Rezelsdorf – Wikipedia

Rezelsdorf ist ein Gemeindeteil des Marktes Weisendorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).

Rezelsdorf, von Osten her gesehen

Das Kirchdorf liegt am Strietgraben, einem linken Zufluss der Seebach. Der Strietgraben speist eine Kette von Weihern südöstlich des Ortes, ein rechter Nebenfluss des Strietgrabens speist südlich des Ortes die Feldweiher. Unmittelbar ist der Ort von Acker- und Grünland mit vereinzeltem Baumbestand umgeben. Im Süden wird die Flur Leiten genannt, im Südosten erhebt sich der Rummel (351 m ü. NHN). 0,5 km östlich liegt das Engelholz. 0,5 km nördlich und westlich gibt es ein zusammenhängendes Waldgebiet, im Westen Schatzgrube, im Südwesten Urlas genannt. Im Urlas erhebt sich der Lerchenhügel (373 m ü. NHN). 1 km südwestlich gibt es einen Modellflugplatz.

Die Staatsstraße 2259 verläuft nach Birnbaum (4 km westlich) bzw. nach Weisendorf (4 km östlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße verläuft nach Sintmann zur Kreisstraße ERH 28 (1,6 km östlich).[2]

1303 wurde der Ort im Würzburger Lehenbuch erstmals urkundlich erwähnt. Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Retili bzw. Ratili. Eine Person dieses Namens ist als Gründer der Siedlung anzunehmen. In der Urkunde wurde bestätigt, dass Arnold von Dachsbach vom Würzburger Bischof zwei Drittel des Zehnten von Rezelsdorf als Lehen erhalten hat. Dieser Zehntanteil gelangte in der Folgezeit an die Burggrafschaft Nürnberg. Der andere Zehntanteil stand dem Hochstift Bamberg zu. Der zu dieser Zeit schon existierende Rittersitz war Eigengut der jeweiligen Schlossherren. Im ausgehenden 14. Jahrhundert war es in Besitz der Herren von Seckendorff, die es 1395 an die Herren von Steinlinger verkauften. 1479 wurde dieses vom Nürnberger Patrizier Sebald Rieter gekauft. 1492 gelangte es durch Erbfolge an die Patrizier Kreß von Kressenstein, in deren Besitz es die nächsten dreieinhalb Jahrhunderte bleiben sollte.[3]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Rezelsdorf 15 Anwesen (4 Höfe, 6 Sölden, 3 Tropfhäuser und 2 Häuser). Daneben gab es ein Schloss, eine Kirche, ein Pfarrhaus, ein Wirtshaus und eine Ziegelei. Das Hochgericht übte das brandenburg-bayreuthische Kasten- und Jurisdiktionsamt Dachsbach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das Rittergut Retzelsdorf.[4]

1810 kam Rezelsdorf an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde der Ort dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Kairlindach und der 1813 gebildeten Ruralgemeinde Sauerheim zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Rezelsdorf. Sie wurde bereits 1819 mit Sintmann kombiniert. 1824 wurde die Ruralgemeinde Sauerheim mit Mitteldorf in die Ruralgemeinde Rezelsdorf eingegliedert.[5][6] Die Gemeinde Rezelsdorf war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Neustadt an der Aisch zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Neustadt an der Aisch. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden in Sauerheim ein Anwesen dem Patrimonialgericht Weisendorf (bis 1848), ein weiteres Anwesen dem Patrimonialgericht Neuenbürg (bis 1835). Am 12. Juli 1827 wurde die Gemeinde Rezelsdorf dem Landgericht Herzogenaurach und dem Rentamt Erlangen zugewiesen, am 1. Oktober 1847 schließlich dem Rentamt Herzogenaurach.[5] 1857 erwarb eine Gemeinschaft von 15 Bauern den gesamten Kressischen Besitz, das Schloss wurde weiter verkauft und 1870 abgebrochen.[7]

Von 1875 bis 1895 trug der Ort den Namen Retzleinsdorf.

Ab 1862 gehörte Rezelsdorf zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Herzogenaurach (1919–1929: Finanzamt Herzogenaurach, seit 1929: Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Herzogenaurach (1879 in das Amtsgericht Herzogenaurach umgewandelt), seit 1959 ist das Amtsgericht Erlangen zuständig. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 10,173 km².[8]

Am 1. Januar 1972 wurde Rezelsdorf im Zuge der Gebietsreform in die Gemeinde Weisendorf eingegliedert.[9]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rezelsdorfer Straße 11: Ehemalige Schule
  • Sebald-Rieter-Weg 2: Evangelisch-lutherische Filialkirche St. Katharina
  • Am Brunnenhof 14: Steinkreuz
  • Ziegelhüttenweg 1: Wohnstallhaus mit gedecktem Ziehbrunnen
  • Im Schafhof 18: Ehemaliges Wohnstallhaus

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinde Rezelsdorf

Ort Rezelsdorf

Bis 1358 gehörte der Ort kirchlich zu Büchenbach, von da an zur neugegründeten Pfarrei Weisendorf.[21] Seit der Reformation ist der Ort evangelisch-lutherisch geprägt. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind seit dem späten 19. Jahrhundert nach St. Josef (Weisendorf) gepfarrt.

Ein Panorama von Rezelsdorf aus dem Nordosten

  • Johann Kaspar Bundschuh: Retzelsdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 482 (Digitalisat). 
  • Georg Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch. Vergangenheit und Gegenwart. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-München 1970, DNB 457004320, S. 116–117. 
  • Hanns Hubert Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, DNB 452071143 (Digitalisat). 
  • Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216 (Digitalisat). 
  • Georg Paul Hönn: Rezdorf. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 287 (Digitalisat). 
  • Franz Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Verlag für Behörden u. Wirtschaft, Hof (Saale) 1979, ISBN 3-921603-00-5, S. 184–185. 
  1. ab Zahlen und Daten auf der Website weisendorf.de. Höchstwahrscheinlich inkl. Nebenwohnsitzen.
  2. Rezelsdorf im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  3. F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 184. = G. Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S. 116f. Dort wird fälschlicherweise behauptet, dass Sebald Rieter 1449 das Rittergut gekauft habe. Korrektur gemäß Rezelsdorf auf der Website weisendorf.de
  4. Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 125 (Digitalisat). 
  5. ab Hanns Hubert Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, DNB 452071143, S. 146 f. (Digitalisat). 
    = Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 193 f. (Digitalisat). 
  6. Nach Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 60 (Digitalisat).  und Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 222 (Digitalisat).  bildete Rezelsdorf bereits 1818 eine Ruralgemeinde mit Sintmann.
  7. Website Markt Weisendorf
  8. abc Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 681 (Digitalisat). 
  9. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 484. 
  10. ab Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  11. ab Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 76 (Digitalisat).  Für die Gemeinde Rezelsdorf zuzüglich der Einwohner von Mitteldorf (S. 59), Sauerheim (S. 80) und Sintmann (S. 86).
  12. abcdefghijklmno Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 146, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat). 
  13. ab Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 878, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat). 
  14. ab Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1051, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat). 
  15. ab K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 996 (Digitalisat). 
  16. ab K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1044 (Digitalisat). 
  17. ab Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1078 (Digitalisat). 
  18. ab Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 925 (Digitalisat). 
  19. ab Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 174 (Digitalisat). 
  20. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 336 (Digitalisat). 
  21. Rezelsdorf auf der Website weisendorf.de