Tittling – Wikipedia

Die Pfarrkirche St. Vitus, aus Tittlinger Granit erbaut

Tittling ist ein Markt im niederbayerischen Landkreis Passau. Der gleichnamige Hauptort ist ein staatlich anerkannter Erholungsort.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tittling bildet das Herz des Dreiburgenlandes und liegt in der Region Donau-Wald zwischen der Dreiflüssestadt Passau (23 km) und dem Nationalpark Bayerischer Wald. Das Gemeindegebiet erstreckt sich auf einer Höhe von 400 bis 600 Metern westlich der Ilz, einem der letzten Wildflüsse in Bayern. Der Ort ist bekannt für seine Steinbrüche, in denen der Tittlinger Granit abgebaut wird. Die relativ hohe Lage am Hang des 576 m hohen Blümersberges sorgt dafür, dass der Ort fast ganzjährig nebelfrei ist. An Föhntagen reicht die Sicht vom Blümersberg bis zur Kette der Alpen.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt 30 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Es gibt nur die Gemarkung Tittling.

Bis zum 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1155 ist der Ort als Adelssitz erstmals urkundlich belegt. Der Markt Tittling im heutigen Bezirk Niederbayern gehörte den Grafen von Taufkirchen, bis ihn 1290 der bayerische Herzog kaufte. Somit war der Ort Teil des Kurfürstentums Bayern und bildete eine geschlossene Hofmark, deren Sitz Tittling war. Der verkehrsgünstig gelegene Ort besitzt schon seit 1322 die Marktrechte mit wichtigen Eigenrechten, heute noch werden viermal im Jahr sogenannte Kirtas (Märkte) veranstaltet. Ein schwerer Brand am 17. April 1803 verwüstete den Markt und vernichtete sowohl das Schloss als auch die barocke Einrichtung der gotischen Pfarrkirche St. Vitus. Von 1890 bis 1892 wurde die heutige neugotische Pfarrkirche aus Tittlinger Granit erbaut und am 21. September 1893 von Bischof Michael von Rampf geweiht. Sie besitzt einen 72 Meter hohen Turm. Die alte Kirche wurde abgebrochen.

20. und 21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen dem 24. und dem 29. April 1945 kam es im Umfeld von Tittling zu Kämpfen zwischen der amerikanischen 11th Armored Division und Einheiten von Wehrmacht und Waffen-SS. Dabei wurde auch Tittling beschossen, eine größere Anzahl von Menschenleben war zu beklagen.[4] Nach Kriegsende gab es bis 1946 im Ort ein großes Gefangenenlager.[5] Im Markt und der Gemeinde entstanden schwere Schäden, doch Tittling erholte sich rasch, entwickelte eine gesunde Wirtschaft und wurde ab dem 1. September 2013 in der Verordnung über das Landesentwicklungsprogramm (LEP) als Mittelzentrum ausgewiesen. 1978 erhielt die Gemeinde im Wettbewerb Unser gastliches Bayern eine Anerkennung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Verkehr und 1982 das Prädikat staatlich anerkannter Erholungsort.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zeitraum 1988 bis 2018 wuchs der Markt von 3877 auf 4238 um 361 Einwohner bzw. um 9,3 %.

  • 1840: 1477 Einwohner
  • 1900: 1964 Einwohner
  • 1970: 3924 Einwohner
  • 1987: 3860 Einwohner
  • 1991: 3883 Einwohner
  • 1995: 3898 Einwohner
  • 2000: 3793 Einwohner
  • 2005: 3789 Einwohner
  • 2010: 3637 Einwohner
  • 2015: 4008 Einwohner
  • 2019: 4241 Einwohner[6]

Marktgemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Marktgemeinderat setzt sich seit der Kommunalwahl am 15. März 2020 wie folgt zusammen:[7]

Die Wahlbeteiligung betrug 55,13 %. Gegenüber der Amtszeit 2014 bis 2020 musste die CSU und SPD jeweils einen Sitz abgeben, ÜW und Freie Wähler gewannen jeweils ein Mandat dazu.

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Bürgermeister ist seit dem 14. Februar 2012 der von der CSU vorgeschlagene parteilose Bewerber Helmut Willmerdinger. Er gewann die Wiederholungswahl am 12. Februar 2012 gegen Roswitha Toso von der Bürgerinitiative „Freie Bürger Tittling“ mit 54 Prozent der Stimmen.[8] Weil CSU-Amtsinhaber Waldemar Bloch von der am 27. November 2011 vorgesehenen Stichwahl ohne Angabe von Gründen zurücktrat, musste der Urnengang wiederholt werden.[9] Mittlerweile ist man im Gemeinde- und Landkreiswahlgesetz zur alten Rechtslage, die bis 2008 gegolten hatte, zurückgekehrt. Bei der zwischenzeitlichen Regelung bestand die Gefahr des Missbrauchs und der Manipulation.

Der parteilose Willmerdinger wurde am 24. September 2017 mit 67 % im ersten Wahlgang in seinem Amt bestätigt.[10]

Seit 1946 standen an der Spitze der Gemeinde:[11]

  • 1946–1948 Alois Raster
  • 1948–1959 Johann Habereder
  • 1959–1975 Alois Drexler
  • 1975–1987 Michael Fischl
  • 1988–2005 Herbert Zauhar
  • 2006–2011 Waldemar Bloch
  • seit 2012 Helmut Willmerdinger

Finanzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 2017 3.414.000 Euro, davon waren 944.000 Euro (netto) Gewerbesteuereinnahmen und 1.776.000 Euro Gemeindeanteil an der Einkommensteuer.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „Gespalten; vorne in Silber ein mit einem linkshin schreitenden goldenen Löwen belegter schwarzer Schräglinksbalken, begleitet von zwei vierblättrigen roten heraldischen Rosen mit goldenen Butzen; hinten in Silber drei absteigende blaue Rauten.“[12]

Wappenführung seit 1924

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museumsdorf Bayerischer Wald bei Tittling

Das Museumsdorf Bayerischer Wald48.741507213.349546 zählt zu den größten europäischen Freilichtmuseen. Haus- und Hofformen des Bayerischen Waldes vom 14.–19. Jahrhundert werden im Original ausgestellt.

Bau- und Bodendenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2017 gab es in der Gemeinde 1618 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Von der Wohnbevölkerung standen 1633 Personen in einem versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Damit war die Zahl der Auspendler um nur 15 Personen größer als die der Einpendler. 85 Einwohner waren arbeitslos. 2016 gab es 25 landwirtschaftliche Betriebe. Von der Gemeindefläche waren 946 Hektar landwirtschaftlich genutzt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tittling liegt an der Bundesstraße 85 von Regen (Stadt) (40 km) bzw. Grafenau (18 km) nach Passau (23 km), welche in Richtung Passau gut ausgebaut ist. Über den Autobahnzubringer erreicht man nach rund 15 km die Bundesautobahn 3 (Ausfahrt Aicha vorm Wald).

Der Markt liegt auch an der ehemaligen Eisenbahnstrecke Deggendorf – Kalteneck (– Passau) und besaß den höchstgelegenen Bahnhof dieser Bahnlinie. Seit Frühjahr 2006 befindet sich auf dieser Trasse der Donau-Ilz-Radwanderweg von Hengersberg über Eging am See nach Kalteneck. Der Radwanderweg wird im Winter als Langlaufloipe genutzt.

Erholungs- und Sportmöglichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dreiburgensee, Museumsdorf Bayerischer Wald, Ilztal, Wanderwege, Aussichtspunkt Blümersberg, Hallenbad, Sporthallen, Sauna, Tennisplätze (5), Fitnesscenter, Solarien, Sommereisstockbahn, Skatepark, Reithalle, Minigolf, Skilift, Langlaufloipen, Theater, Danceclub, reichhaltiges Freizeitangebot durch rund 70 örtliche Vereine und Gruppen

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt folgende Einrichtungen:

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Markt Tittling in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 20. August 2018.
  3. Gemeinde Tittling, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 28. Dezember 2021.
  4. Sinnloser Widerstand entlang der Ostmarkstraße: Die Kämpfe bei Regen-Langdorf, Eppenschlag, Schönberg, Perlesreut und Tittling am 25. April 1945
  5. Herbert Zauhar: Beiträge zur Tittlinger Zeitgeschichte. In: Toni Schuberl (Hrsg.): Eginger Jahrbuch 2016. ISBN 978-3-946910-00-8. 
  6. Verwaltungsgemeinschaft Tittling (Hrsg.): Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Tittling. Nr. 15. Offsetdruck Dorfmeister, Tittling 29. Juli 2020, S. 2. 
  7. Gemeinderatswahl 2020, abgerufen am 20. Juli 2020
  8. Helmut Willmerdinger wird Tittlings neuer Bürgermeister! (wochenblatt.de [abgerufen am 8. Juli 2018]). 
  9. Rückzug vor der Stichwahl 2011
  10. Wiederwahl 2017, abgerufen am 20. Juli 2020
  11. Bausteine für eine heimatkundliche Sammlung Tittling, abgerufen am 20. Juli 2020
  12. Eintrag zum Wappen von Tittling in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  13. Wilhelm-Niedermayer-Grundschule in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 10. April 2019.
  14. Wilhelm-Niedermayer-Mittelschule in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 10. April 2019.
  15. Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 18. Februar 2019, BayMBl. 2019 Nr. 134
  16. Staatliche Realschule Tittling in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 10. April 2019.