, der Wohnplatz Ziegelei sowie die Wüstung Kiebitzberg.[2][3]

Meyenburg liegt nahe der mecklenburgischen Grenze am Oberlauf der Stepenitz an einer alten großen Handelsstraße, ursprünglich im Schutze einer markgräflichen Burg, die hier vor 1285 erbaut wurde. An diese Burg lehnte sich südlich die Siedlung an, die dann um 1300 Stadtrecht erhielt. Der in Rippenform angelegte Stadtgrundriss entwickelte sich zu beiden Seiten der von Süd nach Nord ziehenden Straße. In der Mitte der Hauptstraße ist ein rechteckiger Marktplatz ausgespart. Auf der weniger tiefen östlichen Hälfte der Stadt liegen Schloss und Kirche.

Als wichtiger Grenzort war Meyenburg stets auch ein von den mecklenburgischen Herzögen begehrter Besitz. Schließlich gelangte Meyenburg in der Mitte des 14. Jahrhunderts (vor 1364) als markgräfliches Lehen an die aus Bayern stammenden Herren von Rohr. Die Geschichte Meyenburgs ist seither eng mit der Familie von Rohr verbunden. Sie stellte seit 1350 zwölf Vögte bzw. seit dem 15. Jahrhundert Hauptmänner der Prignitz und stand damit lange Zeit neben den Edlen Gans und den von Quitzow an der Spitze des Prignitzer und Ruppiner Adels. Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1373 werden neben den Edlen Gans zu Putlitz, denen von Bosel und denen von Quitzow nur noch die Herren von Rohr als “nobiles” (Adelige) der Prignitz besonders hervorgehoben.

Die außerhalb der Stadt Meyenburg gelegene Burg wurde wahrscheinlich Anfang des 14. Jahrhunderts aufgegeben. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Teile des heutigen Schlosses. Der in Teilen aus der Stadtmauer hervorgegangene und im Kern mittelalterliche vielgliedrige Schlossbau ist erst von der Familie von Rohr erbaut worden, die hier vor allem vom 15. bis zum 19. Jahrhundert zwei getrennte Wohnsitze hatte. Erst der Ritterschaftsdirektor Otto von Rohr (1810–1892) ließ die beiden nebeneinander stehenden mittelalterlichen Wohnhäuser vom Berliner Baumeister Friedrich Adler 1865–1866 durch einen Verbindungsbau sowie den Anbau eines kurzen symmetrisch gegliederten Westflügels zu einem eindrucksvollen langgestreckten Schlossgebäude im Stil der Neorenaissance vereinigen und bedeutend erweitern. Das Meyenburger Schloss gehört heute zu den herausragenden profanen Baudenkmälern in der Prignitz. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen wurden auch die sich südlich an das Schloss anschließenden Wirtschaftsgebäude niedergelegt. Das Gelände wurde durch den Hofgärtner Finck in den 1860er Jahren zu einem ausgedehnten Landschaftspark entlang der Stepenitz umgestaltet, der sich bis an die Straße nach Freyenstein hinzog und eine Fläche von 30 Morgen umfasste.

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war Meyenburg vollständig entvölkert.[4] Aus mittelalterlicher Zeit sind in Meyenburg nur noch die Reste der aus Feldsteinen errichteten Stadtmauer im Osten und Nordosten, das Schloss und die im Kern spätmittelalterliche Kirche erhalten. Der backsteinerne Kirchturm stammt aus dem Jahre 1850. Alle übrigen Gebäude, überwiegend traufständige zweigeschossige Fachwerkbauten, stammen im Wesentlichen aus der Zeit nach dem großen Stadtbrand von 1795. Die beiden Stadttore wurden im 19. Jahrhundert abgetragen. In den Gründerjahren kam es zu einer Stadterweiterung entlang der Straßen nach Pritzwalk und Freyenstein.[5]

Mit der Anbindung der Stadt an die Bahnstrecken nach Neustadt (Dosse) und Güstrow am 11. Dezember 1887 kam es zu einem bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung. Als Verbindung von Bahnhofstraße und Stadt wurde der von Gründerzeitbauten geprägte dreieckige Wilhelmsplatz geschaffen.[5]

Meyenburg gehörte seit 1817 zum Kreis Ostprignitz in der Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Pritzwalk im DDR-Bezirk Potsdam. Seit 1993 liegt die Stadt im brandenburgischen Landkreis Prignitz.

Eingemeindungen

Buddenhagen gehört seit dem 1. Januar 1974 zu Meyenburg.[6] Schmolde wurde am 31. Dezember 2001 eingemeindet.[7]

Jahr Einwohner
1875 1 587
1890 1 690
1910 1 950
1925 2 134
1933 2 234
1939 2 222
1946 3 329
1950 3 254
Jahr Einwohner
1964 3 039
1971 3 009
1981 2 880
1985 2 866
1989 2 742
1990 2 682
1991 2 576
1992 2 556
1993 2 549
1994 2 548
Jahr Einwohner
1995 2 556
1996 2 496
1997 2 485
1998 2 454
1999 2 369
2000 2 323
2001 2 717
2002 2 663
2003 2 586
2004 2 543
Jahr Einwohner
2005 2 506
2006 2 497
2007 2 475
2008 2 403
2009 2 344
2010 2 305
2011 2 243
2012 2 203
2013 2 156
2014 2 131
Jahr Einwohner
2015 2 124
2016 2 126
2017 2 104
2018 2 083
2019 2 065
2020 2 111

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[8][9][10]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Stadtverordnetenversammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadtverordnetenversammlung von Meyenburg besteht aus 12 Stadtverordneten und dem ehrenamtlichen Bürgermeister.

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Meyenburger Wählergemeinschaft 48,6 % 6
Unabhängige Wählergruppe „Bürger für Meyenburg“ 29,6 % 3
AfD 06,8 % 1
Einzelbewerber Manfred Kreibich 05,8 % 1
FDP 05,5 % 1

(Stand: Kommunalwahl am 26. Mai 2019)[11]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1998–2003: Michael Kenzel[12]
  • seit 2003: Falko Krassowski[13]

Krassowski wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 ohne Gegenkandidat mit 92,2 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren[14] gewählt.[15]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen wurde am 21. Juli 1999 genehmigt.

Blasonierung: „In Silber eine zweitürmige rote Burg; die bezinnten Türme sind mit je zwei silbern gerahmten, schwarzen Spitzbogenfenstern und rot-beknauften blauen Spitzdächern versehen; über dem geschlossenen blauen Tor wächst aus einem gemauerten Stufengiebel ein vierblättriger grüner Zweig mit einem linksgewendeten auffliegenden schwarzen Vogel.“[16]

  • Schloss Meyenburg mit Modemuseum, Bibliothek, Schlossmuseum und Schlosspark
  • Evangelische Pfarrkirche mit in der Grundsubstanz spätgotischem Saalbau und Chor. Der neugotische freistehende Turm aus Backstein wurde 1848–50 durch den Baumeister Rosainsky errichtet. Auf dem Grabstein des 1589 verstorbenen Helmut von Rohr befindet sich ein großes Wappen der Familie von Rohr.
  • Mahnmalsanlage von 1946/47 auf dem Wilhelmsplatz zur Ehrung des Widerstands gegen den Faschismus
  • Gedenkstein von 1948 vor der katholischen Kapelle St. Maria Hilf an der Straße nach Freyenstein zur Erinnerung an die Opfer des Todesmarsches von KZ-Häftlingen im April 1945
  • Gedenkmauer an der Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof zur Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Weitere denkmalgeschützte Häuser sind in der Liste der Baudenkmale in Meyenburg verzeichnet.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptwirtschaftszweig in der Region um Meyenburg ist die Möbelindustrie mit dem Meyenburger Möbel Werk, welches hier seit 1946 (in der DDR unter dem Namen VEB Meyenburger Möbel) ansässig ist. Die etwa 450 Mitarbeiter produzieren Möbel auf einer Fläche von etwa 4000 m². Hergestellt werden unter anderem die Billy-Regale für das schwedische Möbelhaus IKEA.

Seit 2005 existiert im Ortsteil Penzlin-Süd das Gestüt Meyenburg, in dem Trakehner, Oldenburger und Hannoveraner Sportpferde gezüchtet werden. Es sind ca. 20 Zuchtstuten vorhanden. Die aus dem Gestüt stammenden Pferde sind inzwischen in ganz Europa und auch in anderen Ländern der Erde zu finden. Die Pferde werden in der Freizeit und im Pferdesport genutzt und sind teilweise bis zur schweren Klasse in der Dressur erfolgreich.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meyenburg liegt an der Bundesstraße 103 zehn Kilometer nördlich der Autobahn A 24 Berlin–Hamburg (Anschlussstelle Meyenburg). Über die B 103 und die nördlich der Stadt abzweigende B 198 besteht auch eine Verbindung zur Anschlussstelle Röbel der A 19 Berlin–Rostock. Die Landesstraße L 14 verbindet Meyenburg mit Parchim und Wittstock.

Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Neustadt–Meyenburg. Der Bahnhof Meyenburg wird von der Regionalbahnlinie RB 74 Pritzwalk–Meyenburg der Hanseatischen Eisenbahn (HANS) zweistündlich bedient.

Aus Richtung Berlin gab es die Bahnstrecke Kremmen–Meyenburg der früheren Ruppiner Eisenbahn, die seit 1967 zwischen Wittstock und Meyenburg nicht mehr existiert. Die Bahnstrecke Güstrow–Meyenburg wird seit 2004 im Personenverkehr nicht mehr bedient.

  • Wilhelm Wilde (1829–1881), Mediziner
  • Hugo Hermes (1837–1915), Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, Reichstagsabgeordneter
  • Otto Hermes (1838–1910), Direktor des Berliner Aquariums Unter den Linden, Reichstagsabgeordneter
  • Paul Schraermeyer (1884–1955), Landrat des Landkreises Hechingen
  • Hans Hermann Wilhelm (1892–1975), Schriftsteller, geboren in Buddenhagen
  • Hermann Wanckel (1895–1953), Arzt in Parchim
  • Martin Schmidt (1928–2003), Wasserbauingenieur
  • Hans-Georg Kempfert (* 1945), Bauingenieur, Professor für Geotechnik
  • Heidrun Möller (* 1945), Politikerin (SPD), Mitglied des Landtags Saarland
  • Jörg A. Hoppe (* 1952), TV-Produzent
  • Historisches Ortslexikon für Brandenburg – Teil 1 – Prignitz – A–M. Bearbeitet von Lieselott Enders. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam) – Band 3. Begründet von Friedrich Beck. Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2012, ISBN 978-3-88372-032-6, S. 566 ff. 
  • Torsten Foelsch: Schloß Meyenburg. In: Schlösser und Gärten der Mark. Hrsg. von Sibylle Badstübner-Gröger, Berlin 2002 (2. Aufl. 2010).
  • Claus-Peter Golberg: Meyenburg/Prignitz. Beiträge zur Geschichte seiner Einwohner aus familiengeschichtlicher Sicht. Die Stadtprotokoll-Bücher. Band 1: 1736-1809. AMF, Leipzig 2007 (= Schriftenreihe der AMF 47).
  • Edeltraut Pawelka, Torsten Foelsch, Rolf Rehberg: Städte der Prignitz. In: Archivbilder. Erfurt 2004.
  1. Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
  2. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Stadt Meyenbueg
  3. BrandenburgViewer der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB)
  4. Christopher Clark: Preußen: Aufstieg und Niedergang 1600–1947 (= Bundeszentrale für Politische Bildung: Schriftenreihe, 632). Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn, 2007, ISBN 978-3-89331-786-8; S. 59.
  5. ab Edeltraud Pawelka, Torsten Foelsch, Rolf Rehberg: Städte der Prignitz. Sutton Verlag, Erfurt 2004, ISBN 3-89702-707-0.
  6. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  8. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Prignitz. S. 22–25
  9. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  10. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  11. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  12. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Prignitz (Memento vom 14. April 2018 im Internet Archive)
  13. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 31
  14. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
  15. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
  16. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg