Musikjahr 1727 – Wikipedia

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Musikjahr 1727
Georg Friedrich Händel

Georg Friedrich Händel – auf einem Ölgemälde, das etwa 1726 bis 1728 entstanden ist und dem Maler Balthasar Denner zugeschrieben wird

Johann Sebastian Bach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georg Friedrich Händel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Georg Friedrich Händel – Admeto – Titelseite der Partitur

Domenico Scarlatti[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Domenico Scarlatti ist seit 1719 in Lissabon Musiklehrer und Hofkapellmeister am Hofe des frommen und verschwendungssüchtigen Königs Johann V. Scarlatti hat hier vor allem geistliche Vokalwerke zu liefern und schreibt auch einige weltliche Serenatas. Er unterrichtet außerdem den jüngeren Bruder des Königs Dom António (1695–1757) und die an Asthma leidende portugiesische Prinzessin Maria Bárbara de Bragança am Cembalo, die sich als hochbegabte Musikliebhaberin erweist.

Georg Philipp Telemann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Philipp Telemann ist seit 1721 Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg, eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands. In diesem Amt verpflichtet sich Telemann zur Komposition von zwei Kantaten wöchentlich und einer Passion pro Jahr, in späteren Jahren greift er allerdings bei seinen Kantaten auf frühere Werke zurück. Daneben komponiert er zahlreiche Musiken für private und öffentliche Anlässe, etwa für Gedenktage und Hochzeiten. Außerdem hat er für ein Jahresgehalt von 300 Talern auch die Leitung der Hamburgischen Oper am Gänsemarkt übernommen, baut das bereits 1660 von Matthias Weckmann gegründete, aber mittlerweile nicht mehr konzertierende Collegium musicum neu auf und übernimmt zusätzlich eine Stelle als Kapellmeister von Haus aus für den Hof des Markgrafen von Bayreuth. Dorthin liefert er von Zeit zu Zeit Instrumentalmusik sowie eine Oper jährlich.

Antonio Vivaldi[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antonio Vivaldi – Orlando – Titelseite des Librettos – Venedig 1727

Weitere biografische Ereignisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jacques Aubert wird Mitglied der Vingt-quatre Violons du Roy, dem fünfstimmig besetzten Streichorchester am französischen Königshof in Versailles.
  • Bei der letzten Aufführung der Oper Astianatte von Giovanni Bononcini, am 6. Juni 1727 am King’s Theatre in London kommt es zu einem (heute noch bekannten) Streit zwischen den berühmten Primadonnen Faustina Bordoni und Francesca Cuzzoni. Inmitten der Vorstellung der Oper kommt es zum Eklat, die beiden Primadonnen beginnen sich auf der Bühne zu streiten und sich gegenseitig an den Haaren zu reißen. Dieser Streit ist in ganz London und auch europaweit im Gespräch, was schließlich dazu führt, dass Cuzzoni, die auf Betreiben Händels für die Spielzeit 1727/1728 nicht mehr für die Royal Academy singen sollte, doch wieder engagiert wird. Diese Wiedereinstellung hat sie wohl vor allem dem persönlichen Eingriffen des englischen Königs George I, der in einem Brief an die Direktoren der Royal Academy „erklärte, dass wenn sie sich nicht mit der Cuzzoni einigten, er nicht mehr zur Oper kommen und auch die jährliche Subskriptionsrate von £1000 nicht begleichen würde“.
  • Um die Jahreswende 1727/28 kommt es zu einem weiteren Skandal in London, als Giovanni Bononcini das Madrigal In una siepe ombrosa als seine eigene Schöpfung ausgibt. Tatsächlich aber stammt es von Antonio Lotti, der es als Teil seiner Duetti, terzetti e madrigali veröffentlicht hatte. Von da an bekommt Bononcini als „unerwünschte Person“ keine Aufträge mehr und verliert auch seine Mitgliedschaften.
  • Louis-Claude Daquin wird Organist an der Pfarrkirche Saint-Paul in Paris. Er erhält den Vorzug vor Jean-Philippe Rameau, der sich ebenfalls beworben hatte.
  • Farinelli tritt in Bologna auf, wo er seinen Lehrer und Mentor Antonio Bernacchi erstmals trifft.
  • Giovanni Antonio Giay nimmt nach seiner Ausbildung in Rom eine Anstellung auf Malta an. Hier wird er bis 1729 bleiben.
  • Johann Adolph Hasse, der seit 1722 in Italien lebt, verlässt Neapel und geht nach Venedig.
  • Ein Bittgedicht an August den Starken bringt Christian Friedrich Henrici die Stelle eines Aktuars beim Ober-Postamt in Leipzig ein. Kurz darauf wird er Postsekretär und 1734 Oberpostkommissar.
  • Johann Joachim Quantz, der sich von 1726 bis 1727 in Paris und London aufhält, wird in London von Georg Friedrich Händel gedrängt in England zu bleiben. Quantz geht aber zurück nach Deutschland.
  • Jean-Philippe Rameau begegnet um 1727 seinem zukünftigen Mäzen Alexandre Le Riche de La Pouplinière, einem Generalsteuereinnehmer (Fermier Général) des Königs Ludwig XV., der Rameau und Familie in seinem Palast in der Rue de Richelieu wohnen lässt. Für mindestens zwölf Jahre wird Rameau das Privatorchester seines Gönners leiten und hier wertvolle Instrumentalerfahrungen sammeln und mit dem Ensemble experimentieren.
  • Johann Andreas Rothe veröffentlicht den Text für das Kirchenlied Ich habe nun den Grund gefunden.
  • Agostino Steffani besucht zum letzten Mal Italien und trifft Georg Friedrich Händel im Palast von Kardinal Pietro Ottoboni in Rom.

Attilio Ariosti – Lucio Vero – Titelseite des Librettos – London 1727

Giovanni Antonio Giay – Il Tamerlano – Titelseite des Librettos – Mailand 1727

Nicola Antonio Porpora – Syphax – Titelseite des Librettos – Hamburg 1727

Uraufführungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bühnenwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszüge aus der Partitur der Oper Astianatte von Giovanni Bononcini
  • 6. Mai: Die Oper Astianatte von Giovanni Bononcini hat Uraufführung am King’s Theatre in London.
  • Mai: Das Dramma per musica Lucio Vero von Antonio Bioni auf das Libretto von Apostolo Zeno wird am Theater im Ballhaus in Breslau uraufgeführt.
  • 21. Oktober: Die Uraufführung der Oper Teuzzone von Attilio Ariosti findet am King’s Theatre in London statt.
  • 10. November: Antonio Vivaldis Oper Orlando furioso wird am Teatro San Angelo in Venedig uraufgeführt. Vivaldi hat Grazio Bracciolis Libretto nach der literarischen Vorlage Der rasende Roland von Ludovico Ariosto so gründlich überarbeitet, dass dieser gar nicht mehr als Librettist erwähnt wird.
  • 11. November: Die Oper Riccardo Primo von Georg Friedrich Händel wird am King’s Theatre in London uraufgeführt. Es ist Händels dritte Oper für das Triumvirat Faustina Bordoni, Francesca Cuzzoni und Senesino. Das Libretto stammt von Paolo Antonio Rolli.
  • November: Antonio Bionis Oper Attalo ed Arsinoe auf das Libretto von Grazio Braccioli hat in Breslau Uraufführung.
Oratorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende des Eingangschores von Bachs Matthäuspassion BWV 244
  • 11. April: Die Matthäus-Passion (BWV 244b) von Johann Sebastian Bach hat ihre Uraufführung in der Thomaskirche in Leipzig. Der Text des Werkes stammt von Christian Friedrich Henrici alias Picander.
  • Benedetto Marcello – Joaz (Uraufführung in Venedig 1727?)
  • Johann Mattheson
    • Der gegen seine Brüder barmherzige Joseph (Libretto von Schubart; Uraufführung in Hamburg)
    • Das durch die Fleischwerdung des ewigen Wortes erfüllte Wort der Verheißung (Libretto von Wend; Uraufführung in Hamburg)
  • Georg Philipp Telemann – Mein Heiland, du bist mir zulieb (TWV 5:12)[4]

Instrumentalmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orchestermusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Antonio Vivaldi
    • 12 Violinkonzerte La cetra, Op. 9

Kammermusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joseph Bodin de Boismortier
    • Op. 11: 6 Suites à 2 Muzettes (Paris)
    • Op. 15: 6 Concertos Pour 5 Flûtes-Traversieres ou autres Instrumens, sans Baße. On peut aussy les joüer avec une Basse (Paris)
    • Op. 16: Recueil d’airs à boire et sérieux melé de vaudevilles ou brunettes suivy d’un air italien (Paris)
    • Op. 17: 6 Suites à 2 Muzettes, qui conviennent aux vieles, flûtes-a-bec, traversieres, & haubois (Paris)
    • Op. 19: 6 Sonates pour la flûte traversière avec la basse (Paris)
  • Jean-Baptiste Senaillé – Cinqièmme Livre de 10 Sonates à violon seul avec la basse continue (Paris)
  • Georg Philipp Telemann – 6 Sonaten für 2 Flöten (TWV 40:101-106)[4]

Tastenmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jean-Philippe Rameau, Ausschnitt aus „Les trois mains“, Nouvelles suites de pieces de clavecin, ca. 1727

Cembalo[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Sebastian Bach – Partita Nr. 2 c-Moll, BWV 826 (Einzelpublikation 1727)
  • Jean Philippe Rameau – Pièces de clavecin, Bd. 3 (veröffentlicht 1726/27 in Paris)

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Sebastian Bach – Trio nach einer Triosonate von Johann Friedrich Fasch (BWV 585, komponiert 1726–27?)[5]

Vokalmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geistlich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Sebastian Bach
    • Kantaten
    • Motetten
      • Singet dem Herrn ein neues Lied (BWV 225, komponiert 1727?)[5]
  • Georg Friedrich Händel – Coronation Anthems („Krönungshymnen“) zur Krönung von George II.
    • Anthem I: Zadok the priest
    • Anthem II: Let thy hand be strengthened
    • Anthem III: The king shall rejoice
    • Anthem IV: My heart is inditing
  • Agostino Steffani – Qui diligit Mariam [Filium/Christum], für zwei Soprane, Alt, Tenor, Bass und Basso continuo
  • Antonio Vivaldi – verschiedene Motetten u. a. (nicht genau datierbar)[3]

Weltlich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Sebastian Bach
  • Joseph Bodin de Boismortier
    • Op. 16: Recueil d’airs à boire et sérieux melé de vaudevilles ou brunettes suivy d’un air italien (Paris)
  • Antonio Vivaldi – Kantaten
    • Sorge vermiglia in ciel (RV 667, komponiert ca. 1727–28)
    • Tra l’erbe i zeffiri placidi (RV 669, komponiert ca. 1727)[3]

Orgel von Gottfried Silbermann in der Stadtkirche Oederan

Orgel von Gottfried Silbermann in der Ev. Dorfkirche in Lebusa

Instrumentenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zacharias Hildebrandt stellt die Orgel für den Hl.-Geist-Stift in Sangerhausen fertig.
  • Gottfried Silbermann
  • In der Werkstatt von Antonio Stradivari werden
    • die Geigen: Barrère, Davidov Morini, Général Dupont, Holroyd, Kreutzer, Hart ex Francescatti, Baron Deurbroucq, Paganini Comte Cozio di Salabue, Halphen Benvenuti und Vesuvius
    • die Bratsche Cassavetti und
    • die Violoncelli Chester-Ward (ca. 1727), Iwasaki (ca. 1727), Bein Fruh (ca. 1727) und Fruh Gamba gefertigt.

Geburtsdatum gesichert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 13. Januar: Pierre Laujon, französischer Schriftsteller, Librettist, Chansonnier und Mitglied der Académie française († 1811)
  • 03. Februar: Benet Julià i Ros, katalanischer Organist und Komponist († 1787)
  • 25. Februar: Armand-Louis Couperin, französischer Komponist und Organist († 1789)
  • 09. März: Johann Gottlieb Preller, deutscher Kantor, Komponist und Landvermesser († 1786)
  • 30. März: Tommaso Traetta, italienischer Komponist († 1779)
  • 14. März (getauft): Johann Gottlieb Goldberg, deutscher Cembalist und Organist († 1756)
  • 05. April: Pasquale Anfossi, italienischer Kapellmeister und Komponist († 1797)
  • 29. April: Jean Georges Noverre, französischer Tänzer und Choreograph († 1810)
  • 15. Juni: Charlotte Elisabeth Nebel, deutsche Kirchenlieddichterin und Erbauungsschriftstellerin († 1761)
  • 23. August: Friedrich Hartmann Graf, deutscher Komponist und Flötist († 1795)
  • 27. August: Gian Battista Frizzoni, Schweizer Pfarrer und Kirchenlieddichter († 1800)
  • 19. September: Renatus von Zinzendorf, deutscher Kirchenlieddichter († 1752)
  • 24. September: Johann Heinrich Silbermann, elsässischer Orgelbauer, Klavierbauer, Organist und Komponist († 1799)

Genaues Geburtsdatum unbekannt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Todesdatum gesichert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 01. Februar: Giuseppe Sala, venezianischer Musikverleger, Drucker und Buchhändler (* um 1643)
  • 22. März: Francesco Gasparini, italienischer Komponist (* 1661)
  • 11. April: Heinrich Theobald Schenk, deutscher evangelischer Theologe und Kirchenliedkomponist (* 1656)
  • 02. Mai: Giuseppe Maria Jacchini, italienischer Cellist und Komponist (* 1663)
  • 28. Mai (begraben): Johann Balthasar von Herold, deutscher Glockengießer und Geschützgießer
  • 22. Juni: Andreas Reinecke, deutscher Orgelbauer (* zwischen 1675 und 1680)
  • 10. Juli: Johann Jakob Dahm, deutscher Orgelbauer (* 1659)
  • 14. August: William Croft, britischer Organist und Komponist (* 1678)
  • 20. August: Ernst Lange, deutscher Kirchenlieddichter (* 1650)
  • 09. September: Pierre Vezin, Violinist, Kurfürstlich Hannoverscher und Königlich Britischer Hof- und Kammermusiker (* 1654)
  • 10. Oktober: Alphonse d’Ève, flämischer Komponist und Kapellmeister (* 1666)
  • November: Johann Sigismund Kusser, deutscher Kapellmeister und Komponist (getauft 1660)
  • 01. Dezember: Johann Heinrich Buttstedt, deutscher Organist und Komponist (* 1666)

Genaues Todesdatum unbekannt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal: Musik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Musik

  1. Siroe, Re di Persia (Nicola Porpora) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.
  2. Kurt Sven Markstrom: The Operas of Leonardo Vinci, Napoletano, Pendragon Press, 2007, S. 146 (online als „Google-Book“, gesehen am 19. Oktober 2019)
  3. abc Antonio Vivaldi – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassika.info. Abgerufen am 10. Dezember 2018.
  4. ab Georg Philipp Telemann – Werke sortiert nach Entstehungszeit. Abgerufen am 5. Februar 2019.
  5. ab Johann Sebastian Bach – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassika.info. Abgerufen am 10. Dezember 2018.

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